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Schloss Erxleben Ein Projekt - vielfältiger Nutzen

Leben im Schloss II - Gemeinderat beschließt eine überplanmäßige Ausgabe für das Schloss Erxleben.

Von Carina Bosse 24.11.2020, 08:00

Erxleben l 50.000 Euro als überplanmäßige Ausgabe hat der Erxleber Gemeinderat für die geförderte Baumaßnahme eines „multifunktionalen Nutzungskerns mit Teeküche und Sanitäranlage“ im Schloss II mehrheitlich gebilligt. Damit soll zur Verbesserung der nachhaltigen Präsentation und Nutzes des kulturellen Erbes beigetragen werden.

Der Gemeinderat tat sich trotz einer 90-prozentigen Förderung schwer, den Eigenanteil, vor allem verursacht durch eine Reihe von Mehrauflagen im Zuge der Bauplanung, gegenzufinanzieren. Obwohl alle Räte das Engagement und die umfangreichen Leistungen des Fördervereins zur Rettung der Erxleber Schlossanlagen anerkannten, gab es doch besonders aufgrund der finanziellen Ausstattung der Gemeinde Bedenken. Fünf Ja-Stimmen standen am Ende drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen gegenüber.

Bereits seit 2016 bemühte sich die Gemeinde, über das Leader-Programm eine Förderung aus EU-Mitteln zu erhalten. 2018 gelangte das Vorhaben auf die Prioritätenliste der Leader-Aktionsgruppe, ein Jahr später wurden die Mittel aus dem Europäischen Fonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes (EFRE) an den Förderverein zur Rettung der Erxleber Schlossanlagen überreicht.

272.836,96 Euro stehen auf dem Fördermittelbescheid, mit dem seit der Ausreichung die Ausführungsplanung vorangetrieben worden ist. Warum jetzt die überplanmäßige Ausgabe? Die Antwort darauf gab Bauamtsleiterin Anke Osterburg-Piele.

Wie bei jedem alten Bau, der angefasst wird, um ihn zu sanieren, kommt es nicht selten zu Mehrkosten. Bei Schloss II kommen denkmalschutzrechtliche Auflagen zu den Natur- und Umweltauflagen sowie den bauordnungsrechtlichen Bestimmungen zu Brandschutz und Elektronik hinzu.

Dazu gehören der Einbau einer zusätzlichen Treppe im Treppenhaus parallel zur Hebebühne, die Änderung und Aufarbeitung von Türen, ein an die Örtlichkeit angepasster Flucht- und Rettungsplan, die Herstellung der Terrasse als zweiter Fluchtweg, eine Untersuchung des Ist-Zustandes vorhandener Fenster und Türen sowie archäologische Untersuchungen und Dokumentationen zur Beweissicherung.

Ohne die überplanmäßige Ausgabe hätte das Projekt auch aufgrund eines kräftigen Kostenanstieges im Bausektor in den vergangenen Jahren nicht mehr umgesetzt werden können. Die zunächst ermittelten Gesamtkosten in Höhe von rund 303.000 Euro waren im Zuge der ganzen Vorbereitungen bereits auf rund 347.000 Euro gestiegen. Damit war die Gesamtfinanzierung der Baumaßnahme vakant, so dass eine Ausschreibung ohne die 50.000 Euro nicht hätte erfolgen können.

Sabrina Voigt, Vorsitzende des Fördervereins, berichtete vom Engagement der rund 40 Mitglieder ihres Vereins, die sich nahezu an jedem Wochenende in ihrer Freizeit für das Schloss einsetzen, es zunächst in monatelanger Knochenarbeit entkernt hatten, um dann schon die ersten Veranstaltungen zur Präsentation der lange leerstehenden Räumlichkeiten anzubieten.

Etliche 1000 Besucher hatten zu den Tagen des offenen Denkmals in Führungen die historischen Mauern erkunden wollen. In Erinnerung geblieben sind auch die letzten beiden stimmungsvollen Weihnachtsmärkte im und vorm Schlossambiente. „Wir haben Macher und Denker im Verein, im Augenblick machen wir“, beschrieb sie das ehrenamtliche Engagement vor Ort. „Bald jedes Wochenende wird für die Eigenleistungen geschuftet, um die Kosten zu drücken“, sagte Sabrina Voigt. Das alles erfolge nicht aus Eigennutz, sondern zum Wohle der Gemeinde, um ein einzigartiges Kulturdenkmal zu erhalten und mit Leben erfüllen zu können.

Die Herstellung einer Teeküche und insbesondere einer Sanitäranlage im Schlossinnenhof komme allen Vereinen zugute. Sie würde gebraucht für Schloss, Schlosskirche, bei Orgelkonzerten, für Märkte und andere Veranstaltungen der Vereine in der Gemeinde.

„Seitens des Vereins gibt es sehr viel Initiative. Das Projekt hat Hand und Fuß und sollte trotz der angespannten Haushaltslage unterstützt werden“, sagte Detlef Albrecht.

„Wenn wir das Projekt jetzt nicht unterstützen, torpedieren wir es“, machte Christian Jungenitz deutlich. Als stellvertretender Bürgermeister hatte er die Sitzungsleitung im Kulturhaus inne. Steffen Koch wollte wissen, was passiert, wenn im Zuge der Bauarbeiten weitere Mehrkosten auftreten. Das kann zu diesem Zeitpunkt aber niemand beantworten, denn so etwa kann bei jedem Bau passieren, meinte die Bauamtschefin. Ottfried Dorok kritisierte einmal mehr den zähen Informationsfluss. „Es gibt Sachen, die habe ich heute zum ersten Mal gehört“, sagte der Uhrsleber in Richtung der Verbandsgemeinde.