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Landkreis Börde Ausbilder warten weiter auf Azubis

Viele Unternehmen haben die Zeit nach der Corona-Krise im Blick und wollen im neuen Ausbildungsjahr Auszubildende aufnehmen.

Von Martin Rieß 18.06.2020, 14:00

Haldensleben l Wie wird das kommende Ausbildungsjahr angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs in der Corona-Krise aussehen? Auch wenn Kammern und Wirtschaftsverbände aus vielen Branchen hier eine rückläufige Entwicklung ausgemacht haben – in der Ausbildungsentwicklung der Agentur für Arbeit ist von einem solchen Trend noch nichts zu spüren.

Matthias Kaschte, Chef der Agentur in Magdeburg, sagte dazu: „Sowohl die Zahlen der Bewerber als auch die Zahlen der Ausbildungsstellen bewegen sich derzeit auf einem ähnlichen Niveau wie im vergangenen Jahr.“ Sprich: Es gibt mehr freie Stellen als Bewerber. „Auf jeden Fall hat die Krise bislang nicht dazu geführt, dass Unternehmen in einem bedeutenden Umfang ihre Angebote für Ausbildungsplätze zurückgezogen haben“, sagt er.

Als Grund dafür nennt Matthias Kaschte die Perspektiven für die Zeit nach der Krise: „Bei allen aktuellen Problemen ist absehbar, dass die Situation nach der Krise der vor der Krise ähneln wird.“ Sprich: Viele Betriebe haben Probleme, die freien Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen. Nach wie vor ist damit die duale Ausbildung ein Beitrag zur Sicherung des Betriebs. Der gesamte Raum Magdeburg zählt damit zu den Regionen, in denen die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule einen besonders hohen Stellenwert hat. Hier liegt der Anteil derer, die eine Ausbildung absolvieren, bei rund 50 Prozent. In anderen Regionen gerade im Westen Deutschlands liegt sie gerade einmal bei 25 Prozent. Matthias Kaschte sagt: „Das ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, als dass Magdeburg mit einer sehr guten Universität und einer sehr guten Hochschule auch starke Alternativen zur dualen Ausbildung zu bieten hat.“

Im Einzelnen haben Betriebe im Landkreis Börde bislang 832 freie Ausbildungsplätze in Magdeburg gemeldet, und es haben sich bislang 784 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit um eine Ausbildungsvermittlung beworben. Im Mai des Vorjahres lag ihre Zahl mit 772 sogar noch um zwölf unter der aktuellen. Und das trotz aktuell erschwerter Bedingungen: „Man muss dabei aber beachten, dass unsere Berufsberater in den vergangenen Monaten weder in Schulen, noch auf Messen oder im Berufsinformationszentrum auf die jungen Menschen zugehen konnten“, sagt Kaschte. Den stärksten Anteil der Jugendlichen, die in eine duale Ausbildung möchten, machen dabei diejenigen aus, die einen Realschulabschluss anstreben. Ihre Anzahl stieg von 428 auf 459. Nahezu konstant ist die Zahl derer, die im Herbst mit einem Hauptschulabschluss den Beginn einer Ausbildung anstreben: Hier handelt es sich um 160 statt 159 wie im Mai 2019. An dritter Stelle stehen die Abiturienten mit dem stärksten Rückgang um 15 von 89 auf 74. Zu vermuten steht, dass hier der Fokus vor allem darauf liegt, unter den schwierigen Bedingungen die Vorbereitungen für die Prüfungen zu meistern und dass hier die Berufsberatung fehlt: Zumeist streben Gymnasiasten ein Studium und eben keine duale Ausbildung an. Erst die Berufsberater machen in vielen Fällen die mit dieser verbundenen Chancen deutlich. An vierter Stelle stehen die Jugendlichen, die derzeit an ihrer Fachhochschulreife arbeiten. Ihre Zahl ist mit 27 unverändert geblieben.

Was die Berufsberatung angeht – die in den vergangenen Wochen komplett telefonisch und über das Internet abgewickelt wurde – möchte die Agentur für Arbeit wieder persönliche Kontakte ermöglichen. Zunächst soll dies über Besuche von Berufsberatern in den Schulen erfolgen. Das Berufsbildungszentrum in der Agentur bleibt weiter geschlossen.

Bei den Zahlen handelt es sich derzeit um eine Momentaufnahme. Abgerechnet wird im Herbst, wenn das neue Ausbildungsjahr begonnen hat.