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Notbetreuung Aus Matsch-Raum wird Test-Raum

Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es in Kitas nur eine Notbetreuung. In der Haldensleber Rappelkiste sieht es anders aus.

Von Jens Kusian 15.01.2021, 00:01

Haldensleben l Alle Kindertagesstätten in Haldensleben bieten derzeit nur eine Notfallbetreuung an. Die gilt auf Erlass des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt seit dem vergangenen Montag. Im Schnitt wird nur ein gutes Drittel der Kinder betreut, die sonst die Einrichtungen besuchen.

Ausreißer in Sachen Betreuungszahlen ist jedoch die Integrative Kindertagesstätte „Rappelkiste“. Aktuell besuchen 47 Kinder das Haus in der Magdeburger Straße – gerade einmal 18 weniger als üblich. Der Grund für die recht hohe Betreuungszahl: Förderkinder im integrativen Bereich werden grundsätzlich betreut. Und viele der Mädchen und Jungen, welche die „Rappelkiste“ besuchen, sind Kinder mit Behinderungen, ihre Betreuung ist auch in Corona-Zeiten gesetzlich abgesichert.

Trotzdem läuft auch hier nicht mehr alles so ab wie zu Normalzeiten. Selbst wenn sich die Mitarbeiter um Normalität bemühen. „Wir haben nach wie vor eine feste Tagesstruktur und halten Betreuungsangebote vor“, sagt Kita-Leiterin Krimhild Grahn. Doch Eltern beispielsweise dürfen nur in Ausnahmefällen die Einrichtung betreten. „Ab und zu muss auch einmal etwas wichtiges besprochen werden“, nennt Grahn den Grund dafür. Dafür wurde eine extra Eltern-Sprechecke eingerichtet.

Ansonsten müssen die Eltern ihre Kinder an der Eingangstür abgeben. Das habe aber auch seine Vorteile, so die Erfahrung von Krimhild Grahn. „Die Kinder werden selbständiger, schneller und können sich besser auf ihr Ankommen im Haus konzentrieren“, erzählt die Leiterin. Der morgendliche „Trennungsschmerz“ sei für beide Seiten auf ein Minimum begrenzt, womit auch die Eltern durchaus gute Erfahrungen gemacht hätten. „Viele berichten, dass sie morgens nun schneller zur Arbeit kommen würden“, so Grahn.

Auch sei es im Haus durchaus ruhiger geworden, weil die Eltern ihre Kinder nicht mehr bis in die Gruppenräume begleiten würden. Über alle Neuigkeiten rund um die Einrichtung werden die Eltern nun per Aushang vor der Kita informiert.

Die einzigen „Hausfremden“, die in die „Rappelkiste“ dürfen, sind die Therapeuten. „Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden kommen nach wie vor regelmäßig zu uns. Die Arbeit läuft eigentlich wie immer. Und doch fühlen wir uns alle irgendwie im Haus gefangen“, schränkt die Kita-Leiterin dann die Normalität doch noch etwas ein. Die Schwimm- und Reitangebote sind gestrichen, das Waldfuchs-Projekt abgesagt, die Bibliotheksbesuche nicht mehr möglich. „Das fehlt den Kindern und den Erziehern“, meint sie. Spaziergänge mit den Kindern würden zwar nach wie vor stattfinden, doch sie seien kein vollständiger Ersatz für die fehlenden Aktivitäten.

Für die Mitarbeiter der Lebenshilfe-Einrichtung bedeutet Corona zudem mehr Arbeit. „Wir haben ein eigenes Hygienekonzept erstellt, das wir auch umsetzen“, erzählt Krimhild Grahn. Die Handtücher würden nun täglich gewechselt, mehrfach werden am Tag die Räume durchgewischt und das Spielzeug desinfiziert. Doch dem Mehraufwand kann Krimhild Grahn durchaus etwas Positives abgewinnen. „Was sich jetzt bewährt, wollen wir später auch in den Regelbetrieb übernehmen“, betont sie. .

Das wird auf den Corona-Test-Raum aber wohl eher nicht zutreffen. Weil der Matsch-Raum in der „Rappelkiste“ aktuell nicht genutzt wird, ist er kurzerhand umfunktioniert worden. „Zwei unserer Mitarbeiterinnen sind in ihrem Erstberuf auch medizinisch ausgebildet worden. Sie haben sich extra noch einmal schulen lassen und können nun die Kollegen im Haus auf Corona testen, wenn dies es wollen“, erklärt Krimhild Grahn.

Einen solchen „Luxus“ gibt es in den anderen Kindertagesstätten in Haldensleben nicht. Getestet werden deren Mitarbeiter aber trotzdem. „Der jüngste Test für unsere Einrichtungen fand am vergangenen Montag statt“, sagt Stadt-Pressesprecher Lutz Zimmermann gestern. Das Ergebnis: Niemand vom Kita-Personal hatte ein positives Testergebnis. Auch in der katholischen Kindertagesstätte St. Johannes in Althaldensleben habe es solche Tests gegeben, bestätigt Leiterin Martina Tippelt. Auch hier sei niemand positiv getestet worden.