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Brand und Feuer Kein Alkohol im Einsatz und lautes Tatütata: Wie läuft es wirklich bei der Haldensleber Feuerwehr?

Die Feuerwehr wird in Haldensleben und den Ortsteilen oft gesichtet, schließlich hat sie hier viel zu tun. Dabei gibt es vieles, das die Haldensleber nicht sehen. Hier sind sieben Fakten, die sie womöglich noch nicht wussten.

Von Julia Schneider 15.07.2023, 10:00
So kann die Einsatzkleidung der Haldensleber Feuerwehrleute nach einem Brand aussehen. Hier sind drei Mitglieder zu sehen, die an einer Ausbildung im Brandschutzcontainer teilgenommen haben. Wie die Kleidung der Feuerwehrleute wieder sauber wird, darüber wissen nur wenige Haldensleber Bescheid.
So kann die Einsatzkleidung der Haldensleber Feuerwehrleute nach einem Brand aussehen. Hier sind drei Mitglieder zu sehen, die an einer Ausbildung im Brandschutzcontainer teilgenommen haben. Wie die Kleidung der Feuerwehrleute wieder sauber wird, darüber wissen nur wenige Haldensleber Bescheid. Foto: Freiwillige Feuerwehr Haldensleben

Haldensleben - Die freiwilligen Feuerwehrleute in Haldensleben sind unter den Bürgern richtig beliebt. Das zeigt nicht zuletzt der Facebook-Auftritt der Gruppe, der immer mehr Zuspruch findet. Dort teilt die Feuerwehr Informationen über jeden ihrer Einsätze, Bürger schreiben Lobes-Bekundungen darunter. Auch wenn die ehrenamtlichen Feuerwehrleute durch diesen Auftritt sehr transparent wirken, so gibt es viele Dinge, die die Haldensleber nicht über sie wissen. Die sollen hier einmal erklärt werden.

Tempo

Wie können die Feuerwehrleute so schnell am Einsatzort sein?Da die Feuerwehrleute alle ehrenamtlich tätig sind, gehen die meisten von ihnen einem Beruf nach. Viele der Haldensleber Kameraden sind Pendler und daher tagsüber nicht in in der Stadt. „Wir haben aber auch viele Mitglieder, die in Haldensleben arbeiten oder sogar direkt bei der Stadt angestellt sind“, verrät Haldenslebens Wehrleiter Frank Juhl. Er selbst arbeitet für die Stadt. Wenn der Pieper anschlägt, springt er in sein Auto und fährt zum Feuerwehrgerätehaus an der Gerikestraße. Dort hängt die Einsatzkleidung der Kameraden bereit. „Jeder hat sein eigenes System, um sich so schnell wie möglich anzuziehen“, sagt Frank Juhl. Die gesetzliche Hilfsfrist, also die Zeit, in der die Feuerwehrleute bei einem Einsatz sein müssen, liegt bei 12 Minuten. In dieser Zeit müssen mindestens acht Feuerwehrleute vor Ort sein. „Das schaffen wir auch oft“, sagt Frank Juhl. In weiter von der Kernstadt entfernten Ortsteilen wie Satuelle oder Uthmöden, geht es aber nicht so schnell. „Deshalb gibt es dort Ortsfeuerwehren“, erklärt Frank Juhl. Gibt es einen Einsatz in Süplingen, wo die Ortsfeuerwehr nicht mehr genügend Mitglieder hat, werden übrigens stets vier Feuerwehren alarmiert – und zwar die aus Haldensleben, Bülstringen, Uthmöden und aus dem Ort selbst.

Haldenslebens Wehrleiter Frank Juhl vor seinem Spind im Feuerwehrgerätehaus: Jedes Feuerwehrmitglied hat seine eigene Art, die Kleidung für den Einsatz vorzubereiten, so dass sie schnellstmöglich angezogen werden kann.
Haldenslebens Wehrleiter Frank Juhl vor seinem Spind im Feuerwehrgerätehaus: Jedes Feuerwehrmitglied hat seine eigene Art, die Kleidung für den Einsatz vorzubereiten, so dass sie schnellstmöglich angezogen werden kann.
Foto: Julia Schneider

Straßenverkehr

Sind für Feuerwehrleute alle Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt?Um schnell im Gerätehaus zu sein und sich umzuziehen, wenn es brennt, drückt Frank Juhl mit seinem Privatwagen schon einmal auf das Gaspedal. Darf er das? „Naja. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung ist sozusagen noch im Rahmen des gesetzlich Möglichen, wenn sie angemessen ist. 60 in einer 50er-Zone wäre angemessen, 70 in einer 30er-Zone natürlich nicht. Wir sollen schnell am Einsatzort sein, aber es darf dadurch natürlich nichts passieren“, sagt der Wehrleiter. Im Einsatz hat ein Feuerwehrauto mit eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht übrigens immer Vorrang. Da machen selbst die Mitarbeiter der Deutschen Bahn im Ernstfall kurz die Schranken auf, um die Kameraden durchzulassen – natürlich nur, wenn der Zug noch nicht naht.

Tatütata

Manche Bürger stört, dass die Feuerwehr auch nachts mit Martinshorn durch die Stadt fährt. Darf sie das?„Wir müssen das sogar. Laut Gesetzgeber müssen wir bei jedem Einsatz mit eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht fahren. Haben wir aber nachts einen Einsatz und die Gerikestraße ist von vorne bis hinten frei, dann schalten wir das Martinshorn nur anfangs kurz ein und danach aus, damit wir nicht zu viele Menschen wecken“, sagt Frank Juhl.

Alkohol

Müssen alle Kameraden nüchtern bleiben, um auf einen Einsatz vorbereitet zu sein?„Generell dürfen die Kameraden nur mit 0,0 Promille am Einsatz teilnehmen“, erklärt Frank Juhl. Viele der Haldensleber Feuerwehr-Mitglieder würden ohnehin keinen Alkohol trinken. „Am Herrentag gibt es normalerweise genug Leute, die ich einsetzen kann. Vor Weihnachten und Silvester hänge ich eine Liste aus, wer überhaupt da ist, denn viele verreisen“, sagt Frank Juhl. So weiß er immer, wer einsatzbereit ist. Und sollte doch mal jemand etwas getrunken haben und zum Einsatz kommen? „Ein einziges Feierabendbier ist sicher kein Problem. Aber unsere Fahrer sind konsequent immer nüchtern“, sagt Frank Juhl.

Rauch & Dreck

Müssen die Kameraden ihre Einsatzkleidung selbst waschen?„Bitte nicht!“, sagt Frank Juhl. Die Bekleidung der Feuerwehrleute besteht aus Hose, Jacke, Sicherheitsstiefeln, Helm, Atemschutzmaske, Flammschutzhaube und einem Feuerwehrhaltegurt. Die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr haben sogar einen zweiten Bekleidungssatz für die Innenbrandbekämpfung. Die Kleidung ist Spezialkleidung, die viel kostet. Der Wert einer Hose liegt beispielsweise bei rund 500 Euro. Die leichtere Kleidung wird im Gerätehaus selbst gewaschen. Wer das Gefühl hat, es ist etwas sehr dreckig, trägt sich in eine Liste ein. Eine Kameradin kümmert sich dann um die Wäsche. Sind schwere Sachen verschmutzt, gehen sie in eine Reinigung. Ihre Schuhe müssen die Feuerwehrleute selber putzen. „Wir treffen uns einmal im Jahr kurz vor Silvester und putzen unsere Schuhe. Dann werden auch die Spinde ausgeräumt und gereinigt“, sagt Frank Juhl.

Entschädigung

Bekommen die Feuerwehrleute Geld für ihre Arbeit?„Es gibt eine Aufwandsentschädigung. Die liegt bei 15 Euro pro Einsatz. Dabei ist es egal, ob der eine halbe Stunde oder sieben Stunden dauert“, erklärt der Wehrleiter.

Unterstützung

Haben Bürger die Pflicht, der Feuerwehr zu helfen – beispielsweise beim Löschen?„In Deutschland gibt es die Jedermanns-Pflicht“, sagt Frank Juhl. So muss jeder Bürger im Rahmen seiner Möglichkeiten Hilfe leisten. „Wenn du siehst, dass es brennt, solltest du den Feuerlöscher benutzen“, empfiehlt Frank Juhl. Allerdings: „Bringst du dich damit selbst in Gefahr, hast du Kinder dabei, wird das natürlich schwierig. Was aber jeder tun kann, ist den Notruf wählen. Dabei ist es ganz egal, ob schon 50 Leute vor dir angerufen haben. Lieber einmal öfter, als wenn gar keiner anruft“, sagt der Wehrleiter.