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Handwerk Ofen „fliegt“ in Calvörde direkt in die Backstube

Ein „fliegender Backofen“ hat Bewohner und Passanten der Geschwister-Scholl-Straße im Flecken Calvörde zum Staunen gebracht. Mit Hilfe eines Schwerlastkrans galt es, den energiesparenden Ofen durch das offene Hausdach heile und punktgenau in die Backstube zu heben.

Von Anett Roisch Aktualisiert: 05.04.2022, 17:54
Mitarbeiter der Bäckerei und Passanten verfolgen das Einschweben der etwa viereinhalb Tonnen schweren Fracht. Durch das offene Dach „fliegt“ der neue Ofen direkt in die Backstube.
Mitarbeiter der Bäckerei und Passanten verfolgen das Einschweben der etwa viereinhalb Tonnen schweren Fracht. Durch das offene Dach „fliegt“ der neue Ofen direkt in die Backstube. Foto: Anett Roisch

Calvörde - Aufregung herrscht vor der Schaubäckerei in Calvörde. Eine Straße ist abgesperrt, damit der 70-Tonner-Schwerlastkran durch die engen Gassen kommt und sich für seine Mission in Stellung bringen kann. Ein Lastwagen rollt an, unter der Plane kommt – wie ein Star – der neue elektrische Backofen zum Vorschein. Die Bäckerei gleicht einer Großbaustelle.

In den vergangenen Tagen wurde der alte ausgediente Ofen abgebaut, der abgenutzte Fußboden rausgerissen und der neue Belag in die Backstube gelegt.

Auf den Zentimeter genau in der Backstube landen

Mächtig aufgeregt ist Bäckermeister Denni Nitzschke, denn der neue Ofen soll per Kranhaken über den Dächern von Calvörde schweben, um dann durch das geöffnete Dach der Bäckerei zentimetergenau an seinen Bestimmungsort zu gelangen.

Nicht nur die Bäcker, Konditoren und Verkäuferinnen eilen herbei, sondern auch die Friseurin von gegenüber und viele andere Passanten bleiben stehen, um das Spektakel mitzuerleben.

Auch für Kranführer Mario Naumann ist der Einsatz nicht ganz ohne, denn schließlich ist die wertvolle Fracht über viereinhalb Tonnen schwer. Trotz seiner Erfahrung und Routine muss er sich konzentrieren, um die schwebende Fracht heile und ohne irgendwo anzuecken zu transportieren.

„Der neue Ofen kostet etwa 76 000 Euro, das Gesamtprojekt mit allem Drum und Dran etwa 140 000 Euro. Fördermittel gab es in Höhe von 50 Prozent – also knapp 70 000 Euro vom Land Sachsen-Anhalt vor allem für die Einsparung der Energie“, erklärt der Meister.

Vom Zuckerkuchen über Brot bis zum Spanferkel

Nach einstündiger Vorbereitungszeit geht dann das Einschweben des Ofens zügig voran. „Perfekt, der Ofen steht!“, sagt Nitzschke erleichtert. Viel Zeit zum Luftholen bleibt ihm und seinen Helfern nicht, denn nun muss der Schornstein des Gasofens mit Hilfe der Monteure angebaut und die Wärmerückgewinnung gewährleistet werden.

In drei Tagen soll es einen ersten Probelauf geben. Übergangsweise wird mit einem kleineren Leihbackofen, der im alten NP-Markt steht, gebacken. Nach weiteren drei Tagen geht der neue Ofen – wenn weiter alles nach Plan läuft – in Betrieb. „Gebacken wird darin alles vom Zuckerkuchen über Brot und Brötchen bis zum Spanferkel“, beschreiben die Bäcker, die den Ofen vor Ort begutachten.

Nach den Ausführungen des Teams der weißen Zunft und nach den Erfahrungen der Ofenmonteure werde es etwa bis zu einem halben Jahr dauern, bis die gewohnte Qualität wieder erreicht ist. Der alte Ofen hatte zuvor 31 Jahre lang treu seinen Dienst getan. „Ja, der Abschied fiel schwer, aber durch die neue Technik sparen wir 40 bis 50 Prozent der Energie ein“, weiß der Bäckermeister.