Politik Nur ein Scherz? Gedenktafel für geschassten Minister in der Börde
In Stein gemeißelt hängen sie da, am Platz des Friedens in Rottmersleben. Die Gedenktafeln für Wilhelm Semlin, einst Schulleiter in Rottmersleben, und für Ludwig Steinhauer, einem der Mitbegründer der freiwilligen Feuerwehr. Und nun hängt eine weitere Ehrentafel, eine für Holger Stahlknecht, am Platz des Friedens.

Rottmersleben - Um es vorweg zu nehmen: der ehemalige Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), ist wohlauf und erfreut sich bester Gesundheit. Und auch wenn es vielleicht ein wenig merkwürdig klingt, seit vergangenem Donnerstag hängt in Rottmersleben am Platz des Friedens an der Wand der „Bürger, die sich um Rottmersleben verdient gemacht haben“, eine Ehren- und Gedenktafel für ihn.
„Die Idee dazu enstand eigentlich schon Mitte des vergangenen Jahres“, erinnert sich der Rottmersleber Ortsbürgermeister Hans-Eike Weitz. Mehrfach sei er von Bürgern seines Ortes angesprochen worden. „Hier ist vielen klar, dass sich Stahlknecht in vielen Belangen sehr für unser kleines Dorf eingesetzt hat“, so Weitz. Im August 2020 habe er zum ersten Mal mit Stahlknecht über seine Idee einer Ehrentafel gesprochen.
„Ich habe damals eher etwas zurückhaltend reagiert, denn so eine Ehrentafel, das ist ja eher etwas, was postum aufgehängt wird. Und ganz ehrlich, mir geht es gut, ich bin gesund“, lacht Holger Stahlknecht am Donnerstag, als er selbst zum Vorort-Termin der Tafelenthüllung gekommen war. Die hat er dann aber nicht selber vorgenommen. „Das würde zu weit gehen, die eigene Tafel zu enthüllen“, meint der 56-jährige mit einem Augenzwinkern.
Ehrentafel wurde erst imletzten Moment fertig
Das Enthüllen wurde dann durch Gemeindemitarbeiter von Rottmersleben vorgenommen, die die Tafel erst kurz vorm Termin an der Wand, gleich neben dem Dorf-Backhaus angebracht hatten. Dabei war noch am Mittwoch nicht einmal sicher, ob die Tafel überhaupt rechtzeitig fertig wird. Hans-Eike Weitz meißelt die Ehrentafeln nämlich selbst und „tatsächlich war ich am Mittwochnachmittag gerade einmal zur Hälfte durch.“ Wegen des kühlen Wetters zog Weitz dann auch noch in die Küche seiner Frau um, handwerkte dort weiter und fing sich mächtig Ärger ob des entstandenen Drecks ein. „Das war vielleicht nicht meine beste Idee.“ Das Ergebnis aber kann sich wirklich sehen lassen, schließlich ist doch sogar zu lesen „ehm. Minister“. Als die Planungen für die Ehrentafel ihren Anfang nahmen, war Stahlknecht noch Minister für Inneres und Sport in Sachsen-Anhalt, „aber vielleicht wird er das ja wieder“, hofft Weitz auf die näher rückende Landtagswahl.
Stahlknecht selbst war dann doch sichtlich gerührt, als er die Tafel sah. „Es ist zwar eher ungewöhnlich, aber ich bin schon auch ein Stück weit stolz. Das soll jetzt auf keinen Fall arrogant klingen, aber ich mag den Ort, freue mich darüber, was hier in den letzten Jahren geschafft wurde.“ Herauszustreichen ist dabei sicherlich auch der Neubau des Feuerwehrgerätehauses, für dessen mit Fördermitteln gestützte Finanzierung sich der Wahl-Wellner stark gemacht hatte.
Und stolz ist auch Weitz. Zum einen „dass der Stahlknecht nun bei uns an der Wand hängt“, zum anderen aber eben auch über seinen gelungenen Coup. „Wann kommt es schon mal vor, dass einer eine Ehrentafel bekommt, ohne zuvor gestorben zu sein. Bei uns geht es eben auch ohne das.“ Und dass das so ist, darüber ist auch Stahlknecht froh. „Unser aller Leben liegt in Gottes Hand. Ich für meinen Teil habe auf jeden Fall vor, noch ein paar Jahre hier mit meiner Familie, mit Freunden und vielen guten Leuten zu verbringen.“
Und während auf den Tafeln des einstigen Schulleiters Wilhelm Semlin und des ehemaligen Amtsvorstehers und Mitbegründers der freiwilligen Feuerwehr Rottmersleben auch ein Todestag eingetragen ist, „haben wir bei der Tafel von Herrn Stahlknecht nicht einmal Platz für ein solches gelassen“, so Weitz mit einem Augenzwinkern.