Freie Schulen Vor dem Essen wird gebetet
Die katholische Grundschule St. Hildegard in Haldensleben verzeichnet steigende Schülerzahlen. Nur ein Bruchteil der Kinder ist katholisch.
Haldensleben l Die erste Klasse ist rappelvoll. Genau 24 Schüler, mehr gehe nicht, sagt Sandra Lehmann, die Leiterin der katholischen St. Hildegard-Grundschule in Althaldensleben. Der Bedarf für das aktuelle Schuljahr wäre allerdings da gewesen. „Wir mussten Kinder ablehnen“, berichtet Lehmann. In den Jahren zuvor habe es das so nicht gegeben.
Damit liegt die St. Hildegard Grundschule im landesweiten Trend. Seit Jahren steigt die Zahl der Schüler an freien allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben des Verbands Deutscher Privatschulen waren es im Schuljahr 2017/18 etwa 18.400. Fünf Jahre zuvor waren es noch ein Viertel weniger. Laut Jürgen Banse, Chef des Privatschulverbands in Sachsen-Anhalt, kommen jedes Jahr bis zu vier freie Schulen im Land dazu. Darunter sind viele Konfessionsschulen. Von den insgesamt rund 110 freien Schulen in Sachsen-Anhalt sind laut Banse etwas weniger als die Hälfte konfessionsgebunden.
Pläne für eine neue freie Schule gibt es auch in Haldensleben. Die Johannes-Schulstiftung will neben der bestehenden Evangelischen Sekundarschule auf dem Süplinger Berg eine evangelische Grundschule schaffen. Nachdem jedoch der Stadtrat einen finanziellen Zuschuss für den Neubau im vergangenen Herbst abgelehnt hatte, sprach Michael Bartsch, Chef der Schulstiftung, etwas zurückhaltender von einer „Idee“ für eine Schule, die „im Zusammenblick mit der katholischen Grundschule“ entwickelt werden solle. Die Stiftung will nun erneut den Bedarf für die Schule im Landkreis prüfen.
Schulleiterin Lehmann will die Pläne für eine evangelische Grundschule nicht begrüßen. Aus nachvollziehbaren Gründen: „Etwa 80 Prozent unserer Schüler gehen danach auf die Evangelische Sekundarschule“, berichtet sie. Eine direkt an die Evangelische Sekundarschule angebaute Grundschule könnte vielen Kindern einen Ortswechsel ersparen. Zudem sind an der katholischen Grundschule etwa ein Viertel der Schüler ohnehin evangelisch. Höchstens zehn Prozent der Schülerschaft sind laut Lehmann katholisch. Etwa zwei Drittel sind konfessionslos.
Lehmann befürchtet, dass die Zahl der konfessionslosen Schüler an ihrer Schule zunehmen werde, wenn eine evangelische Grundschule gebaut würde. Dass die Schülerzahlen an ihrer Schule dann insgesamt zurückgehen würden, glaubt sie indes nicht. „Das Interesse an freien Schulen nimmt zu“, betont die Schulleiterin.
Vor sechs Jahren seien noch weniger als 70 Schüler in der St. Hildegard-Grundschule unterrichtet worden, berichtet Lehmann. Seitdem gebe es einen kontinuierichen Anstieg, derzeit würden 82 Kinder unterrichtet. Für die erste Klasse des kommenden Schuljahrs habe die Schule bereits 23 Verträge vergeben, so Lehmann weiter. Dazu gebe es drei Nachrücker, falls noch jemand abspringe. Freie Plätze gebe es allerdings noch für das Schuljahr 2021/22.
Was bekommen die Kinder für das gezahlte Schulgeld? Lehmann verweist auf den „Magdeburger Plan“, das pädagogische Konzept der Schule. Darin steht eine ganzheitliche Bildung im Mittelpunkt, das Fundament ist ein christliches Menschenbild. Vor dem Essen werde gebetet, erläutert Lehmann, zu kirchlichen Festen gebe es gemeinsame Gottesdienste. Montagfrüh beginne die Woche mit einem Morgenkreis, um über Erlebnisse am Wochenende zu diskutieren. „Wir sind davon überzeugt, dass so ein besserer Start in die Schulwoche möglich ist“, sagt Lehmann. Besonders ist auch der sogenannte „vernetzte Unterricht“ der Schule. Dabei arbeiteten die Schüler fächerübergreifend an großen Themen.
Wer mehr über das Schulkonzept erfahren will, kann am 23. Januar zum Informationsabend in die Schule kommen. Beginn ist um 19 Uhr am Dammühlenweg 14. Zwischen dem 20. und 24. Januar können Eltern außerdem probeweise dem Unterricht beiwohnen. Anmeldungen unter: info@st.hildegard-grundschule.de oder 03904/725623.