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Eisenbahnromantik in Flechtingen Sonderzug fährt zum Jubiläum der Bahnstrecke

Ein buntes Fest am Flechtinger Bahnhof erinnert an den Auftakt für die Strecke von Haldensleben nach Oebisfelde vor 150 Jahren. Dabei wird ein ganz besonderes Gefährt zum Einsatz kommen.

Von Carina Bosse 24.05.2024, 10:00
Der Flechtinger Bahnhof auf einer der ältesten noch vorhandenen  Aufnahmen.
Der Flechtinger Bahnhof auf einer der ältesten noch vorhandenen Aufnahmen. Foto: privat

Flechtingen - Fast im Stundentakt verkehren aktuell Züge vom Flechtinger Bahnhof in Richtung Haldensleben beziehungsweise Magdeburg oder in der entgegengesetzten Richtung nach Oebisfelde und Wolfsburg. Vor 150 Jahren dampfte zum ersten Mal ein Zug am Flechtinger Bahnhof.

Zunächst wurden ab 1. November 1874 nur Güter transportiert, kurze Zeit später auch Personen. Dieses Jubiläum soll am Sonnabend, 1. Juni, von 14 bis 18 Uhr mit einem bunten Bahnhofsfest gefeiert werden.

Extratouren mit einem Esslinger Triebwagen

War der Zugverkehr vor 150 Jahren eine Sensation für die Einwohner, so ist er heute alltäglich. Und trotzdem werde beim Bahnhofsfest auch ein Zug eine besondere Attraktion sein, informiert die Gemeinde Flechtingen in einer Presseinformation. Ein Esslinger Triebwagen wird – im Stundentakt – eine Strecke mit interessierten Besuchern fahren, die sonst nur für den Güterverkehr freigegeben ist, nämlich vom Flechtinger Bahnhof bis zum Steinbruch der Norddeutschen Naturstein GmbH und zurück. Die Gemeinde Flechtingen ist der Norddeutschen Naturstein GmbH dankbar für die Unterstützung.

Abfahrt für den Triebwagen am Bahnhof ist am 1. Juni gegen 14, 15, 16 und 17 Uhr. Aussteigen ist auf dieser Strecke allerdings nicht möglich. Doch die Fahrgäste werden sicher die schöne Aussicht vom Zug aus genießen. Der Esslinger Triebwagen verfügt über 93 Sitzplätze, so dass die Gemeinde Flechtingen davon ausgeht, dass wohl alle Mitfahrwünsche erfüllt werden können. Für die Fahrt wird um eine Spende gebeten.

Im September 1989 dampfte ein Traditionszug am Flechtinger Bahnhof und zog zahlreiche Fotofreunde in seinen Bann.
Im September 1989 dampfte ein Traditionszug am Flechtinger Bahnhof und zog zahlreiche Fotofreunde in seinen Bann.
Foto: privat

Zum Auftakt des Bahnhofsfestes um 14 Uhr wird die Flechtinger Schalmeienkapelle aufspielen. Gefeiert wird das Bahnhofsfest am Kindertag, schließlich ist der Ortsteil Am Bahnhof der mit Abstand jüngste Ortsteil der Gemeinde Flechtingen.

Da der Bahnhof etwa zwei Kilometer von Flechtingen entfernt angelegt wurde, wuchs ringsum eine eigene kleine Siedlung, in den vergangenen Jahrzehnten entstanden mehrere Gewerbebetriebe und ein kleiner Baumarkt. Angefangen hatte es mit einem Kohle- und Düngerhandel. Auch immer mehr Einwohner kamen hinzu.

Sechseinhalb Mal die Welt umrundet

Die Bahn war damals ein guter Arbeitgeber. Der Ortschronist Friedrich Draffehn ging davon aus, dass 30 bis 35 Eisenbahner allein im Stationsgebäude, in den beiden Stellwerken und den sogenannten Buden an den Straßenübergängen im Dienst waren. Dazu kamen die Arbeiter, die für die Instandhaltung der Gleisanlagen zuständig waren.

Und wichtig war auch der Streckenläufer, der täglich die Strecke von Haldensleben bis Wegenstedt zu Fuß ablief, kleine Reparaturen sofort erledigte und größere Schäden meldete. Er legte täglich 18,4 Kilometer zurück. Andreas Scholz, der letzte Streckenläufer, war von 1958 bis 1990 im Einsatz. In der Zeit hat er eine Strecke bewältigt, die sechseinhalb Mal um die Erde führen würde, hat der Chronist ausgerechnet.

Hoffen auf eine Zukunft für den Bahnhof

In den nächsten Jahren will die Deutsche Bahn die Strecke weiter ausbauen und elektrifizieren. Die Flechtinger hoffen, so die Gemeinde, dass ihr Bahnhof dabei nicht zu kurz kommt und das traditionsreiche Backsteingebäude, das gegenwärtig nur noch ein Schattendasein führt, Zukunft hat.

Beim Fest am 1. Juni wird es viele Informationen zur Bahnhofsgeschichte geben, und sicher werden bei vielen Gästen Erinnerungen wach, es bleibt selbstverständlich Zeit zum Fachsimpeln.

Ein besonderes Dankeschön geht an Familie Kusian aus dem Ortsteil Bahnhof für das Zurverfügungstellen ihrer umfangreiche Fotosammlung. Für kleine Gäste wird zum Fest eine Hüpfburg aufgeblasen. Es gibt Eis, Getränke und Leckeres vom Grill.