Zeitzeugin Schulstunden wie früher

Historischen Unterricht haben die Drittklässler der Grundschule Weferlingen erlebt. Sachkundelehrerin Doris Linhardt erinnerte sich.

Von Carina Bosse 15.04.2019, 01:01

Weferlingen l Einen Schulalltag von anno dazumal erlebten jüngst die Drittklässler der Grundschule Weferlingen. Auf dem Stundenplan stand eine ganz besondere Geschichtsstunde.

Für ihren Unterricht hatten sich die Mädchen Kleider und Flechtfrisuren zugelegt, die Jungen kamen alle im Hemd und mit exakt gescheitelten Haaren - eben wie es früher so üblich war. „Schon da gab es viel zu lachen“, resümierte Doris Linhardt, die als Sachunterrichtslehrerin das Projekt initiiert hatte, kam als Fräulein Rottenmeier. Auch die beiden Klassenleiterinnen, Tanja Rokus und Uta Schoppmann, machte die Verwandlung für einen Tag mit. Die bekannte Romanfigur Fräulein Rottenmeier aus „Heidi“ gilt als äußerst strenge Lehrerin und symbolisierte die Zucht und Ordnung in der Schule der damaligen Zeit.

Bereits am Tag zuvor hatten viele Kinder Dinge des täglichen Bedarfs von früher mit in die Schule gebracht. Dazu gehörten alte Schulutensilien, Ranzen, Bücher in Sütterlinschrift, alte Federfittichen, Kaffeemühlen und manuelle Rechengeräte. Aus dem Mitgebrachten gestalteten die Grundschüler eine kleine Ausstellung, die von allen anderen Schülern bestaunt werden konnte. Und dann bekamen die Drittklässler Besuch von Gertrud Zabel aus Weferlingen. Sie ist die Uroma von Schülerin Madison Welz und berichtete gern aus ihrer eigenen Kindheit und Schulzeit. Die jungen Zuhörer staunten über die Ernährung von damals genauso wie über die vielen Aufgaben, die Kinder damals schon übernehmen mussten und ganz selbstverständlich erledigten.

Besonderen Spaß bereitete den Kindern eine Schulstunde ganz wie sie früher abgelaufen sein könnte. Gerade sitzen, aufstehen beim Antworten, mit Knicks verabschieden... der strenge Ton und das Erläutern von Schulstrafen war für viele kaum vorstellbar. „Wir konnten sogar am nächsten Tag einmal so Kaffee kochen wie früher. Bohnen wurden in den alten Mühlen gemahlen, durch einen alten Filter in eine Porzellantasse gegossen und von den Lehrern probiert“, erzählte Doris Linhardt. Viele Kinder staunten über den besonderen Duft des frisch gemahlenen Kaffees. Dann ging es noch weiter. So waren Spiele von damals geplant wie murmeln, humpeln und mit Bällen „Probe“ spielen. Gertrud Zabel hatte den Kindern genau erklärt wie die Spiele mit einfachen Mitteln funktionieren.

Als nächstes steht nun noch ein Besuch im Weferlinger Heimat- und Apothekenmuseum an, wo alte Acker- und Erntegeräte einen Einblick in die schwere manuelle Tätigkeit in der Landwirtschaft geben. Wie intensiv das Erlebnis war, zeigten einige Kinder mit dem Fazit: „Und wir meckern schon, wenn wir mal den Müll raustragen müssen... oder unser Zimmer aufräumen.“