Coronavirus Börde statt Ballermann?

Kurbelt Corona den Inlandstourismus an? In Haldensleben hoffen einige Gästebettanbieter jedenfalls auf mehr Besucher im Sommer.

13.05.2020, 23:01

Haldensleben l Die Menschen in Deutschland gelten als reiselustig. Eine Lust, die in Corona-Zeiten schwierig auszuleben ist. Viele Grenzen sind dicht, der Flugverkehr ist weitgehend eingestellt. Viele haben ihren diesjährigen Sommerurlaub im Ausland schon abgesagt. Aber muss es denn unbedingt das Ausland sein?

Nein. Das zumindest hofft man in der Haldensleber Stadtverwaltung. „Vertrautes neu entdecken“ heißt das Motto, mit dem sie in den kommenden Wochen für Ausflüge nach Haldensleben und Hundisburg werben will. Es sei „deutlich zu spüren, dass die Menschen in diesen Tagen Pläne schmieden“, sagt Stadtsprecher Lutz Zimmermann. Die „kleine Kampagne“ soll in Printmedien sowie in sozialen Medien anlaufen, berichtet er.

Eine größere Tourismuskampagne für Inlandsurlauber soll es nach anfänglichen Überlegungen in der Stadtverwaltung nun vorerst nicht geben. „Unsere Hotels und Pensionen haben zu einem erheblichen Anteil Geschäftsreisende“, betont Zimmermann. Zudem verweist er auf die durch die Krise angespannte finanzielle Lage der Stadt.

Das mehr Inlandstouristen kommen, hoffen auch einige Gästebettanbieter in der Stadt. Roman Behrens etwa, Betreiber des Hotel Behrens an der Bahnhofstraße. Auf seiner Webseite sowie bei Partnern wolle er mit speziellen Angeboten für Heimaturlauber werben, berichtet der Hotelier. Eine Woche Urlaub in der Region, mit Besuchen in Magdeburg, Hundisburg und Schöningen, darin sieht Behrens Potenzial. „In Sachsen-Anhalt gibt es vieles zu entdecken“, betont er. Er hofft, dass sich einige Menschen, die sonst nach Mallorca fliegen, in diesem Jahr für die Region entscheiden.

Für Touristen öffnen darf Behrens wie alle anderen Hoteliers in Sachsen-Anhalt am 22. Mai. Allerdings zunächst nur für Sachsen-Anhalter. Ab dem 28. Mai ist dann die Beherbergung von Touristen aus ganz Deutschland erlaubt.

Bei den Übernachtungszahlen verzeichnete des Statistische Landesamt zuletzt neue Rekorde für Haldensleben und den Landkreis Börde. Doch das war vor Corona. Behrens berichtet von einem Umsatzeinbruch um die 50 Prozent im März, im April sei der Einbruch noch größer gewesen.

Geschäftsreisende von einigen großen Haldensleber Firmen hätten den Totalausfall der Einnahmen aus Übernachtungen verhindert, berichtet der Hotelier. Vor der Krise seien etwa zwei Drittel aller Übernachtungsgäste bei ihm Geschäftsreisende gewesen, erläutert er. Dass die Inlandstouristen ihm nun ein besseres Geschäft als im vergangenen Sommer bescheren könnten, glaubt Behrens nicht. „Meine Erwartungen sind gedämpft“, betont er. „Die vielen Stornierungen werden wir nicht aufholen können.“

Ähnlich sieht das Klaus-Dieter Poege, der Inhaber des Waldhotels an der B 245. Er rechnet mit 50 Prozent weniger Umsatz in den kommenden Monaten. Auch bei ihm haben Geschäftsreisende einen Totalausfall zuletzt verhindert. In den vergangenen Wochen sei sein Hotel mit 52 Betten zu etwa 60 Prozent ausgelastet gewesen, berichtet er. Poege ist skeptisch, ob Inlandstouristen für sein Geschäft in den kommenden Monaten eine große Rollen spielen werden. „Wir hatten hier nie richtigen Tourismus, wir leben mehr von Businessgästen“, betont er.

Allerdings hätten die Großveranstaltungen auf Schloss Hundisburg in den vergangenen Jahren für einige zusätzliche Buchungen gesorgt, berichtet Poege. So etwa die Freiluftmesse „Gartenträume“ im April und die Sommermusikakademie im Juli. Veranstaltungen, die in diesem Jahr vorerst ersatzlos gestrichen sind.

Problematisch ist das selbstverständlich auch für die Schlossherberge selbst. Die etwa 80 Betten seien vor allem zu Zeiten von Veranstaltungen auf dem Schloss belegt, berichtet Joachim Hoeft, Vorstandsvorsitzender des Vereins Kulturlandschaft, dem Betreiberverein des Schlosses. Das die abgesagten Familienfeste, Hochzeiten und Klassenfahrten finanziell durch mehr Inlandstouristen aufgefangen werden könnten, glaubt auch er nicht. „Ob jemand Mallorca mit der Börde tauscht? Ich weiß es nicht“, sagt Hoeft. „Wir können uns touristisch nicht mit Bayern, Mecklenburg oder dem Harz vergleichen“, betont er. Dass auch einige im Sommer einen Abstecher zum Schloss Hundisburg machten, könne er sich allerdings vorstellen.

Geschlossen bleiben wird trotz einer zulässigen Öffnung die städtische Jugendherberge. Wie Stadtsprecher Lutz Zimmermann mitteilt, werde es mangels Buchungen „auf Sicht bei der Schließung bleiben.“ Die Mitarbeiter der Herberge würden in anderen Bereichen der Verwaltung eingesetzt, berichtet der Stadtsprecher.