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Mittellandkanal Mammutprojekt geht zu Ende

Der Ausbau des Mittellandkanals im Bereich Haldensleben ist beendet. Damit ist das letzte Nadelöhr der Wasserstraße verschwunden.

Von André Ziegenmeyer 31.08.2018, 01:01

Haldensleben l „Heute ist ein bedeutender Tag“, erklärte Haldenslebens stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler. Die Stadt und der Mittellandkanal seien untrennbar verbunden. Darüber hinaus habe die Wasserstraße für die ganze Region eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Vor diesem Hintergrund bedankte sie sich bei allen, „die in einem Vierteljahrhundert dieses Mamutprojekt umgesetzt haben.“

Harald Grote als Leiter des zuständigen Wasserstraßen-Neubauamtes Helmstedt ging einen Schritt weiter: Der Kanal sei eine zentrale Achse der Verkehrsverbindung zwischen Ost- und Westdeutschland. Selbst auf europäischer Ebene habe er Bedeutung. Vor diesem Hintergrund begrüßte er bei der Feier Vertreter der EU. Auch sie hat sich am Ausbau der sogenannten Osthaltung des Kanals finanziell beteiligt. Gemeint ist damit der Bereich zwischen der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg und dem Wasserstraßenkreuz Magdeburg.

Harald Grote erinnerte daran, wie der Bundestag 1991 beschlossen hatte, diesen Abschnitt als eines der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) auszubauen. Seither seien rund 800 Millionen Euro in die etwa 80 Kilometer lange Strecke investiert worden. Der Kanal wurde breiter und tiefer. Auch andere Bauwerke wie Brücken oder Düker wurden angepasst oder neu gebaut. Den letzten Engpass bildete der Haldensleber Abschnitt. Er wurde in den vergangenen drei Jahren ausgebaut. Dafür fielen rund 32 Millionen Euro an. Jetzt können Großmotor-Güterschiffe mit einer Länge bis 110 Meter und Schubverbände bis 185 Meter mit einer Abladetiefe von bis zu 2,80 Meter die Strecke ohne Einschränkungen passieren.

„Diese Schiffe verfügen über eine Tragfähigkeit von 2100 bis 3500 Tonnen“, verdeutlichte Heinz-Josef Joeris als Leiter der Abteilung Wasserstraßen der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Damit seien sie in der Lage, 100 bis 200 Lkw zu ersetzen.

Auch Joeris hatte Lob für Haldensleben im Gepäck. „Der Standort für den heutigen Festakt wurde nicht willkürlich gewählt, wir befinden uns hier an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Mittellandkanals“, führte er aus. „Hier in Haldensleben liegen die drei bedeutendsten Verkehrsträger dicht beieinander: Autobahn, Wasserstraße und Schiene - ein Ort also, der für trimodale Verkehre steht.“ Das biete beste Voraussetzungen für einen „ökonomischen, ökologischen und sicheren Gütertransport“.

Diesen Punkt hob auch Hans Walker hervor: Insgesamt gebe es im Landkreis Börde mehr als 5000 Betriebe, darunter viele Logistikunternehmen. Dieser Wirtschaftszweig habe mittlerweile eine ganz andere Bedeutung als früher.

Auf nationaler Ebene, so Joeris, würden durch den Ausbau „die Großräume Berlin und Magdeburg sowohl an die Nordseehäfen als auch an die westlichen Industriezentren angeschlossen. Ein praktisches Beispiel dafür präsentierte Eckhard Kurfeld, der Geschäftsführer der Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben (UHH). Derzeit befindet sich im Südhafen ein Schwerlastkran mit einem Gewicht von 440 Tonnen. Er verlud gestern einen 240 Tonnen schweren Generator, der aus Erfurt kam und in Haldensleben die Weiterreise nach Hamburg und Argentinien antrat.

Zu den Gästen der Veranstaltung gehörte auch der Staatssekretär im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sebastian Putz. Er überbrachte die Grüße von Minister Thomas Webel. Darüber hinaus betonte Putz: „Für Sachsen-Anhalt hat der Mittellandkanal eine überragende Bedeutung. Auf den 60 Kilometern, die der Mittellandkanal durch Sachsen-Anhalt fließt, wird die Hälfte des Güterumschlags der Binnenschifffahrt unseres Landes abgewickelt - und ein großer Teil des Güterumschlags findet hier im Hafen Haldensleben statt. Wer ein Idealbeispiel für einen modernen Logistikstandort sehen möchte, der darf gerne hierher kommen.“

Nicht zuletzt hatte der Ausbau noch einen anderen Aspekt. Auf ihn wies Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie hin. Im Vorfeld des Ausbaus fanden zwischen 2008 und 2012 zahlreiche Ausgrabungen statt. Auf einer Fläche von 48 Hektar wurden mehr als 100 000 Funde gesichert.