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Sanierung Dorster Schloss trägt ein Baugerüst

Die Fassade des Dorster Schlosses wird saniert. Die Maßnahme ist ein Leader-Projekt der Aktionsgruppe "Rund um den Drömling".

Von Anett Roisch 24.04.2019, 01:01

Dorst l Das Schloss in Dorst trägt ein Baugerüst. Handwerker haben die Fassade gereinigt und ersetzen nun bröckelnde Backsteine durch neue. „Die Steine stammen aus der Ziegelei in Dorst. Wir hatten früher auch Tongruben. Von einer Grube führte sogar eine Kleinbahn mit Lore bis zur Ziegelei. Das unter Denkmalschutz stehende Gutshaus gehört zu einem Architekturzeugnis, welches in dieser Form in Sachsen-Anhalt einmalig ist. Es wurde von der Oberen Denkmalbehörde in Halle als ,Schloss der Moderne’ anerkannt“, sagt Manfred Franke, Ortsteilbeauftragter und ehemaliger Bürgermeister der einstigen Gemeinde Dorst, nicht ohne Stolz.

Das Gebäude wurde 1922/23 errichtet und weist heute noch historische originalerhaltene Bausubstanz auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Schloss als Flüchtlingsunterkunft und wurde zu DDR-Zeiten mit vielfältigen Funktionen, wie Kindergarten, Arztstation und Konsum der Gemeinde zugeordnet.

„Die Nordseite des Gutshauses ist als Schaufassade mit an Burgenarchitektur erinnernden Rundtürmen, Auffahrtsrampe und Freitreppe gestaltet. Weiterhin befinden sich über der Traufseite am Ansatz des barockisierenden Mansarddachs sechs Skulpturen von Bauern bei der Arbeit“, beschreibt Franke. Auf der Parkseite nach Süden befinden sich ebenfalls eine Freitreppe und eine Terrasse. Es handelt sich hier um eine an Werke des Ascherslebener Stadtbaumeister Dr. Hans Heckner erinnernde Architektur. „Das Schloss ist der Mittelpunkt im Dorfleben. Wir nutzen es rege für öffentliche Veranstaltungen, Feste, Gottesdienste, Vorträge und Seniorentreffen. Es dient als Schulungs- und Versammlungsort für die Feuerwehr. Außerdem befinden sich Mietwohnungen im Obergeschoss“, schildert der Ortsteilbeauftragte.

Um diese Funktionen und die historische Bausubstanz langfristig zu sichern, werden eine Reihe von Instandsetzungsarbeiten im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) über die Leader-Förderung durchgeführt. Die Kosten für die Maßnahme betragen 70.000 Euro. Eine 80-prozentige Förderung gibt in Höhe von 52.500 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 17.500 Euro.

In der aktuellen Maßnahme geht es hauptsächlich um die Bestandssicherung und Instandsetzung der Außenfassade des Schlosses. Aufgrund des schlechten Zustandes einiger Fenster müssen diese ausgetauscht werden. Vier werden bei dieser Maßnahme erneuert. Die meisten anderen Fenster weisen einen guten baulichen Zustand auf und werden aufgrund der stark abblätternden Farbe tischler- und malermäßig instand gesetzt.

„Viele Fugen sind bröckelig. Eine Fugensanierung führen wir an der Klinkerfassade auf der Straßenseite durch. Die Ausbruch- und Fehlstellen im einfachen profilierten Betongesims werden reprofiliert“, beschreiben die Fassadensanierer des Baubetriebes Flatun aus Schönberg bei Seehausen in der Altmark.

Eine weitere Maßnahme ist die Instandsetzung des Fassadenvorsprungs auf der Parkseite im Bereich der Terrasse. Die Fassadenfläche, sowie die drei großen Türöffnungen werden malermäßig instand gesetzt. „Die Firma, die die Fassade reinigte, hat auch die Figuren und die Treppe vor dem Eingang abgestrahlt. Das soll nun mit einer Bio-Imprägnierung versehen werden“, beschreibt Franke. Im Sommer 2019 sollen die Arbeiten der Maßnahmen beendet sein. Aber es gibt noch mehr zu tun. Als Nächstes ist die Rückseite des Schlosses dran. Auch dort müssen die Fassade und die Fenster saniert werden. „Dort – an der Südseite – sind Fenster und Fassade aber noch in einem besseren Zustand“, weiß Franke.

An Ideen mangelt es Franke nicht. Eine Vision ist es, das einstige Herrenzimmer des Gutshauses in ein Trauzimmer für Hochzeiten umzugestalten. „Es hat sich eine Interessengemeinschaft gefunden, die sich mit der Geschichte des Dorfes und des Schlosses beschäftigt. Wir wollen dort schon einige Arbeiten im Herrenzimmer erledigen, damit der Ursprungscharakter des Zimmers wieder zum Vorschein kommt“, erklärt der Dorster.

Aber auch das Umfeld des Schlosses soll wieder hergerichtet werden. „Rechts und links an der Freitreppe zur Terrasse standen Eiben, die wegen der Bauphase weggenommen wurden. Diese Bäume sollen nach altem Vorbild nachgepflanzt werden“, blickt Franke in die Zukunft.