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Konzert Motto der Musikerin der Calvörder Kirche: „Seid glücklich!“

Ein kulturelles Highlight hat es bei einer musikalischen Andacht in der Calvörder Sankt-Georg-Kirche gegeben. Für die 35 Akkordeon- und Melodikaspieler ist es nach den coronabedingten Entbehrungen und dem Online-Üben endlich wieder ein echter Auftritt vor großem Publikum.

Von Anett Roisch 23.07.2021, 16:03
35 junge und jung gebliebene Musiker aus vielen Orten der Region spielen für ihre Familien, Freunde und Gäste auf ihren Melodikas und auf den Akkordeons. Die Calvörder Sankt-Georg-Kirche bietet reichlich Platz für Konzerte.
35 junge und jung gebliebene Musiker aus vielen Orten der Region spielen für ihre Familien, Freunde und Gäste auf ihren Melodikas und auf den Akkordeons. Die Calvörder Sankt-Georg-Kirche bietet reichlich Platz für Konzerte. Foto: Anett Roisch

Calvörde - „Sehr turbulent ist es in den vergangenen Monaten zugegangen, auch für die Musikschulen. Es war für alle nicht einfach. Niemand hätte gedacht, dass die angespannte Situation in unserem Land und in der gesamten Welt noch so lange  andauert“, sagt Kerstin Warnecke von der Musikschule Fröhlich, als sie gemeinsam mit Andreas Knauf, Pfarrer im (Un)Ruhestand, und mit Mitinitiatorin Katrin Gödicke von der Kirchengemeinde die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus vielen Orten des westlichen Teils vom Landkreis Börde sowie über 130 Gäste in der Kirche begrüßt.

Gerade wegen der Entbehrungen sei es – nach Ansicht von Kerstin Warnecke - so wichtig, etwas Stetiges zu bewahren, besonders für die Kinder.

Hörprobe per Mail als Ersatz für Weihnachtskonzert

„Schweren Herzens mussten wir kurz vor Weihnachten unser einstudiertes Weihnachtskonzert doch noch absagen“, erzählt die Musikschullehrerin, die in Schwanefeld zuhause ist. Damit nicht alles umsonst war, wurden in jeder Gruppe Aufnahmen gemacht und in mühevoller Kleinstarbeit alles zu einem Hörkonzert zusammengeschnitten und in der E-Mail als kleiner Konzertersatz pünktlich zum Fest verschickt. „Stolz können wir heute darüber sein und uns freuen, dass die Kinder, die hier mit ihren Instrumenten sitzen, nicht aufgegeben haben", sagt die Schwanefelderin.

Die zwei gemeinsamen Proben hätten gezeigt,  wie wichtig es ist, zusammen zu musizieren. Groß ist die Hoffnung, dass ab September die monatlichen Orchester-Proben in Flechtingen wieder stattfinden können.

Groß ist die Aufregung bei den Kindern. „Genießen Sie nun, was unsere Fröhlichkinder darbieten und sparen sie nicht mit Applaus und Anerkennung für ihre Leistungen“, animiert die Pädagogin. Im ersten Teil des Programmes präsentieren die Instrumentalisten aus verschiedenen Altersklassen eine bunte Mischung aus vielen Liedern: angefangen mit zwei kleinen Melodika-Spielerinnen aus Calvörde und Grauingen sowie acht Akkordeonanfänger (zwei Erwachsene und sechs Kinder), die erst seit kurzem dabei sind und ihren ersten Auftritt haben. Sie stehen vor der Orgelempore. Zum Ende werden sie von den etwas größeren Kindern Leni, Sarah und Sandrina begleitet.

„Wir werden nun den Versuch wagen, alle kleinen und großen Musiker zu vereinen. Vielleicht können Sie uns auch unterstützen, wenn die Kleinen den Sommerkanon singen und mitsummen oder singen“, motiviert Kerstin Warnecke die Eltern, Großeltern, Geschwister und Gäste. So singt der zusammengewürfelte Chor: „Dumdida, Dumdida...“.

Im zweiten Teil präsentieren die Akkordeonspieler, die schon etwas länger dabei sind und bald ins Orchester aufgenommen werden wollen, ihr Können. Die zehn- bis elfjährigen Vororchesteranwärter aus Orten der Umgebung bis hin nach Weferlingen lassen sich bei manchen Stücken schon durch das Orchester begleiten.

„Longing for change - Warten auf Veränderung“, heißt es. „Dieses Stück hat unser musikalischer Kompositionsleiter Herr Hundeshagen im Frühjahr 2020 kreiert und bringt ganz treffend die Stimmungslage  der zurückliegenden Zeit zum Ausdruck“, beschreibt die Lehrerin.

Fröhliche Stimmung reißt jeden Gast in der Kirche mit

„Don't worry, be happy - Sorge dich nicht, sei glücklich!“, erklingt es im dritten Teil, den das Vororchester und das eigentliche Orchester gestaltet. Spätestens jetzt reißt die fröhliche Stimmung jeden mit. Es wird gewippt, geklatscht und geschunkelt. Pfarrer Knauf liest Anekdoten aus dem wahren Leben vor, die zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregen.

Beim Finale spielen alle 35 Musiker gemeinsam die „Ode an die Freude", die eine Art Hymne der Musikschule ist. Ein Lob geht an den Kirchenvorstand und an alle Helfer für die Zusammenarbeit. Ein Dankeschön gibt es für die Möglichkeit, dass seit einem Jahr die Kinder im Saal der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde proben dürfen.

Jeder Musikant bekommt eine Rose und eine kleine Taschenlampe als Zeichen des Lichts am Ende des Tunnels. Es soll jedem mit dem Geschenk „ein Licht aufgehen“. Auch die Kinder, die im letzten Jahr mit der Musik aufgehört haben, werden nach vorne gerufen. Groß ist die Hoffnung, dass sie zum Musikunterricht zurückkehren.

Das dies funktioniert, beweisen Tobias und Melanie Klose. Sie hatten als Kinder im Orchester Akkordeon gespielt und nach der Schule damit aufgehört. Mittlerweile sind die Geschwister aus Helmstedt erwachsen. Sie sind vor kurzem wieder aus Leidenschaft zur Musik und aus Liebe zur Gemeinschaft ins Orchester zurück gekehrt.

Christina Scheffel ist die älteste Akkordeonspielerin und schon in Rente. Die Kathendorferin bedankt sich bei Kerstin Warnecke für ihr Durchhaltevermögen.

Katrin Gödicke wendet sich mit einem Bibelspruch an das Publikum: „Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Diese Gelassenheit sollen sich – nach den Wünschen von Katrin Gödicke - Kerstin Warnecke und Andreas Knauf bewahren.

Pfarrer Knauf wird im nächsten Leben Musiker

Der Pfarrer im (Un)Ruhestand verabschiedet sich bei den Musikern und meint, sie sollen weiterhin fleißig Musik machen, denn das sei so wichtig im Leben und helfe einem in vielen Dingen, auch wenn das Üben manchmal nervt. Wenn er noch mal auf die Welt kommen würde, dann entweder als Bundesliga-Profi oder am liebsten als Musiker.

Auf dem Pfarrhof stärken sich alle bei Gesprächen mit Bratwurst, Crêpes und Getränken. Die Spenden der Andacht und des Verkaufs sind für die Kinder- und Jugendarbeit der Kirche, für die Musikschule und für die Erneuerung der Glocken.