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Neue Anlage Schilf im Klärwerk Beendorf vertilgt die Abwässer

Vor eineinhalb Jahren noch leer und kahl, präsentiert sich jetzt am Standort Beendorf die Schilfvererdungsanlage zur Abwasserklärung komplett grün. Die Pflanzen haben in den drei Becken ihre Arbeit aufgenommen und dezimieren kontinuierlich Abwassermengen.

Von Carina Bosse 18.06.2021, 11:07
Nach mehr als einer ganzen Vegetationsperiode haben sich die Schilfpflanzen in der Vererdungsanlage meterhoch ausgebreitet. Einige Löcher im Schilfteppich schließen sich wahrscheinlich noch von selbst. Die Anlage ist praktisch wartungsfrei.
Nach mehr als einer ganzen Vegetationsperiode haben sich die Schilfpflanzen in der Vererdungsanlage meterhoch ausgebreitet. Einige Löcher im Schilfteppich schließen sich wahrscheinlich noch von selbst. Die Anlage ist praktisch wartungsfrei. Foto: Carina Bosse

Beendorf - Als im September 2019 der Startschuss für die neue Schilfvererdung in Beendorf des Abwasserzweckverbandes Aller-Ohre erfolgte, sahen die drei metertiefen Vererdungsbecken noch recht kahl und jungfräulich aus.

Jetzt, eineinhalb Jahre später, hat sich das Schilf seinen Weg meterhoch gesucht. Ein paar kahle Stellen sind zu sehen, aber die werden noch mit Schilf zuwachsen, versichert Thomas May. Die Beete regenerieren sich bei kleineren Ausfällen selbst. Ansonsten werde die mit der Pflanzung beauftragte Firma noch einmal für Ersatz sorgen.

Die Knospen für die neuen Schilfstengel setzt die Pflanze bereits im Herbst an. Ihr hoher Zuckergehalt schützt die jungen Triebe vor Frost. Auch im Winter macht die Filterung des Schlammes keine Pause, denn regelmäßig wird Klärschlamm zugegeben. 

Regelmäßige Kontrollgänge

Thomas May ist wie auch einige seiner Kollegen regelmäßig draußen bei der Kläranlage in Beendorf, um die Abläufe zu kontrollieren und zu koordinieren oder auch um Abwasserproben zu nehmen.

„Es gibt Phasen der Ruhe und der Bewegung“, weiß der Fachmann. Immer eines der drei Becken wird befüllt, während die anderen beiden in Ruhe gelassen werden. Alle drei Wochen wird der Vorgang wiederholt.

Die Sonne sorgt für die Verdunstung eines Wasseranteils. Übrig bleiben tiefdunkle Klumpen, die durch das Wurzelwerk des Schilfs durchlüftet werden. 

Es ist nichts zu riechen, dafür aber umso mehr zu hören. Vögel zwitschern lautstark, verborgen im Schilf und in den Bäumen nebenan, ein Summen und Brummen lässt reges Insektentreiben vermuten, zwei Schmetterlinge flattern über dem Schilf, was wiederum auf das gesunde Öko-System in den drei 40 mal 20 Meter großen Becken schließen lässt. 

Bilanz fällt durchweg positiv aus

Der Abwasserzweckverband kann bislang eine durchweg positive Bilanz ziehen. Mehr als 12.000 Kubikmeter Abwasser aus der nebenliegenden Kläranlage konnten bislang in die Schilfbeete eingeleitet werden. Klärschlamm ist bislang überhaupt nicht angefallen, und das wird noch eine ganze Weile so bleiben, schätzt Thomas May.

Er zeigt auf die Messlatten in den Schilfbeeten, die den Kollegen des AZV als Orientierung dienen. Die erste Ausfuhr des Klärschlammes aus den Becken, davon gehen die Verbandsmitarbeiter gegenwärtig aus, wird erst in etwa 15 Jahren notwendig werden. Dann werde der Schlamm abgetragen, aber nur soweit, dass die Schilfwurzeln im Erdreich verbleiben, sagt Thomas May.

Erst dann, wenn in der Zukunft die tatsächlich anfallenden Ausfuhrkosten feststünden, könne man genau sagen, welche Kosten dem Abwasserzweckverband durch die Schilfvererdung erspart geblieben sind.

Bislang waren rund 40.000 Euro auf die Entwässerung des Schlamms und dessen Entsorgung pro Jahr angefallen, sagt Verbandsgeschäftsführerin Evelin Silbermann. Derzeit nämlich fielen praktisch keine Kosten auf der Anlage an.

Lediglich mit Kontrollaufgaben und Mäharbeiten seien derzeit die Mitarbeiter des Abwasserzweckverbandes in Beendorf beschäftigt. Störungen habe es bislang keine gegeben, wahrscheinlich auch dank des Wildschutzzaunes, der aus Sicherheits- und Naturschutzgründen um die Schilfbeete herum angelegt worden war. Für Greifvögel wurden Ansitze in die Umzäunung integriert. 

„Wir wollten mit dem Zaun auf Nummer Sicher gehen“, berichtet Thomas May. Obwohl Tiere, die in ein Becken hineinfallen, es sicher auch schaffen würden, wieder herauszukommen, da die Böschungen keine unüberwindbare Hürde darstellen, konnten mit dem Zaun eventuelle Wildtier-Schäden an den Beeten und damit den Pflanzen von vornherein ausgeschlossen werden.