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Hygiene Den Keim im Keim ersticken

Den multiresistenten Erregern wird im Ameos Klinikum Haldensleber der Kampf angesagt. Mitarbeiter werden extra geschult.

Von Jens Kusian 09.03.2019, 00:01

Haldensleben l Dass Hygiene in Krankenhäusern groß geschrieben wird, ist selbstverständlich. Im Ameos Klinikum Haldensleben wird sie aber nun noch größer geschrieben. Dafür sorgt das Team um Dr. Robert Lange. Er ist Krankenhaushygieniker der Haldensleber Ameos-Einrichtungen.

„Keime kennen keine Grenzen“, weiß Lange. Dass sei auch in Krankenhäusern so. Besonders die multiresistenten Erreger sind eine Herausforderung für die Kliniken. „Wir finden sie sowohl im stationären als auch im ambulanten und rehabilitären Bereich. Das ist leider so“, meint er.

Ihm zur Seite stehen Birgit Blankenburg und Andreas Maltritz. Sie sind die beiden Hygienefachkräfte im Klinikum. Insgesamt zwölf dieser Fachkräfte hat das Schweizer Unternehmen in seiner Region Ost ausbilden lassen. „Das sind mehr als gesetzlich vorgeschrieben“, unterstreicht Robert Lange.

Darüber hinaus sind für das Klinikum Haldensleben zusätzlich 33 hygienebeauftragte Schwestern und Pfleger ernannt worden. 15 davon sind bereits am Ameos-Institut „Albert Schweitzer“ zu Hygienebeauftragten in der Pflege ausgebildet worden. Außerdem stehen für jede Abteilung der beiden Krankenhäuser in Haldensleben – Somatik und Psychiatrie – hygienebeauftragte Ärzte zur Verfügung.

„Die multiresistenten Erreger erschlagen uns fast. Dementsprechend groß ist auch die Angst bei den Patienten“, sagt Birgit Blankenburg. Deshalb werde jeder Patient im Klinikum auch dementsprechend überprüft. Dieses Aufnahmescreening sei notwendig, um auch mikrobiologische Befunde bewerten zu können, so die Hygienefachkraft weiter.

„Hygiene ist immer Prophylaxe, nicht Therapie“, unterstreicht Blankenburg. Dementsprechend groß sind die Vorsorgemaßnahmen. Im Haldensleber Klinikum wird dabei auf vier Säulen gesetzt. Dazu zählen Schulungen zur Basishygiene für alle Mitarbeiter. „A und O ist dabei die Handdesinfektion beim Betreten und Verlassen des Krankenhauses“, meint Birgit Blankenburg. Entsprechende Spender sind fest installiert und Hinweistafeln machen auch die Besucher des Klinikums darauf aufmerksam.

Als weitere Maßnahme zur Vorsorge sind die Hygienfachkräfte täglich auf allen Stationen unterwegs. Besonders die Intensivstation sei ein kritischer Punkt, hier schauen die Fachkräfte ganz genau hin. „Da dort die Patienten gewaschen werden müssen, gibt es spezielle Waschhandschuhe, um die Keimlast auf der Haut der Patienten zu reduzieren“, erklärt Robert Lange dazu. Die Stationsbegehungen würden auch bei den Ärzten auf hohe Akzeptanz stoßen, meint er. Deshalb sind die Hygienefachkräfte auch bei den Visiten oder gar bei Operationen anwesend.

Neben monatlichen Schulungen bietet das Ameos Klinikum auch zusätzlich vier Hygieneschulungen für Ärzte und vier für Pflege- und Funktionsbereiche an. Zudem schulen Birgit Blankenburg und Andreas Maltritz auch einmal im Jahr die Dienstleister, die beispielsweise für die Reinigung und die Technik im Klinikum zuständig sind, in Sachen Hygiene.

„Keiner ist vor Keimen gefeit. Wir müssen uns jeden Tag dieser Herausforderung stellen“, versichert der Krankenhaushygieniker. „Wir können die Bakterien nicht verdrängen, aber versuchen, mit ihnen besser ins Gleichgewicht zu kommen.“ Dabei helfen sollen auch zwei Antibiotikaexperten, der bereits für das Haldensleber Klinikum ausgebildet worden sind. Weitere werden noch folgen, denn „der Bedarf ist riesig“, macht Lange deutlich.

In Planung ist zudem eine „Hygienesprechstunde“ für Patienten und Angehörige. Auch hier sei das Interesse groß, ist Birgit Blankenburg überzeugt. Bestes Beispiel dafür ist der Hygienetag des Landkreises Börde, der im Februar erstmals stattfand. Im Mittelpunkt stand dabei die Bekämpfung multiresistenter Keime hat. Rund 140 Teilnehmer nutzten dabei verschiedene Foren, um mit Hygieneexperten und Akteuren ins Gespräch zu kommen.

Die Ameos-Gruppe habe bereits mehr als vier Millionen Euro in Hygiene, Infektologie und Labor gesteckt, betont Robert Lange und verweist damit auch auf die Wichtigkeit, die der Bekämpfung multiresistenter Erreger mittlerweile beigemessen wird.