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Flohmarkt in Schwanefeld Kaserne bietet Schätze aus zweiter Hand

Die ehemalige Grenzkaserne in Schwanefeld steckt voller Schätze. Hier wird fast alles, was zum täglichen Leben gehört, angeboten – aus zweiter Hand. An jedem Sonnabend können hier Schnäppchenjäger erwerben, was bei Wohnungsauflösungen anfällt.

Von Marita Bullmann 29.07.2023, 10:15
Wolfgang Dubke gibt fast allem, was bei Wohnungsauflösungen anfällt, die Chance auf eine zweite Nutzung - egal, ob es Teppiche und Matratzen sind, Möbel und Lampen oder vieles mehr.
Wolfgang Dubke gibt fast allem, was bei Wohnungsauflösungen anfällt, die Chance auf eine zweite Nutzung - egal, ob es Teppiche und Matratzen sind, Möbel und Lampen oder vieles mehr. Foto: Marita Bullmann

Schwanefeld - Die meisten Grenzkasernen in der Region haben längst eine neue Nutzung gefunden. Nur die in Schwanefeld stand extrem lange leer. Bis sie zu neuem Leben erweckt wurde.

Von außen und teilweise auch innen besprüht, bot sie keinen schönen Anblick. Daran hat sich zwar nichts geändert, doch inzwischen steht auch diese Kaserne nicht mehr leer. Seit März 2022 können hier Schnäppchenjäger an jedem Sonnabend auf die Suche gehen – vom Keller bis unters Dach.

Zu verdanken ist das Wolfgang Dubke. Der gebürtige Schöninger ist gelernter Kaufmann und hat eigentlich fast sein ganzen Leben lang gehandelt, war auf regulären Märkten ebenso wie auf Floh- und Trödelmärkten unterwegs, im An- und Verkauf und in anderen Bereichen. 2010 hat er seine Firma Haus- & Wohnungsräumungen gegründet, die auch Umzüge übernimmt. Das sei das Kerngeschäft, erzählt er, doch es gebe weitere Standbeine – von Treppenhausreinigung übers Rasenmähen bis zum Winterdienst im Raum Schöningen und Helmstedt. Der Unternehmer beschäftigt zehn Mitarbeiter, darunter auch einige in Teilzeit.

Die ehemalige Kaserne in Schwanfeld ist mittlerweile vollgestopft mit kleinen und großen Schätzen.
Die ehemalige Kaserne in Schwanfeld ist mittlerweile vollgestopft mit kleinen und großen Schätzen.
Foto: Marita Bullmann

Wenn Häuser und Wohnungen geräumt werden sollen, ist vieles einfach zu schade für den Sperrmüll. Wolfgang Dubke kam daher auf die Idee, noch Brauchbares einzulagern und zum Verkauf anzubieten. Nach einigen Jahren war das Lager in Hoiersdorf voll. „Da habe ich mich nach etwas Preiswertem umgesehen, um weiter einlagern zu können. Und ich bin auf dieses Gebäude gestoßen“, erzählt er. Die Eigentümerin habe ihm die Kaserne in Schwanefeld verkauft, sogar ohne die Weide dahinter, denn die könne er nicht brauchen.

Farbe blättert, Putz rieselt

Seit einem guten Jahr steht die Kaserne sonnabends von 10 bis 17 Uhr Interessenten offen. „Wir können nur sonnabends öffnen, mehr Zeit haben wir nicht“, versichert Wolfgang Dubke, der dann auch selbst vor Ort ist. Renoviert hat er die Kaserne nicht. Teilweise blättert die Farbe von Decke und Wänden, an einigen Stellen rieselt auch der Putz. Mehrere Wände sind mit irgendwelchen Hieroglyphen beschmiert, Relikte aus den vielen Jahren des Leerstands. Für diesen besonderen Großflohmarkt spielt das aber keine Rolle. Hier wird alles abgestellt, wie es aus den Wohnungen geholt wird.

Es ist eng, alle Räume sind belegt, auch auf den breiten Fluren stehen Regale oder Schränke. Alles, was im Haus oder in der Wohnung steht, ist hier zu finden – Leitern verschiedener Größen, elektrische Geräte von der Waschmaschine bis zum Mixer, Teppiche, Gardinen, Möbel von alten Truhen bis zu modernen Wohnzimmerschränken. In mehreren Räumen stehen unzählige Stühle übereinander, ein Raum ist voll mit Bildern, in einem befinden sich nur Lampen. Regale mit Büchern laden zum Stöbern ein. Spielzeug unterschiedlichster Art und verschiedenen Alters ist zu entdecken. Dutzende von Koffern und Reisetaschen stapeln sich. Sogar alte Weinflaschen gibt es hier, und natürlich Geschirr und verschiedenste Küchenutensilien.

Keine exakte Sortierung

Eine Mitarbeiterin ist dabei, immer wieder etwas zu sortieren. So hat sie beispielsweise ein Weihnachtszimmer eingerichtet. In der Regel aber gilt, wenn man etwas ganz Bestimmtes sucht, muss man schon durchs ganze Haus laufen und Zimmer für Zimmer inspizieren, denn eine exakte Sortierung gibt es hier nicht. Zwar ist der Platz grob verteilt, aber das gesuchte Geschirr, Buch oder Spielzeug kann zum Beispiel durchaus in irgendeinem Raum oder auf dem Flur in einem Schrank stehen und nicht im ursprünglichen Küchentrakt.

„Viele Menschen stöbern gern und freuen sich, wenn sie etwas finden, das ist für sie ein kleines Erfolgserlebnis“, weiß Wolfgang Dubke. Und die Unübersichtlichkeit ist wohl sogar Konzept.

Nachhaltigkeit liegt im Trend

Seine Kunden sind nicht unbedingt Menschen, die wenig Geld haben, weiß er, es sind eher die, die sparen wollen. „Man spricht heute so viel von Nachhaltigkeit, eigentlich sind wir in Sachen Nachhaltigkeit schon lange unterwegs.“ Er habe inzwischen viele Stammkunden, freut sich Wolfgang Dubke. Und wenn der eine sagt, das würde er aber wegwerfen, hat der andere sogar Tränen in den Augen, weil er genau danach gesucht hat.

Inge Freytag ist mit ihrer Familie nicht zum ersten Mal hier. Sie mag es zu stöbern, erzählt sie. „Auch ohne was zu suchen findet man was“, meint Daniela Stövesandt. Eine junge Familie hat drei Gießkannen und zwei alte Gartenstühle für sich entdeckt.

Getestet - und verkauft

Ein Mann schaut in den Raum im Eingangsbereich, in dem Wolfgang Dubke zu finden ist. Er will wissen, ob die Rasentrimmer funktionieren. Eigentlich müsste alles funktionieren, was hier steht, meint der 64-Jährige. Aber er solle die Rasentrimmer doch reinholen, um sie auszuprobieren. Stecker in die Steckdose und schon schnurren sie los. Ein Rasentrimmer ist verkauft.

Gerade kommt ein Junge mit seinem Vater. Der Schüler sucht einen großen Schreibtisch und hat genaue Vorstellungen. Alt müsse er sein und Fächer an beiden Seiten haben, erklärt er. Wolfgang Dubke rät ihm, sich umzusehen, und Vater und Sohn gehen los.