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Wie gehts weiter? Rettungsplan für Schulsozialarbeit

Acht Schulsozialarbeiter im Landkreis Börde bangen wieder um ihre Jobs. Der Landkreis hat einen Rettungsplan aufgestellt.

Von Juliane Just 28.10.2020, 00:01

Haldensleben l Es geht wieder von vorn los. Nachdem einige Schulsozialarbeiter im Landkreis bereits im vergangenen Jahr um ihre Jobs bangen mussten und sich für den Erhalt stark gemacht haben, geht es nun in die zweite Runde. Dabei betrifft dies nicht alle 39 Schulsozialarbeiter im Landkreis, sondern lediglich acht. In Ummendorf und Hötensleben (beide Obere Aller), Altenweddingen (Sülzetal), den Gemeinden Rogätz und Barleben, Samswegen (Niedere Börde), der Gemeinde Flechtingen sowie Rätzlingen (Oebisfelde-Weferlingen) wird nun um die Stellen gezittert.

Hintergrund: Von den 39 Stellen werden 31 über Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) realisiert, deren Finanzierung bis zum Ende des Schuljahres 2021 festgezurrt ist. Die übrigen acht Stellen an Grundschulen werden über das Paket „Bildung und Teilhabe“ finanziert. Die Förderung aus dem Programm ist jedoch nicht mehr möglich, sodass diese Stellen am 31. Juli 2021 auslaufen würden.

Nun hat sich der Landkreis einen Rettungsplan mit zwei Alternativen überlegt und sich damit eindeutig für die Schulsozialarbeit ausgesprochen. Aus Restmitteln und Einsparungen wäre eine Finanzierung der acht Stellen für ein weiteres Schuljahr , also bis Sommer 2022, möglich. Insgesamt 500.000 Euro sind für die acht Stellen inklusive Sach- und Verwaltungskosten notwendig.

Doch was geschieht danach? Das war Thema beim Jugendhilfeausschuss des Landkreises am Montag. „Wir sollten die Stellen langfristig planen, sonst beginnt das Problem jedes Jahr von vorn“, erklärte Dirk Michelmann, Leiter des Dezernats Bildung/Jugend/Soziales/Migration im Landkreis.

Die erste Variante wäre eine Kofinanzierung von den Gemeinden als Schulträger sowie dem Landkreis. Bereits in der Beschlussvorlage wird darauf hingewiesen, dass die Gemeinden sich „nennenswert an den Personalkosten beteiligen“ müssten, während der Landkreis „mit den Restmitteln kofinanziert“. Doch durch die Corona-Pandemie und den damit einhergehenden fehlenden Steuereinnahmen klaffen große Haushaltslöcher in den Gemeinden.

„Wir denken, dass viele Gemeinden Schwierigkeiten haben werden, dies finanziell zu stemmen“, bemerkte Dirk Michelmann. Erst einmal wolle der Landkreis mit den betroffenen Gemeinden ins Gespräch über die Kofinanzierung kommen. Die Ergebnisse sollen im Januar im Jugendhilfeausschuss präsentiert werden.

Auch im vergangenen Jahr wurden die Stellen für ein halbes Schuljahr so gerettet. Dabei trug der Landkreis 40 Prozent der Summe, die Gemeinden 60 Prozent und der Träger der Schulsozialarbeit, das Paritätische Sozialwerk als Träger der Schulsozialarbeit steuerte 12.000 Euro zur Gesamtsumme von 244.000 Euro bei.

Sollte eine Co-Finanzierung nicht zustande kommen, müsste der Landkreis die Mittel allein tragen. Das würde laut Michelmann unweigerlich zu einer Erhöhung der Kreisumlage führen. Das ist jene Abgabe der Gemeinden an den Landkreis, die dessen Finanzlage bildet. Der Landkreis hat kaum eigene Einnahmen und erhebt deshalb jährlich die Kreisumlage – und je höher die ist, desto tiefer müssen die Gemeinden in die Tasche greifen.

Michelmann machte im Jugendhilfeausschuss deutlich: „Ohne diese Maßnahmen würden die Schulsozialarbeiterstellen nicht fortbestehen.“ Die Hoffnung sei nach wie vor, dass die acht Stellen ebenfalls im ESF-Programm angegliedert werden können und damit gesichert sind. Das jedoch ist Aufgabe der Landesregierung.

Für die acht Schulsozialarbeiter ist der Rettungsplan des Landkreises ein wichtiger Schritt. „Wir leisten Beziehungs- und Vertrauensarbeit. Wir hängen uns rein und bleiben doch immer ungewiss“, sagt beispielsweise Stefanie Brüggemann, die an der Grundschule Burg Ummendorf tätig ist. Die Situation sei nicht nur für sie selbst, die eine Familie zu ernähren hat, schwierig, sondern auch für die Kinder, die nicht wissen, ob sie bei ihnen bleibt. „Nun kämpfen wir wieder um unsere Stellen. Dabei geht wertvolle Zeit verloren, die wir in die Arbeit mit Kindern, Eltern und Lehrern investieren könnten“, sagt sie.

Ihre Kollegin Yvonne Kohlrusch von der Grundschule in Rätzlingen, sieht es genau so. „Man hat einfach die Nase voll. Jedes Jahr kämpft man aufs Neue für seine Daseinsberechtigung“, sagt sie. Sie sei es leid, immer wieder zu betonen, wie wichtig die Schulsozialarbeit für alle Beteiligten sei. „Es wäre wünschenswert, wenn eine langfristige Lösung gefunden wird, damit wir auch eine berufliche Sicherheit über mehrere Jahre haben“, sagt sie.