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Krebshilfe Von Irxleben bis Wladiwostok

Seit seiner Kindheit fährt der Irxleber Holger Janzen gern Fahrrad. Im Unterschied zu früher fährt heute bei den Touren immer der Benefizgedanke mit.

Von Constanze Arendt-Nowak Aktualisiert: 23.06.2021, 11:22
Den Wartberg steuert der Irxleber Holger Janzen oft mit seinem Mountainbike an, seine Touren führen ihn aber noch viel weiter. Der gute Zweck wird dabei nicht vergessen.
Den Wartberg steuert der Irxleber Holger Janzen oft mit seinem Mountainbike an, seine Touren führen ihn aber noch viel weiter. Der gute Zweck wird dabei nicht vergessen. Foto: Constanze Arendt-Nowak

Irxleben - Der regelmäßige Besuch des Wartbergs unweit seines Wohnortes Irxleben gehört für Holger Janzen zum Pflichtprogramm - mal zu Fuß, oft auch mit dem Mountainbike. Seine Mountainbiketouren führen ihn aber noch weiter in die Umgebung hinein und das beinahe täglich. „Wenn ich aufs Rad steige, sind es nie unter zehn Kilometer, im Schnitt sind es immer so 25 Kilometer“, erzählt Holger Janzen, der im Radfahren einen idealen Ausgleichssport zum alltäglichen Leben sieht.

Als er sich im Ende 2018 das neue Fahrrad zulegte, wurde auch auf dem Handy eine App installiert, die immer schön die Kilometer zählte. Das Fahrrad lässt es zu, auch mal abseits der Straßen zu fahren und einfach nur zu schauen, wo die Wege hinführen. „Irgendwann im Frühjahr darauf waren 2000 Kilometer Laufleistung erreicht. Das entspricht circa einer Entfernung von Irxleben nach Moskau“, berichtet er auch auf seinem Instagram-Account „honig_holger“.

Ein lohnenswertes Ziel 11000 Kilometer weit weg

Die Idee reifte schnell weiter und Holger Janzen setzte sich das nächste fiktive Ziel: Wladiwostok (Russland) am Ende von Europa und Asien - etwa 11000 Kilometer von Irxleben entfernt. Wladiwostok kannte er noch aus der Schule und für ihn „als Kind des Ostens“ war es ein lohnenswertes Ziel - wenn auch nur virtuell. Auch wenn er erst etwas mehr als die Hälfte der Strecke abgeradelt hat, so trägt seine Mission inzwischen den Hashtag #wladiwostokundnochvielweiter.

Aber die Hälfte von 5380 Kilometern war für Holger Janzen auch Anlass, etwas Gutes zu tun. Er rechnete die Kilometer in Cents auf und stockte die 53,80 Euro auf 75 Euro auf, um sie anschließend aus der eigenen Tasche an die Deutsche Kinderkrebsstiftung zu spenden. Damit folgte er einer Initiative, die Burkhard Hein aus Ostercappeln 2017 unter dem Namen „Kilometer für Kinder“ ins Leben gerufen hat. Burkhard Hein beschreibt sich auf der Aktions-Seite im Internet selbst als leidenschaftlichen Radsportler und hat die Aktion als Versuch gestartet, einige Radsportler für den guten Zweck zu gewinnen. Es entwickelte sich rasend schnell, so dass mittlerweile nicht nur eine Kilometerleistung in sechsstelliger Höhe, sondern auch eine Spendensumme von über 300000 Euro zusammengekommen ist.

Das Leitmotiv der Aktion: „Sich bewegen und wirklich etwas zu bewegen“

Das Leitmotiv der Aktion - „Sich bewegen und wirklich etwas zu bewegen“ - teilt Holger Janzen gern. Er nutzte die Möglichkeit, seine Spende nicht nur der Kinderkrebsstiftung zukommen zu lassen, sondern ein spezielles Projekt zu unterstützen. „Ich wollte damit besonders das Waldpiraten-Camp unterstützen“, so Holger Janzen. Das Waldpiraten-Camp ermöglich krebskranken Kindern, nach der kräftezehrenden Zeit der Therapie auszuspannen sowie Kräfte und neuen Mut zu tanken.

Holger Janzen war im Internet auf diese Aktion aufmerksam geworden. „Das passt wie die Faust aufs Auge“, meint er. Inzwischen motiviert er auf seinem eigenen Instagram-Account auch andere, es ihm gleichzutun. „Jeder Kilometer zählt, auch Kurzstrecken“, schreibt er und verweist auf den Hashtag #kilometerfürkinder, unter dem sich weitere Informationen finden lassen.

Jeder einzelne Kilometer, den Holger Janzen mit dem Rad absolviert, widmet er krebskranken Kindern. Deshalb ist es auch sein großer Wunsch, Wladiwostok möglichst schnell zu erreichen - auch wenn der Zeitfundus dabei immer eine Rolle mitspielen wird.

Widmung von Kilometern ist oft genug auch Motivation

Die Kombination vom Radfahren und der virtuellen Verbreitung über das Netzwerk Instagram im Internet bringt aber noch mehr Nutzen mit sich, wie der Irxleber festgestellt hat. „Hin und wieder widme ich einzelne Strecken auch bestimmten Menschen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind“, erklärt er mit dem Hintergrundwissen, dass die medizinische Versorgung in einigen Ländern noch schwieriger und für viele Betroffene einfach nicht zu bezahlen ist.

Geld fließt zwar nicht, aber er hat erfahren, dass die Widmung seiner Radtour für die Betroffenen oft eine große Motivation darstellt. Von den Schicksalen, meist aus anderen Ländern, erfährt er selbst aus dem Internet, denn die Betroffenen beziehungsweise deren Angehörige sind oft gut vernetzt. „Ich melde mich vorher bei keinem, sondern mache es dann publik, das ist dann wie eine Kinderüberraschung“, berichtet Holger Janzen von seinen eigenen Aktionen. Und auch, dass er hinterher viele Reaktionen aus aller Welt bekommt und teilweise die Kontakte noch lange Zeit weiter bestehen. Manchmal findet sich auch durch die Verlinkung in sozialen Netzwerken Firmen, die dann die Betroffenen unterstützen.

Entspannte Radtourenmit doppeltem Nutzen

Jeder gefahrene Kilometer ist auch Eigenmotivation für ihn. „Es macht mir Spaß und ich fahre für mich, andererseits tue ich aber etwas für den guten Zweck“, macht Holger Janzen den doppelten Nutzen seines Radeln sichtbar.

Ebenso kann das Werben für die Aktion im Freundes- und Bekanntenkreis etwas bewirken, wie Holger Janzen erfahren hat. So hat ein Arbeitskollege seine gefahrenen Kilometer den krebskranken Kindern gewidmet und von einem Irxleber Restaurant konnte er ebenfalls einen höheren Spendenbetrag abholen.