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Unwetter Frage nach Wasserwehr wird laut

Ein Unwetter hat am Wochenende über Weferlingen getobt. Hilfe von außen gab es keine, die Einwohner organisierten sich selbst.

Von Carina Bosse 17.06.2020, 01:01

Weferlingen l Das Unwetter vom Sonnabend wird Weferlingens Ortsbürgermeister Dirk Kuthe wohl so schnell nicht vergessen. Sein Ort und die umliegenden Dörfer waren besonders schwer getroffen worden - mit Starkregen, der ganze Schlamm- und Drecklawinen mit sich riss.

Die modrige Sturzflut ergoss sich besonders im tiefer gelegenen Ortskern in Richtung Aller, schoss durch die abschüssige Bäckerstraße und den Steinweg, richtete aber beispielsweise auch in der Braunschweiger Straße, An der Burg, im Riesenfeld, Mühlenweg oder an der Breitscheidstraße Schäden an. Die Aller drohte zeitweise aus ihrem Flussbett zu treten. Dann hatte sich dort auch noch Äste verfangen, die ein ungehindertes Abließen der Wassermassen verhinderten.

„Allein in Weferlingen waren 24 Keller betroffen“, berichtete Montagabend Dirk Kuthe im Weferlinger Ortschaftsrat, der selbst im stundenlangen Dauereinsatz war. Vor dem Sitzungsort des Ortsrates im Haus der Generationen und Vereine waren die Spuren des Unwetters noch deutlich zu erkennen.

Die Oebisfelder Straße, die Landesstraße 42, war von dem Starkregen dermaßen stark betroffen, dass sie vorsichtshalber gesperrt werden musste.

„Wir konnten nicht sehen, ob die Wassermassen die Straße nach Döhren unterspült oder beschädigt hatten“, begründete Dirk Kuthe die Vorsichtsmaßnahme. Erst am Sonntagnachmittag konnte sie wieder geöffnet werden, obwohl sie derzeit als offizielle Umleitung für eine Baustellensperrung der Magdeburger Straße in Grasleben genutzt wird. Die Nachbarn in Niedersachsen waren ebenfalls von dem Sonnabend-Unwetter stark betroffen.

„Der Straßenbaulastträger hat uns hier vollkommen im Stich gelassen, berichtete der Ortsbürgermeister zur Oebisfelder Straße. Sein lapidarer Kommentar am Telefon lautete: „Wir sind nicht im Dienst.“ Also sorgte die Gemeinde eigenständig mit Unterstützung der Feuerwehr für die Sperrung und am nächsten Tag wieder für ihre Aufhebung. Welche Schäden der Starkregen angerichtet hat, muss nun erst einmal festgestellt werden.

Und wieder einmal wurde die Frage nach einer Wasserwehr aufgeworfen. „Die hätten wir am Wochenende dringend gebraucht“, sagte Dirk Kuthe. Mit einem speziellen Konzept, Ansprechpartnern und Hilfsangeboten für den eingetretenen Notfall.

Aber bis auf theoretisch „immer mal wieder drüber reden“ sei bisher nichts passiert. Unter anderem Volker Marquardt hatte als Weferlinger Ortsrat bereits mehrfach bei der Verwaltung nachgefragt, welche Aufgaben der Wasserwehr obliegen, wie sie organisiert werden müsse und funktioniere. Er sei ja bereit, für Weferlingen und seine Einwohner in einer Wasserwehr aktiv zu sein, nicht zuletzt, weil so etwas wie am Sonnabend immer mal wieder passieren kann, doch dazu brauchte es erstmal konkrete Hinweise und Vorbereitung.

Die freiwilligen Feuerwehren haben nach Kräften unterstützt, stießen aber aufgrund der prekären Situation an vielen Stellen gleichzeitig an ihre Grenzen. Die Döhrener Kameraden leisteten in Weferlingen Unterstützung, ebenso die Siestedter, die aber dann wieder abrücken mussten, weil sie selbst zum Einsatz vor Ort gerufen worden waren.

Gerade in Weferlingen waren viele Kameraden daheim selbst vom Unwetter betroffen, waren nicht voll einsatzfähig, sagte Dirk Kuthe. Schnell stießen sie an ihre Grenzen - nicht nur beim Auspumpen der Keller. Es galt auch, umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste beiseite zu räumen und aus der Aller zu bergen. „Bei allen Einsatzkräften kann ich nur vielmals bedanken“, so Dirk Kuthe nach dem stundenlangen kräftezehrenden Einsatz.

„Wir konnten am Freitag schon beim Wetterbericht sehen dass Weferlingen vielleicht mit am stärksten betroffen sein wird“, blickte Dirk Kuthe zurück. Da hätte so eine Wasserwehr bereits die notwendigen Maßnahmen ergreifen können. Aber: Für ihn bringt eine zentrale Wasserwehr nichts, wie das Unwetterereignis vom Sonnabend gezeigt hat. „Wir brauchen ortsgebundene Lösungen, lokal gut aufgestellte Partner, die am Freitag vorsorglich und am Sonnabend aktuell hätten für und in Weferlingen einspringen können.

„Wir haben daraus gelernt, kennen unsere Schwerpunkte und sollten uns jetzt unbedingt darum kümmern“, mahnte der Ortsbürgermeister an, nicht weiter auf Anweisungen von oben zu warten. Dieses Wochenende habe gezeigt, dass wir nicht warten sollten und dass letztendlich jeder für sich selbst verantwortlich sein muss.

Er gehe davon aus, dass solche Unwetter-Schadenereignisse in der Zukunft noch häufiger auftreten werden. Dafür sollte und will Weferlingen dann besser gerüstet sein.