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Umweltschutz Initiative kämpft gegen tickende Zeitbombe

Die „Initiativgruppe gegen Überdüngung der Felder und Wiesen mit Gülle“ fordert verschärfte Gesetze.

Von Anett Roisch 10.10.2015, 01:01

Zobbenitz/Magdeburg l Die Initiativgruppe, die sich im Besonderen im Landkreis Börde gegen die Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen durch Gülle ausspricht, lädt zum Landtag nach Magdeburg ein. Am Donnerstag, 15. Oktober, um 8.30 Uhr werden dort dem Petitionsausschuss eine Petition sowie Listen mit über 1000 Unterschriften überreicht.

„Viele Anwohner in den Dörfern um Haldensleben herum stellen zunehmend fest, dass mehrfach im Jahr ,Wirtschaftsdünger‘ – sprich: Gülle – auf ein- und dieselben landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht wird“, erklärte Heinrich Aderholz aus Zobbenitz, der Mitglied der Initiativgruppe ist.

An vier Grundwasser-Messstellen rund um Haldensleben wird die Wasserqualität gemessen. Während am Mittellandkanal zwischen Haldensleben und Bülstringen sowie am Bahnübergang zwischen Bülstringen und Süplingen die Wasserbelastung mit Nitraten mehr oder weniger in der Norm liegt, übersteigen die Werte bei Wedringen und Uthmöden den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) um das Siebenfache.

„Vor zwei Jahren lagen die gemessenen Nitratwerte im Wasser beispielsweise in Uthmöden bei 364 Milligramm pro Liter. Zuletzt lagen sie bei 536 mg/l. Zudem werden Klärreste aus Biogasanlagen ausgebracht“, schilderte Aderholz. „Die Messstelle Uthmöden weist eine der höchsten Nitratbelastungen in ganz Sachsen-Anhalt auf“, bestätigte Dieter Torka, Fachdienstleiter Natur und Umwelt des Landkreises Börde. Torka begrüßt das Engagement der Initiative und befürwortet die Forderung auf die Verschärfung der rechtlichen Vorschriften zur Gülleaufbringung auf landwirtschaftlichen Flächen. „Momentan ist es so, dass die Landwirte das tun, was sie dürfen. Aber das, was sie dürfen, richtet eben auch Schaden an“, erklärte Torka.

„Die Überdüngung ist eine tickende Zeitbombe im Grundwasser. Wir fordern unter anderem einen Kontrolldruck sowie Strafen für die Landwirte, die den Boden durch Überdüngung für Jahrzehnte ruinieren. Ich muss später meinem Kind plausibel begründen können, weshalb ich seine Lebensgrundlage nicht besser geschützt habe“, ergänzte Thomas Lange, Mitglied der Initiative, der in Wegenstedt zu Hause ist.

Die Höhe der Nitratkonzentration hängt - laut Bundesumweltamt - von mehreren Faktoren ab. Das sind zum einen im Besonderen die Belastung durch die Landnutzung und zum anderen spielen die regionalen hydrogeologischen Bedingungen, wie Grundwasserflurabstand und Fließgeschwindigkeit, sowie die hydrochemischen Bedingungen im Untergrund eine Rolle.

Aderholz betonte, dass sehr viele Anwohner sich große Sorgen machen und um die zukünftige Qualität des Grund- und somit Trinkwassers fürchten. „In Satuelle wird das Ohrewasser nach Colbitz gepumpt. Dann gelangt es als Trinkwasser unter anderem nach Magdeburg“, beschrieb der Zobbenitzer. Wer die Kausalkette zu Ende denkt, kenne das Resultat. „Die Folgen der viel zu hohen Nitratbelastung werden erst die nachfolgenden Generationen spüren. Das ist ja ein Kreislauf vom Grundwasser bis zum Brunnenwasser, das die Tiere trinken. Die Giftstoffe sind dann im Fleisch, das dann wieder die Menschen krank macht“, beschrieb Erwin Schoof, Mitglied der Initiative aus Klüden.

„Wir wollen, dass sich die Landespolitik mit dem Thema beschäftigt und dem Treiben Einhalt gebietet. Staatliche Kontrollen sind zwingend nötig“, appellierte Aderholz im Namen der Initiative.