Lätzchencafé Kinder bedeuten Hoffnung

Ein Lätzchencafé hat es zum zweiten Mal in Calvörde für Neugeborene und deren Eltern gegeben. Vieles kam auf den Tisch.

Von Anett Roisch 16.11.2019, 00:01

Calvörde l Im Bürgersaal, wo sonst Trauungen vollzogen oder Debatten in Sitzungen gehalten werden, ist ein Gewirr aus Babygebrabbel und Stimmen der Erwachsenen zu hören.

Volkmar Schliephake (CDU), Bürgermeister der Mitgliedsgemeinde Calvörde, begrüßt vier junge Gäste und ihre Eltern. „Es ist wohl die schönste Veranstaltung unserer Gemeinde. Das Lachen der Kinder steckt an“, schwärmt Schliephake und beglückwünscht die Eltern im Namen des Gemeinderates zum Nachwuchs.

Lange reden wolle er mit Blick auf die Wonneproppen nicht, sagt der Bürgermeister gleich zu Beginn. Der Nachwuchs könne schließlich noch nicht so lange durchhalten und verlange viel Aufmerksamkeit von seinen Eltern.

„Wir haben uns über die Einladung gefreut“, sagen Judith Koch und Maik Hofmann aus Calvörde, die sich schon eifrig im Gespräch mit den anderen Eltern am Tisch befinden. Ihre Tochter Alma, die vor neun Monaten auf die Welt kam, wird die Kindereinrichtung „Abenteuerland“ besuchen. „Ich komme ursprünglich aus Flechtingen und mein Freund hat zuvor in Bebertal gewohnt. Wir arbeiten beide in Calvörde. Wir haben hier ein Häuschen gefunden und fühlen uns wohl“, beschreibt die junge Mutter.

In der Gemeinde leben derzeit 3570 Menschen. „Vor fünf Jahren waren es 3676“, bilanziert Schliephake. Die Einwohnerzahl sinkt laut der Statistik.

Die Zahl der jährlichen Geburten lagen – nach seinen Ausführungen – meist bei 24 Mädchen und Jungen. Im Jahr 2018 waren es sogar 29 Neugeborene. „Im vergangenen Jahr waren wir richtig euphorisch. Bis gestern waren es zwölf Geburten für 2019. Vielleicht kommen ja noch einige Kinder zur Welt – wir haben ja noch einige Wochen Zeit“, blickt Schliephake voraus. Irgendetwas wäre – seiner Ansicht nach – schief gelaufen. „Also nicht bei Ihnen, sondern bei den anderen, die heute nicht beim Lätzchentreff dabei sind“, betont er schmunzelnd. Er zitiert den französischen Philosophen Honoré de Balzac: „Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten, der hat vergessen, dass Kinder Hoffnung bedeuten.“

Schliephake erklärt, dass die jungen Eltern sicher fest daran glauben, dass die Welt noch zu retten ist. „Wir in der Kommunalpolitik sind festen Willens, die Welt regional ein bisschen besser zu machen“, sagt der Bürgermeister. Die Gemeinde würde die Rahmenbedingungen schaffen, damit junge Familien die Grundlage und die Freude haben, in der Kommune zu leben. Die Gemeinde Calvörde habe etwa 2 000 Arbeitsplätze sowie Kindertagesstätten in Calvörde, Wegenstedt und Zobbenitz. Es gibt die Grundschule in Wegenstedt und die Sekundarschule in Calvörde.

Der Gemeindechef stellt fest, dass es einen Trend gibt, dass junge Leute wieder aufs Dorf ziehen. Mit den 35 Vereinen gäbe es für alle Altersklassen eine Plattform, um sich zu treffen.

Der Bürgermeister regt an, dass die jungen Menschen bei Wünschen und Problemen in der Verwaltung vorsprechen sollen. Die Gemeinde habe immer ein offenes Ohr für die Belange der Bürger. Auf dem Schoß von Christine Lorenz aus Berenbrock sitzt der fast zwölf Monate alte Franz. Der Junge soll demnächst die Kita in Zobbenitz besuchen. „Es ist eine kleine Einrichtung, die Kinder sind viel draußen. Das gefällt uns“, beschreibt die junge Mutter. „Berenbrock braucht dringend einen Spielplatz. Der nächst gelegene Platz ist in Elsebeck. Der Nachbarort ist für uns ganz schlecht zu erreichen, denn es führt nur eine viel befahrene Straße dort hin, da gibt es auch keinen Radweg“, kritisiert Christine Lorenz. „Stimmt, Berenbrock ist der einzige Ort in der Gemeinde, der keinen Spielplatz hat. Wir müssen gucken, ob wir da eine kleine Fläche – vielleicht auf dem Hof vom Dorfgemeinschaftshaus – finden. Der Radweg ist die nächste Baustelle“, sagt Schliephake.

Auch Ole wird ab März des nächsten Jahres die Calvörder Kita besuchen. „Wir haben schon einen Krippenplatz“, sagten seine Eltern, Claudia und Marvin Langmesser. „Ich bin in Dorst geboren. Mein Mann kommt aus Wolfsburg. Ich habe ihn nach Dorst entführt“, erzählt die junge Mutter mit einem Augenzwinkern.

Die kleine Romy ist eine Calvörderin. Ihre Mutter Stefanie Günther erzählt: „Ich wohne schon immer in Calvörde. Man hat hier alles in Reichweite. Romy ist 13 Monate alt und besucht schon das Abenteuerland.“

Heidemarie Schweickert, Ortsteilbeauftragte in Calvörde und stellvertretende Vorsitzende im Sozialausschuss der Gemeinde sowie Dagmar Becker und Sibylle Fügner, Mitarbeiterinnen der Verwaltung, helfen beim Verteilen der Geschenke. Blumen gibt es vom Gemeindechef für die Mütter. Schliephake gesteht, dass es Präsente nur in einer überschaubaren Form gäbe. „Als Gemeinde sind wir in der Konsolidierung. Wir haben nicht die großen Mengen an Geld, aber es geht um die Geste“, sagt der Gemeindechef und verweist auf die Gutscheine, die kreativ verpackt sind.