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Sanierung Künftig leben im Denkmal in Haldensleben

Eine halbe Million Euro hat die Stadt Haldensleben in ein abrissreifes Gebäude gesteckt. Doch etwas fehlt noch.

Von Jens Kusian 13.07.2020, 01:01

Haldensleben l Es ist dem Haus Magdeburger Straße 46 nicht mehr anzusehen, dass es vor zwei Jahren noch dem Abriss geweiht war. Und es würde heute dort auch nicht mehr stehen, hätte der Denkmalschutz nicht sein Veto gegen die Pläne der Stadtverwaltung eingelegt.

Seit Mitte der 1990er Jahre stand das Gebäude leer, bis dahin war es von einer Heizungs- und Sanitärfirma als Materiallager genutzt worden. Jahrelang hat die Stadtverwaltung vergeblich versucht, Kaufinteressenten für das 1-Euro-Grundstück zu finden. Deshalb habe 2018 der Abriss des Hauses zur Debatte gestanden, erinnert sich Stadtbauamtsleiter Holger Waldmann. Doch weil ein Teil der damals maroden Bausubstanz zur historische Stadtmauer gehört, hat die Denkmalschutzbehörde der Stadt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Verwaltung hat ihre Pläne ändern müssen. „Wir haben uns daraufhin für den Erhalt des stadteigenen Gebäudes entschieden“, so Waldmann weiter.

Mit Unterstützung der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft Saleg, welche der Stadt seit Jahren als Sanierungspartner zur Seite steht, hat Haldensleben aus dem Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ 500.000 Euro bekommen, um das Gebäude zu sichern. „Für uns stand fest, dass wir einen entsprechenden finanziellen Rahmen brauchen, wenn wir das Gebäude erhalten und einer neuen Nutzung zuführen wollen“, sagt der Bauamtsleiter. Deshalb sind auch Fördermittel aus der Stadtsanierung in das Projekt geflossen: zusätzliche 175.000 Euro, von denen die Stadt selbst ein Drittel als Eigenanteil beigesteuert hat.

Im September 2018 ist mit den Arbeiten begonnen worden. „Alles, was erhaltenswürdig war, haben wir auch erhalten“, erklärt Holger Waldmann. Dazu zählt er vor allem Holz- und Mauerkonstruktionen. Eine Totalentkernung habe es nicht gegeben. „Wir haben im Prinzip durchrepariert“, sagt der Bauamtsleiter. So wurden das statische System und die Gebäudehülle saniert, Fenster und Türen, Dach und Außenputz erneuert.

Nach Fertigstellung Ende 2019 ist das Haus im Mai an die Wohungsbaugesellschaft Haldensleben (Wobau) übertragen worden. Das städtische Tochterunternehmen wird sich um den Innenausbau kümmern. „Noch ist die Magdeburger Straße 46 ein hohler Vogel“, fasst Holger Waldmann den aktuellen Stand zusammen.

Das soll nach Aussage von Wobau-Geschäftsführer Dieter Naumann aber nicht lange so bleiben. „Wir planen gerade das künftige Innenleben“, sagt er. Vorgesehen ist, das Gebäude als eine Art Reihenhaus mit insgesamt drei separaten Wohnungen, die sich jeweils über drei Geschosse erstrecken, umzugestalten. Dabei ist der Spielraum jedoch begrenzt. „Wir wollen das historische Leben des Hauses auch nach Innen tragen, es erlebbar machen“, so Naumann. Bestehende Holz- und Mauerkonstruktionen, zum Teil um die 400 Jahre alt, sollen dabei mit eingebunden werden. Aus diesem Grund arbeitet die Wobau auch mit den Planern zusammen, die sich bereits um die Sicherungsmaßnahmen im und am Gebäude gekümmert haben. „Sie kennen sich schließlich am besten mit dem Objekt aus“, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Für Dieter Naumann bedeutet Leben im Denkmal, auch Kompromisse einzugehen. Das müsse man mögen, es seien eben keine Wohnungen von der Stange, meint er. So ist beispielsweise die Dämmung des Hauses ein Problem. „Das wollen wir aber über den Einsatz moderner Technik ausgleichen“, verspricht Naumann und zählt dazu Fußbodenheizung, gasunterstützte Wärmepumpe und Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, die verbaut werden sollen. Schallschutzfenster sind für ihn selbstverständlich. Zudem sollen das zweite und dritte Obergeschoss als eine Art Loft hergerichtet werden, also offen und luftig. Jede Wohnung bekommt zudem eine eigene kleine Terrasse, auch für Parkmöglichkeiten wird gesorgt. „Potenzielle Interessenten“, so lädt Naumann ein, „können sich auch gern an den Planungen beteiligen. Da sind wir völlig offen.“

Er rechnet damit, dass im August der Bauantrag abgegeben werden kann. Einen zeitlichen Plan gibt es aber noch nicht. „Unser grobes Ziel ist, dass das Haus im späten Frühjahr 2021 bezugsfertig ist“, so der Wobau-Geschäftsführer.