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Heimatgeschichte Sanssouci der Börde: "Vier Jahreszeiten" zierten das Schloss

Die Skulpturengruppe des Peseckendorfer Gutshauses steht heute im Börde-Museum.

Von Yvonne Heyer 10.5.2021, 18:04
Diese Postkarte stammt aus dem Jahr 1899. Sie zeigt auch den Wasserturm und die kleine Kapelle.
Diese Postkarte stammt aus dem Jahr 1899. Sie zeigt auch den Wasserturm und die kleine Kapelle. Yvonne Heyer

„Ich habe einen Hinweis auf der Internetseite des Börde-Museums Ummendorf gefunden. Demnach plant das Museum im Frühjahr 2015 eine Ausstellung im Skulpturengarten. Im Mittelpunkt dieser Sonderausstellung soll neben den Skulpturen beispielsweise von Eberhard Rossdeutscher auch die Skulpturengruppe ‚Die vier Jahreszeiten‘, die einst das Peseckendorfer Gutshaus zierten, stehen“, berichtet Sylvia Frehde.

Geschaffen hat die Gruppe Georg Kolbe und sie steht auf dem Gelände des Museums an exponierter Stelle vor dem östlichen Burggraben. Doch eigentlich gehörte diese Skulpturengruppe ursprünglich auf die so genannte Attikazone über dem repräsentativen Säuleneingang des Herrenhauses in Peseckendorf.

Familie Schaeper: „Tüchtigkeit und Sparsamkeit“

Aus der Geschichte Peseckendorfs ist bekannt, dass vom alten Gutshaus, das bereits 1840 äußerst baufällig war, Gebäudeteile abgerissen werden mussten. Doch der Verfall des ehemals prachtvollen Renaissance-Schlosses war nicht mehr aufzuhalten, zumal die Besitzer schon seit vielen Jahrzehnten (von der Asseburg, Diederich und Strauß) keinen Taler mehr in den Erhalt der Gebäude investiert hatten.

Um 1880 übernahmen dann die Gebrüder Schaeper das landwirtschaftliche Rittergut Peseckendorf. Nach dem Leitspruch „Tüchtigkeit und Sparsamkeit“ handelte und lebte die Familie Schaeper. „Nur einmal folgte der alte Friedrich August Schaeper (1864-1924), dem die Leitung des landwirtschaftlichen Gutes übertragen war, diesem Leitspruch der Familie nicht.

Die Vorderansicht des Peseckendorfer Schlosses zu einer Zeit, als die vier Skulpturen, die vier Jahreszeiten, hoch über Säuleneingang und Attika des Gutshauses prangten.
Die Vorderansicht des Peseckendorfer Schlosses zu einer Zeit, als die vier Skulpturen, die vier Jahreszeiten, hoch über Säuleneingang und Attika des Gutshauses prangten.
Yvonne Heyer

Das marode Herrschaftsgebäude bot keinen Wohnkomfort und die Familie Schaeper traf die Entscheidung, ein neues Gutshaus errichten zu lassen“, berichtet Sylvia Frehde aus der Geschichte des heutigen Schlosses.

Friedrich Schaeper ließ sich vom bekannten Architekten Paul Schultze Naumburg ein Gutshaus im Baustil des Neobarock entwerfen. Der langgehegte Traum von seinem „Sanssouci“ nahm nun konkrete Gestalt an. In den Jahren 1906 bis 1909 wurde dieses Gutshaus errichtet.

Steinskulpturen von Bildhauer Georg Kolbe

Als krönender Blickfang war die Aufstellung von vier Steinfiguren auf dem Säulenportal des Gebäudes vorgesehen. Besagte vier Steinskulpturen wurden beim Bildhauer Georg Kolbe in Auftrag gegeben. Die aus Muschelkalk gefertigten Figuren stellen die Jahreszeiten dar.

Mit der Eisenbahn wurden sie von Berlin zum Bahnhof Hadmersleben verfrachtet. In Peseckendorf angekommen, stellte Schaeper jedoch eine Beschädigung der Figur des Sommers fest. Der Kopf saß dieser Figur nicht mehr fest auf der Schulter. Die Behebung dieses Mangels wurde beim Künstler sofort abgefordert.

Doch es erfolgte nur eine Reparatur der Skulptur und keine Neuanfertigung. „Ein auf den 22. Oktober 1909 datiertes Dokument berichtet jedoch, dass das Bankhaus FA Neubauer in Magdeburg auf Anweisung Schaepers die 3000 Mark an Kolbe ausgezahlt hat“, hat Sylvia Frehde beim Blättern in den Analen in Erfahrung gebracht.

Börde-Museum in Ummendorf

Für viele Jahre bezogen die „Vier Jahreszeiten“ ihren vorbestimmten Platz über dem Säulenportal des Gutshauses, bis sie dann nach 1945 in die Parkanlage umgesetzt wurden. In den Wirren der Nachfolgejahre ging der Kopf des „Sommers“ im Graben- und Teichsystem der Parkanlage verloren.

1974 wurden die Skulpturen mit dem Einverständnis der Gemeinde Peseckendorf und dem damaligen Eigentümer des Gutshauses, welches zu DDR-Zeiten ein Schul- und Kinderheim beheimatete, dem Börde-Museum in Ummendorf übertragen.