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Tote Bäume Haldensleben zwischen bedrohten Wäldern

Haldensleben ist als "Stadt zwischen den Wäldern" bekannt. Einige Baumarten wird man dort in den nächsten Jahren deutlich weniger sehen.

26.09.2019, 23:01

Haldensleben l Im Wald auf dem Papenberg haben viele Baumkronen schon herbstliche Farben angenommen. Das Problem: der beginnende Herbst ist oft nicht der Grund. „Das war schon im Mai so“, berichtet die Haldensleber Revierförsterin Heidrun Schulz und deutet auf mehrere Rotbuchen am Wegesrand, deren Blattwerk sich braun gefärbt hat. Ein großer Teil der Buchen im Haldensleber Wald ist tot.

Thomas Roßbach, Leiter des Betreuungsforstamtes in Flechtingen, hat für den Buchenbestand der gesamten Börde wenig Hoffnung. „Mehr als 50 Prozent der Buchen sind so stark geschädigt, dass wir mit ihrem Absterben rechnen müssen“, sagt er. „Viele treiben im Frühjahr wohl nicht mehr aus.“ Im Landkreis sind laut Roßbach etwa 15 Prozent des Baumbestandes Buchen, in Haldensleben sind es etwa fünf Prozent.

In vielen Regionen in Deutschland leiden die Wälder, weil es das zweite Jahr in Folge insgesamt zu wenig regnet. Das stresst die Bäume. Sie können Stürmen dadurch weniger standhalten und sind anfälliger für Schädlinge. So hat der Borkenkäfer leichtes Spiel in den Fichtenwäldern des Harzes. Um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern, entrinden seit Dienstag Bundeswehrsoldaten befallene Bäume. Zielgebiete des Einsatzes in Sachsen-Anhalt sind außerdem die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg.

In der Börde ist kein Bundeswehreinsatz zum Schutz des Waldes geplant. Roßbach hält das auch nicht für nötig. „Durch die Vielfalt der Bäume ist das Risiko hier gestreut“, sagt der Forstamtsleiter.

Die vom Borkenkäfer bedrohte Fichte etwa ist in den Haldensleber Wäldern nur wenig zu finden. Die beiden Revierförster – neben Schulz ist Harald Eisenkrätzer für Haldensleben zuständig – schätzen ihren Bestand auf rund drei Prozent. Bald werden es noch deutlich weniger sein. „Die Fichten können wir vergessen“, sagt Roßbach, „wir werden die Mehrzahl verlieren.“

So etwa in Satuelle. Im kommenden Frühjahr werde dort ein fünf Hektar großer Fichtenwald gefällt, berichtet Schulz. Die Bäume seien abgestorben. „Die Leute müssen sich drauf einstellen, dass es an einigen Stellen einen Kahlschlag geben werde“, sagt sie. Und sie müssten Geduld haben. Es könnten nicht alle toten Bäume gleichzeitig entfernt werden. Außerdem sei es aufgrund des Umfangs der Waldschäden in Deutschland derzeit nicht ganz einfach, einen sogenannten Harvester zu bekommen. Mit der Maschine werden Bäume zersägt und abtransportiert.

Die Mehrzahl der Bäume in Haldensleben sind Kiefern. „Die sind besonders robust“, erläutert Roßbach. Doch auch von ihnen überleben nicht alle die Trockenheit. Wie bei der Buche macht vielen ein Pilz zu schaffen. Etwa zehn bis 15 Prozent seien abgestorben, schätzt Roßbach. „Das ist aber eine Größenordnung, die wir kompensieren können“, sagt er.

Grundsätzlich betont Roßbach zum Waldbestand in Haldensleben, dass es zwar nicht gut aussehe, es aber keinen Grund zur Panik gebe. Wenn die Regenmengen denn wieder zunehmen. Schulz sagt: „Wenn es nächstes Jahr weiter trocken bleibt, bekommen wir massive Probleme.“ Harald Eisenkrätzer betont dazu, dass wenige regnerischen Tage nicht ausreichten. In zwei Meter Tiefe habe der Boden derzeit eine Feuchtigkeit von zwei Prozent. „Normal sind 25 Prozent“, sagt der Revierförster von Lübberitz. Vor allem für alte Bäume mit tiefen Wurzeln ist das ein Problem.

Für Neupflanzungen stehen den Förstern nun bald viele freie Flächen zur Verfügung. Dabei werde man vor allem auf die robuste Kiefer setzen, sagt Roßbach. Von Fichtenpflanzungen wollten sie hingegen zukünftig Abstand nehmen. Anders bei der Buche. „Wir werden versuchen, die Buche zu erhalten“, sagt Roßbach.