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Ausstellung Wohin mit dem Schulmuseum?

In der früheren Havelberger Stadtschule gibt es ein Schulmuseum. Mit dem Verkauf des Gebäudes benötigt es einen neuen Platz.

Von Dieter Haase 30.12.2020, 00:01

Havelberg l Nach Volksstimme-Informationen hat sich nun ein privater Kaufinteressent für das Haus, in dem sich lange Zeit das Erlebnispädagogische Centrum befand, gefunden – die Gläubiger haben ihm bereits den Zuschlag erteilt –, der jedoch beabsichtigt, es einem ganz anderen Zweck als bisher zuzuführen. Das allerdings bedeutet, dass das Gebäude in den nächsten Wochen komplett ausgeräumt werden muss.

Doch was wird dann mit dem Schulmuseum, dem historischen Klassenzimmer, das hier als Erinnerung an die einstige Schule eingerichtet ist? Es hatte sich stets eines großen Zulaufs zu Tagen der offenen Tür, zu Zeugnisausgaben für Klassen aus der Grundschule „Am Eichenwald“, zu Projekttagen und anderen Ereignissen erfreut. Auch Gäste des Erlebnispädagogischen Centrums tauchten hier gerne in die Vergangenheit ein.

Kinder und Erwachsene konnten an den Bänken aus den 1950er Jahren Schulbücher aufschlagen, die heute in keiner Schule mehr vorhanden sind. Zu Zeiten, als sich hier noch die Friedrich-Wolf-Schule befand, gehörten sie zum Inventar des Schulhauses. Einige Exemplare wurden aufgehoben und zählen zum Bestand des Schulmuseums. Wie auch viele andere Dinge, die man sich in einer heutigen modern eingerichteten Schule überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Sie reichen bis hin zu einem knapp 30 Jahre alten Jugendweihe-Almanach im Bücherschrank des Museums.

Zusammengetragen hat die Museumsschätze übrigens der ehemalige Hausmeister Edwin Weidenbach, der den Besuchern zudem auch noch so manches über die heute nur noch selten vorzufindenden Stücke erzählen konnte.

Edwin Weidenbach ist noch heute am und im Haus tätig: als technischer Mitarbeiter – sozusagen als der Letzte, der hier die Stellung hält. „Das Beste wäre, wenn der künftige Besitzer sich dazu durchringen könnte, das Schulmuseum an seinem Platz zu belassen. Denn in dieses Haus gehört es einfach hin. Und nicht irgendwo eingelagert“, ist sein großer Wunsch. Der jedoch nicht in Erfüllung gehen wird. Denn das Museum passe nicht in sein angedachtes Konzept von privater Nutzung, wie gestern auf Nachfrage bei dem künftigen Investor, der noch ungenannt bleiben möchte, zu erfahren war. Er würde aber gerne dabei helfen, einen neuen, geeigneten Standort für das historische Klassenzimmer zu finden, versicherte er. Der Stadt Havelberg habe er es unentgeltlich zum Erwerb angeboten.

Um dieses Thema ging es vor kurzem auch bei einem Besichtigungstermin des Schulmuseums durch Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski und Landrat Patrick Puhlmann. „Natürlich sind wir daran interessiert, das Schulmuseum für die Nachwelt zu erhalten. Und zwar in Havelberg, wo es hingehört. Nach Stendal oder anderswo im Landkreis darf die Zeitgeschichte verkörpernde Einrichtung auf keinen Fall verschwinden“, berichtete das Stadtoberhaupt auf Nachfrage. „Eine Lösung haben wir bisher jedoch noch nicht gefunden.“

Aus dem Grund müsse die kommende Zeit gut genutzt werden, um nach Ausstellungsmöglichkeiten für das Schulmuseum zu suchen. Bis Ende März – so eine Auflage – habe es in dem Haus der einstigen Havelberger Stadtschule noch eine Schonfrist. „Notfalls müssten gemeinsam mit dem Prignitz-Museum und, weil dieses auch Angelegenheit des Kreises ist, mit dem Landrat und der zuständigen Amtsleiterin Dr. Ulrike Bergmann die Möglichkeiten für eine vorübergehende Einlagerung des Inventars in Räumlichkeiten des Museums am Dom geprüft werden. Vorrangiges Ziel ist es, das historische Klassenzimmer zu bewahren und es, wenn ein Ausstellungsraum dafür gefunden werden sollte, der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen“, so Bürgermeister Bernd Poloski.

Damit ist dann spätestens in einem Vierteljahr auf der Stadtinsel ein Stück Havelberger Schulgeschichte aus einem ebenso geschichtsträchtigen Haus für immer ausgezogen. „Es ist wirklich sehr schade darum“, findet in besonderem Maße Edwin Weidenbach, der als Rentner gerne auch noch viele Jahre im Erlebnispädagogischen Centrum gearbeitet hätte. Wie in seinem vergangenen fast halben Leben. „Immer mit fröhlichen Kindern und Jugendlichen um mich herum“, blickt er zurück.