Tierschutz Gnadenhof für verletzte Tiere in der Börde
Warum auch größere Nutztiere immer häufiger ein neues Zuhause brauchen, zeigt sich in der Außenstelle des Satueller Tierheims.
Satuelle/Hohe Börde l Gemütlich grast die kleine, weiße Stute vor sich hin. Mit drei anderen Ponys hat sie in der Hohen Börde ein liebevolles Zuhause gefunden. Man sieht ihr nicht an, dass sie vor zwei Monaten völlig verwahrlost hier ankam, von Maden zerfressen und kaum noch lebensfähig. Hier, inmitten der Idylle, befindet sich eine Außenstelle des Tierheims Satuelle, wo Nutztiere Platz finden.
„Im Tierheim haben wir keinen Platz und keine Möglichkeiten für die Unterbringung von Pferden, Schafen und Co.“, sagt Kathrin Behrends, ihrerseits Leiterin des Tierheims Satuelle. Auf ihrem Privatgrundstück hat sie mehrere Ställe und Wiesen, die als offizielle Außen- und Pflegestelle des Tierheims Satuelle genehmigt sind. Hier beherbergt sie Ponys, Schafe, Ziegen oder auch Hühner, die aus verschiedenen Gründen ihr Zuhause verlassen mussten.
In den vergangenen Jahren ist Kathrin Behrends aufgefallen, dass nicht nur Hunde und Katzen, sondern vermehrt auch Nutztiere vernachlässigt, ausgesetzt oder abgegeben werden. „Viele unterschätzen die Tiere. Es gehört eben mehr dazu, als ein Pony auf eine grüne Wiese zu stellen und es sich selbst zu überlassen“, sagt sie.
Insgesamt leben auf ihrem Hof derzeit zehn Pferde, vier Esel, drei Schafe und zahlreiche Hühner und Kaninchen. Sie kommen nicht nur aus dem Landkreis Börde, sondern auch aus anderen Regionen. „Jedes Tier hat sein eigenes Schicksal“, sagt sie. Eine Vermittlung einiger Tiere sei grundsätzlich möglich, andere jedoch finden hier den Gnadenhof für den Rest ihres Lebens.
„Viele Tiere haben eine schlimme Vergangenheit, da muss man sehr behutsam sein“, erzählt Kathrin Behrends. Gerade mit der weißen Stute habe sie damals gelitten. Bei einem anderen Pferd lag sie nachts mit in der Box und versuchte krampfhaft, ihm Wasser einzuflößen. Bei solchen Geschichten wird klar: Hier arbeitet jemand mit Herzblut daran, dass es den Tieren gut geht.
Mit der Außenstelle hat sich die Tierheim-Leiterin vor vier Jahren einen kleinen Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer mit Großtieren arbeiten“, sagt die gelernte Tierheim- und Pensionstierpflegerin. Doch sie betont auch, dass diese Arbeit ohne die Unterstützung des engagierten Tierheim-Teams nicht möglich wäre. „Das ist ein Fulltime-Job. Nach der Arbeit im Tierheim geht es hier weiter“, sagt sie.
Das bedeutet auch, dass sie sich zum Feierabend eine Stunde lang hinstellt und das Futter für die Tiere auf dem Hof schnippelt. Dann wird es zur Not auch fein gerieben, wenn eine Schaf-Oma aufgrund fehlender Zähne nicht mehr so gut kauen kann. „Es ist schön, wenn ich nach Hause komme und bei den Tieren sein kann“, sagt Behrends. Sie könne dann abschalten.
Manchmal, wenn ein Tier neu ist und intensiver Pflege bedarf, dann ist Kathrin Behrends auch mal Ersatzmama. „Ich hatte ein verletztes Schaf hier, das mir auf Schritt und Tritt gefolgt ist“, sagt sie und schmunzelt. Insgesamt 25 Pferde habe sie in den vergangenen Jahren erfolgreich weitervermittelt. „Ich kann schließlich auch nicht alle Tiere behalten“, sagt sie. Doch einige, wie die weiße Stute oder das verletzte Schaf, die bleiben bei ihr und genießen ihren Lebensabend.