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Nach dem Feuer Schmuckstück wird zur Ruine

Das Fachwerkhaus in Weferlingen, das in der Silvesternacht ausgebrannt ist, wurde abgesperrt. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen.

Von Marita Bullmann 05.01.2020, 00:01

Weferlingen l Der Flecken Weferlingen gehört wegen seines Fachwerkbestandes im historischen Ortskern zur Deutschen Fachwerkstraße, einem bundesweiten Verbund von Kommunen mit besonders viel Fachwerkbauten. Eins der Fachwerkhäuser im Ortskern ist jetzt nur noch eine Ruine. Der Eigentümer hatte es mit viel Kraft und Liebe zum Detail restauriert und wollte es verkaufen. Wie es jetzt weitergeht, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch niemand sagen.

Auch Ortsbürgermeister Dirk Kuthe war in der Silvesternacht in die Bäckerstraße gekommen, um sich selbst ein Bild vom Schaden zu machen. Und wie er waren auch die Nachbarn froh, dass das Feuer nicht auf die nebenstehenden Gebäude übergegriffen hat, dass niemand zu Schaden gekommen ist.

„Die Zusammenarbeit der Wehren hat sehr gut funktioniert“, bekräftigt Einsatzleiter Danny Pachur rückblickend. Auch Kreisbrandmeister Matthias Schumann war in der Nacht nach Weferlingen gekommen und hat sich davon überzeugen können. Dabei war der Einsatz mit sieben Wehren und 97 Einsatzkräften logistisch nicht einfach. Fast 40 000 Liter Wasser haben die Wehren gebraucht, um den Brand zu löschen. Zunächst wurde das Wasser aus den Tanks von den Fahrzeugen eingesetzt, dann aus den Hydranten. Schließlich wurde Wasser aus der Aller heraufgepumpt.

„Die Feuerwehr Döhren ist darauf spezialisiert, Schläuche zu legen“, erläutert Danny Pachur. Das habe sehr gut geklappt. Die Wehr war mit speziellem Schlauchwagen und elf Kameraden angerückt. Kameraden aus Döhren und Walbeck haben die Spezialausrüstung angelegt und sind mit Atemschutzgeräten direkt im Einsatz gewesen. Die Atemschutzgeräteträger der großen Wehren Weferlingen, Grasleben und Oebisfelde brauchten nach den ersten Einsätzen etwas Ruhe. Sie waren außerdem nassgeschwitzt, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Nacht nicht gerade angenehm. Deshalb haben sie sich in den Fahrzeugen erstmal wieder aufwärmen müssen.

Das Wasser wurde über eine lange Wegstrecke mit 45 Schläuchen herangeholt. Ein Schlauch ist 20 Meter lang, so dass Wasser über rund 900 Meter gepumpt wurde. Um den großen Wasserbedarf zu decken, mussten drei Schläuche nebeneinander gelegt werden, erläutert der Einsatzleiter. Denn mit Wasser aus sechs Rohren sind die Kameraden dem Brand zu Leibe gerückt, zwei von hinten, zwei von vorn und zwei von den beiden Drehleitern.

Gute fünf Stunden hat der Einsatz in der Nacht zum Jahreswechsel für die Weferlinger Kameraden gedauert. Die anderen Wehren sind zwar etwas früher abgerückt, aber sie mussten noch in ihren Heimatort fahren und wie auch die Weferlinger ihre Fahrzeuge wieder einsatzbereit machen. „Die Nachbereitung wird unterschätzt, die dauert mindestens noch eine Stunde“, versichert der Weferlinger Einsatzleiter. Die Fahrzeuge werden nach dem Einsatz mit Ersatzschläuchen ausgerüstet. Die Wassertanks auf den Fahrzeugen müssen wieder gefüllt werden. Die benutzte Ausrüstung muss durchgesehen werden. Sehr stark mitgenommene Einsatzkleidung muss am nächsten Tag nach Haldensleben gebracht und neue geholt werden. Die Ausrüstung der Atemschutzgeräteträger wird generell ersetzt.

Als die Weferlinger Kameraden Neujahr ins Feuerwehrhaus zurückkehrten, haben Sportler des Weferlinger MTV nebenan im Haus der Generationen und Vereine nach der Silvesterfeier noch aufgeräumt. Sie haben die Wehrleute dann zum Würstchenessen eingeladen.

Ausschlafen konnten die Männer am Neujahrstag nach dem Einsatz aber nicht. „Gleich einschlafen, das funktioniert sowieso meist nicht, von dem Einsatz ist man oft noch hellwach“, sagt Danny Pachur. Er hatte gerade eine Dreiviertelstunde geschlafen, da wurde die Wehr erneut alarmiert. 23 Kameraden waren in der Nacht bis kurz nach 4 Uhr im Einsatz, 21 kamen um 6.15 Uhr wieder herbeigeeilt. Die Polizei hatte die Wehr angefordert, sagt der Einsatzleiter, und auch am Nachmittag noch einmal. Da haben die Kameraden dann auch noch die Polizisten unterstützt, die Fotos von der Brandstelle gemacht haben.

Bei dem Fachwerkhaus sei es schwer gewesen, festzustellen, wo noch Feuer schwelte. Mit einer Wärmebildkamera kann zum Beispiel auch an schwierigen Stellen wie in den Zwischendecken des Fachwerkhauses Restglut festgestellt werden, denn mit der Kamera können die Temperaturen gemessen werden. An den gefährlichen Stellen zeichnen sich Schatten ab. „Deshalb plädiere ich auch dafür, dass jede Wehr mit einer Wärmebildkamera ausgestattet wird“, sagt Danny Pachur. In der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen haben nur die Weferlinger und Oebisfelder Wehr eine Wärmebildkamera. In der niedersächsischen Samtgemeinde Grasleben hat nicht nur die Grasleber Wehr eine solche Kamera, sondern auch die anderen Wehren, weiß er.

Danny Pachur hat auch am 2. Januar das ausgebrannte Gebäude nochmal mit der Wärmebildkamera kontrolliert, um ganz sicher zu gehen. Jetzt müssen Fachleute das Ausmaß des Schadens und die Brandursache feststellen.