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Wohnungsbau Fertigmodule für den Klimaschutz

Die Haldensleber Wohnungsbaugesellschaft will ihre Gebäude klimaneutral gestalten. In Wedringen startet dafür ein Pilotprojekt.

07.06.2020, 07:49

Haldensleben l Dieter Naumann kann sich gut vorstellen, dass es etwas wird mit der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. „Zumindest auf dem Papier“, sagt der Wobau-Chef. Dass dann am Ende jedes Gebäude klimaneutral ist, also jede Emission von klimaschädlichen Gasen vollständig kompensiert ist, glaubt er hingegen nicht. Schließlich müssten dafür auch die allermeisten Gebäude, die in den vergangenen 20 Jahren gebaut wurden, umfassend saniert werden.

Auf den Weg machen in eine klimaneutrale Zukunft will sich die Wobau dennoch. Und das schon sehr bald. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen in Wedringen mit einem Pilotprojekt beginnen, das wegweisend für die kommunale Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt sein soll. Geplant ist, das Haus mit den Nummern 19 und 21 an der Magdeburger Straße mit seriell vorgefertigten Elementen klimaneutral zu sanieren.

Fachleute sprechen dabei von einer Net-Zero-Modernisierung. Das meint: Nach der Modernisierung wird das Haus mindestens die gleiche Energiemenge produzieren, die es verbraucht. Beim Haus in Wedringen soll das Dachelement eine Photovoltaik-Anlage bekommen. Mit den Fassadenelementen wird die Wärmedämmung erneuert. Das spart am Ende Energiekosten. Naumann sagt, dadurch werde es nach der Sanierung nicht teurer für die Mieter.

Außerdem verweist der Wobau-Chef auf einen weiteren Vorteil: Die geringerer Belastung der Mieter während der Bauzeit. Weil die Fassaden- und Dachelemente nicht vor Ort hergestellt werden, haben die Mieter am Ende weniger Baustress. Naumann geht davon aus, dass die Montage der einzelnen Elemente in Wedringen nur etwa einen Monat dauern werde. Insgesamt würden für eine solche Sanierung mit seriell hergestellten Elementen weniger Handwerker benötigt, betont Naumann außerdem. In Zeiten des Handwerkermangels sei das ein Vorteil.

Wann das Projekt genau beginnt, ist derzeit unklar. Auch eine Investitionssumme kann Dieter Naumann noch nicht nennen. Wie der Wobau-Chef berichtet, hätte es aber eigentlich schon im kommenden Monat losgehen sollen. Wegen Corona werde der Start nun verschoben. Naumann geht davon aus, dass die Bauarbeiten im kommenden Jahr abgeschlossen sind.

Er spricht von einem „Musterprojekt für das Land“. Eine schnelle, klimaneutrale Sanierung mit wenig Baustress für die Mieter, für Naumann ist es ein Verfahren mit Zukunft für viele Objekte. Anders sei der Weg zur Klimaneutralität bis 2050 kaum zu schaffen, betont er.

Allerdings ist die Net-Zero-Modernisierung nicht für alle Gebäude in Haldensleben ein Weg. Eine solche Sanierung komme nur für etwa ein Drittel aller Gebäude der Wobau in Haldensleben infrage. „Für Gebäude mit vier oder mehr Stockwerken wird es schwierig“, sagt Naumann. Dann gebe es Probleme mit den großen Fassadenelemente und der Statik.

Herkömmlich saniert wird deswegen auch in diesem Jahr weiter auf dem Süplinger Berg. Derzeit plant die Wobau dort die Erneuerung von Balkonen in den Gebäuden mit den Nummern 38 bis 46 am Waldring. Dort wird die Sanierung wegen dem brüchigen Beton der Balkone nun teurer als zunächst geplant, berichtet Naumann. Insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro werde die Wobau nun dort investieren, rund 600.000 Euro mehr als geplant.

Insgesamt liegt die Investitionssumme des kommunalen Unternehmens damit in diesem Jahr über dem der Vorjahre. Zuletzt waren es knapp unter zwei Millionen Euro, in diesem Jahr könnten es laut Naumann um die 2,5 Millionen Euro werden.

Ein beträchtlicher Teil dieser Summe wird außerdem in das Haus mit der Nummer 46 an der Magdeburger Straße investiert. Äußerlich ist die dortige ehemalige Mühle bereits saniert. Nun solle es im Inneren des Gebäudes weitergehen, sagt Naumann. Drei Wohnungen über drei Etagen mit jeweils 100 bis 120 Quadratmetern sollen dort entstehen. Im kommenden Frühjahr soll das Projekt fertig sein. Mehr als 600.000 Euro hat die Wobau dann dort investiert.