Stadtkirche Arbeiten in luftiger und eisiger Höhe
Das Schieferdach der Havelberger Stadtkirche wird von einem Industriekletterer repariert.
Havelberg l Nur wer seinen Blick nach ganz oben, in die Spitze der Havelberger Stadtkirche, lenkte, konnte sich die Absperrungen unterhalb des Westturms am Gotteshaus erklären. In luftiger und sehr kalter Höhe werden Reparaturarbeiten ausgeführt. „Für mich ist das der schönste Arbeitsplatz der Welt“, gesteht der Industriekletterer Henner Meger. Er „hängt“, gut gesichert mit Seilen, außen an der geschwungenen Haube des Westturmes der Stadtkirche in fast fünfzig Metern Höhe. Im Auftrag der Evangelischen Kirchengemeinde Havelberg ist der Rostocker mit seinem Sohn Levis Schröder und dem Mitarbeiter Pawel Tulay von TSP Spezialbau Drechow am Kirchturm tätig.
Durch die letzten beiden Stürme wurden an der Außenhaut der Kuppel Schiefertafeln abgerissen, die jetzt wieder eingebaut werden müssen: zum Schutz des Kircheninneren und zur Gefahrenabwendung. Verschiedene Werkzeuge, Schrauben und einiges mehr hat Henner Meger bei sich oder findet es in einem Werkzeugeimer, der dicht neben ihm hängt. Dort sind auch kleine Schiefertafeln drin, die vor dem Zuschneiden eingepasst werden müssen. Den Zuschnitt erledigt Pawel Tulay im Turminneren und reicht die fertigen Schiefertafeln dann wieder hinaus zum Einbau.
Eisigkalt weht der Wind und auch durch den kurzzeitigen Sonnenschein wird den Männern nicht warm ums Herz. In einer Zwangspause, die wegen der Kälte einfach eingehalten wird und in der es warmen Tee gibt, erzählt Henner Meger dann, dass er schon auf über 400 Kirchtürme geklettert ist. Er ist bundesweit unterwegs, aber überwiegend im Osten Deutschlands. „Die Stiftskirche in Bützow, sie ist 75 Meter hoch, war bisher das höchste Kirchenbauwerk das ich erklommen habe. Bei allen Turmbesteigungen wird man natürlich mit einem herrlichen Ausblick, so wie auch hier in Havelberg, belohnt. Am liebsten erledige ich Arbeiten zur Turmbekrönung. Die Wetterfahnen oder Kugeln und Kreuze dazu werden von der TSP Spezialbau angefertigt und ich bringe sie dann auf die Kirchturmspitzen“, so der Industriekletterer.
Passiert ist ihm zum Glück noch nichts, aber: „Wir machen uns oft mehr Gedanken über die Menschen, die eventuell die Absperrungen nicht für voll nehmen, da sie uns hier oben gar nicht sehen. Daher passt Levis unten zusätzlich auf.“
Die größten Schäden werden nun am Kirchturm beseitigt und da kein Gerüst aufgestellt werden muss und auch kein Kran zum Einsatz kommt, wird es auch nicht so teuer. Der Sturmschaden an der Havelberger Stadtkirche St. Laurentius ist ein Versicherungsfall, war von der Kirchengemeinde zu erfahren. Die Arbeiten sollen in Kürze abgeschlossen sein.