Trockenheit Der Wald ächzt

Die anhaltende Trockenheit lastet nicht nur auf den Bauern der Börde. Auch der Wald nimmt Schaden, wie etwa in Weferlingen.

Von Marco Weber 27.08.2019, 23:01

Weferlingen l In der Region zeigt sich nach dem zweiten Trockenjahr in Folge ein Waldsterben bisher ungekannten Ausmaßes. „Im gesamten mitteldeutschen Tiefland lässt sich jetzt schon beobachten, vor welchen enormen Herausforderungen der deutsche Wald im Zug des Klimawandels steht”, sagt Pascal Drafehn, Forstingenieur des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt. Prognosen für die kommenden Jahrzehnte verheißen keine Besserung.

Ein Beispiel für die dramatische Lage in den Wäldern ist das Revier Bischofswald bei Weferlingen. Der Forst ist wegen zahlreicher Schädlinge und weitflächigen Absterbens sämtlicher Baumarten eine der am stärksten betroffenen Waldflächen im Norden des Landes. Speziell die Buche, die als einheimische klimastabile Baumart in diesen Breiten gilt, ist massiv bedroht. Bis zu 70 Prozent der Buchen im Naturschutzgebiet „Riese“ im niedersächsischen Elm-Lappwald, der gleich hinter Weferlingen in westlicher und südliche Richtung verläuft, hätten der langen Trockenheit nicht standhalten können, berichtet Drafehn.

Neben dem Trockenstress halten indes auch Schädlinge den Wald im Klammergriff. „Jeder Baum hat seinen eigenen Schädling“, sagt Larissa Schulz-Trieglaff, Pressesprecherin der Waldeigentümer (AGDW). Die doppelte Belastung habe dazu geführt, dass unzählige tote Bäume aus dem Wald geschafft werden müssen. Mehr als 2,1 Milliarden Euro koste es deutschlandweit, um das alte und neue Schadholz aus dem Wald zu schaffen, so die Schätzung der Waldeigentümer. Das sei aber dringend nötig, um wieder aufforsten zu können. Hier müsse verstärkt in Mischarten und Baumarten umgesetzt werden, die dem Klimawandel standhalten.

Claudia Dalbert (Grüne), Umweltministerin von Sachsen-Anhalt, stellt Waldbesitzern deshalb in den nächsten vier Jahren insgesamt 12,7 Millionen Euro zur Verfügung, um die Wälder klimastabiler zu machen. Allein in diesem Jahr wurden dem Ministerium zufolge in Sachsen-Anhalt 640 von insgesamt rund 530.000 Hektar Wald aufgeforstet.

Kritik von Umweltschützern, die die Krise in den Wäldern hausgemacht nennen, kann Förster Drafehn nicht nachvollziehen: „Seit mehr als 30 Jahren setzen wir vermehrt auf den Mischwald und setzen bei der Neubepflanzung aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse um.“ Dass in Deutschland vorwiegend Monokulturen zu finden sind, sei den Umständen der Nachkriegszeit geschuldet. Monokulturen von Bauhölzern seien damals aus Kostengründen auf den gerodeten Brachen gepflanzt worden. In der DDR habe sich diese Entwicklung bis zur Wende fortgesetzt.

Die aktuelle Situation ist für die Förster „eine Katastrophe, die dazu führt, dass es in den Revieren an jeder Ecke brennt“, sagt Drafehn. Wegen der Schäden seien auch die Waldarbeiter stärker belastet, die wegen der dünnen Personaldecke nur langsam das Gros des Schadholzes aus dem Wald schaffen könnten.

Es dürfe nicht übersehen werden, dass die Forstwirtschaft die Nachhaltigkeit entscheidend mitgeprägt habe, sagt Drafehn selbstbewusst. Bis heute sei das Ziel eines jeden Försters die Arbeit in und mit der Natur.