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Vandalismus Zerstörung in der Innenstadt

Im Haldensleber Stadtgebiet ist es vermehrt zu Sachbeschädigungen gekommen. Das zumindest ist die Wahrnehmung von einigen Bürgern.

Von Julia Schneider 15.05.2019, 01:01

Haldensleben l „Ständig werden hier Schilder umgeknickt. Briefkästen wurden auch schon eingedrückt und rausgerissene Blumen habe ich neulich gesehen“, sagt eine Anruferin, die anonym bleiben möchte, am Volksstimme-Lesertelefon (Name der Redaktion bekannt). Die Haldensleberin meldet sich in der Redaktion, weil sie auf ein Problem aufmerksam machen möchte: Offenbar, so sagt sie, gebe es zur Zeit „Zerstörungswütige“, die durch die Haldensleber Innenstadt ziehen und eine Spur des Vandalismus hinter sich herziehen. So wie die Frau sehen es auch andere Leser, die die Volksstimme immer wieder auf Sachbeschädigungen hinweisen.

Mit „Jein“ beantwortet Matthias Lütkemüller als Sprecher des Polizeireviers Börde die Frage, ob es tatsächlich vermehrt zu Vandalismus in der Haldensleber Innenstadt kommt. „Einerseits ist die Zahl der Fälle wirklich angestiegen“, berichtet er auf Nachfrage. Andererseits würden ihm zufolge heute aber auch mehr Delikte zur Anzeige gebracht werden, als noch vor einigen Jahren. „Das betrifft vor allem die Schadensregulierung“, gibt Lütkemüller Auskunft. So zeigen beispielsweise Vermieter oder auch Straßenbaulastträger heute eher an, wenn Straßenschilder umgeknickt oder Briefkästen zerstört werden, weil es Versicherungen so verlangen würden. Privateigentümer hingegen würden häufiger von Anzeigen absehen – ein Postkasten beispielsweise werde dort einfach auf eigene Kosten ersetzt, anstatt das „ganz große Rad“ zu drehen und sich wegen Minimalbeträgen an die Polizei zu wenden.

Die Aufklärungsrate solch kleinerer Delikte sei nämlich nicht besonders hoch, erläutert Matthias Lütkemüller. „Wir sind da ganz klar auf die Mithilfe von Zeugen angewiesen“, sagt der Polizeisprecher. „Wenn Sie sehen, dass jemand öffentliches oder auch privates Eigentum mutwillig zerstört, dann rufen Sie bitte schnellstmöglich die Polizei an“, appelliert er an Zeugen. Selbst, wenn kein nennenswerter Schaden entstanden sei, bitte die Polizei um Zeugenhinweise. Die Beamten würden die Personalien der Täter aufnehmen und könnten so unter Umständen auch andere Delikte aufdecken.

Matthias Lütkemüller hat sich die Sachbeschädigungen angeschaut, die in diesem Jahr auf öffentlichen Straßen und Plätzen im Haldensleber Stadtgebiet geschehen sind, und sie mit den Delikten aus dem vergangenen Jahr verglichen. Während 2018 insgesamt 13 Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum gezählt wurden, waren es bis Anfang Mai 2019 schon 26 Delikte.

Und darunter waren durchaus spektakuläre Fälle. So hatten ein oder mehrere unbekannte Täter in der Nacht zum 14. April eine Linde auf dem Alten Friedhof in Haldensleben abgehackt. Der Täter muss länger zugange gewesen sein, denn der rund 10 Meter hohe Baum mit einem Stammdurchmesser von etwa 20 Zentimetern sei laut Polizei mit einer Axt oder ähnlichem abgeschlagen worden. Im gleichen Zeitraum wurde auch eine Weide durch Axtschläge oder ähnliches beschädigt, die im Rolandgarten an der Schillerstraße stand. Anders als die Linde, die übrigens im Rahmen des Sachsen-Anhalt-Tages 2001 in Haldensleben gepflanzt wurde, war die Weide nicht komplett zerteilt worden. Der Baum drohte aber, auf die angrenzende Kita „Rappelkiste“ zu stürzen, deshalb mussten ihn Mitarbeiter des Haldensleber Stadthofes schließlich fällen.

Eine solche Art des Vandalismus, so ordnete Matthias Lütkemüller die beiden Taten ein, sei der Polizei in Haldensleben noch nicht untergekommen. Dass niemand etwas von den beiden Fällaktionen mitbekommen habe, hält Lütkemüller für unwahrscheinlich: „So etwas macht über einen längeren Zeitraum laute Geräusche“, erklärt der Polizeisprecher. Trotzdem seien bisher noch keine Hinweise auf die Täter bei der Polizei eingegangen. Die Beamten bleiben an der Sache dran: „Zeugen können sich nach wie vor bei uns melden“, sagt Matthias Lütkemüller und bittet in dem Fall um Mithilfe aus der Bevölkerung.

Die sei auch bei den anderen Delikten gefragt, die Lütkemüller in den Akten gefunden hat. Ganze drei Mal war dort in diesem Jahr bereits von zerstörten Glastüren und Schaufensterscheiben die Rede, die zu Geschäften an der Hagenstraße und der Magdeburger Straße gehören. Vielfach wurde außerdem mit Stiften und Sprühdosen geschmiert – sowohl am Haldensleber Gymnasium als auch an Garagen, am Bahnhofsgebäude und an Verteilerkästen der Telekom traten mal mehr, mal weniger auffällige Verunreinigungen auf. Noch öfter als Schmierereien wurden der Polizei 2019 aber umgeknickte oder ganz aus der Beton-Verankerung gerissene Verkehrsschilder gemeldet.

„Solche Delikte werden nicht von Senioren begangen“, antwortet Matthias Lütkemüller auf die Frage, welche Altersgruppe in Haldensleben am häufigsten Vandalismus-Straftaten begeht. Oft seien es tatsächlich „Halbstarke“, also Kinder und jüngere Jugendliche, die Sachbeschädigungen verursachen.

Das Alter schütze aber nicht vor der Strafe: Wenn junge Menschen nach einer Straftat von der Polizei aufgegriffen werden, werden sie zu ihren Eltern gebracht. Diese müssten dann am Ende meist auch für die entstandenen Schäden aufkommen.

Hinweise auf Sachbeschädigungen nimmt das Polizeirevier Börde unter der Telefonnummer 03904/47 80.