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Linkspolitikerinnen Helga Paschke und Katrin Kunert informieren sich im Jobcenter Bürgerarbeit ist in Havelberg ein Erfolg

Von Andrea Schröder 18.07.2012, 05:27

200 Frauen und Männer haben in Havelberg und Sandau durch die Bürgerarbeit eine Tätigkeit erhalten. Iris Warnstedt, Teamleiterin im Jobcenter Havelberg, spricht von einem Erfolg für die Menschen und die Kommunen.

Havelberg l Wer das alte Havelberger Betonsteinwerk lange nicht mehr gesehen hat, wird staunen, was sich dort in den vergangenen Monaten getan hat. Die alten Gebäude sind entrümpelt und alles sieht aufgeräumt aus. Kein Wunder, sind hier doch Frauen und Männer über die Bürgerarbeit beschäftigt. Sie bereiten den Abriss der Gebäude vor, den im Herbst eine Fachfirma vornehmen wird.

Sie sicherten diverses Baumaterial wie Türen, Fenster und Heizkörper, die wieder verwendet werden können. Stein um Stein haben sie das alte Inselhaus zurückgebaut, dessen handgestrichene Ziegel etwa bei der Sanierung alter Häuser zum Einsatz kommen können. Ein Teil der Steine wurde bereits für das Brückendenkmal an der Sandauer Brücke verwendet, berichtet Dietrich Staats von der Gesellschaft für Arbeit und Sanierung GfAuS, die die Maßnahmen betreut. Der Beton wird für den Unterbau des Parkplatzes genutzt, den die Stadt auf dem Areal für die Bundesgartenschau 2015 bauen will. Auch der Schrott ist wertvoll. "Alles, was noch zu nutzen ist, sichern wir für die Stadt", sagt Dietrich Staats.

Am Montag informierten sich die Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert und Landtagsabgeordnete Helga Paschke (beide Linkspartei) während ihrer Sommertour über die Bürgerarbeit in Havelberg. Zunächst sprachen sie mit Marion Emmer, Geschäftsführerin des Jobcenters Stendal, und der Teamleiterin im Jobcenter Havelberg, Iris Warnstedt, über die Erfahrungen. Im Anschluss schauten sie sich im Betonsteinwerk und im Mühlenholz um und kamen auch mit Bürgerarbeitern ins Gespräch.

Iris Warnstedt berichtete über die vier Stufen der Bürgerarbeit mit der Aktivierungs- und der Beschäftigungsphase. Mit Blick auf die Buga hatte Havelberg den Zuschlag für dieses Projekt bekommen. 750 Kunden galt es zu aktivieren. Dabei wurde geschaut, ob die Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können oder in die Bürgerarbeit. 550 Leute wurden in Zusammenarbeit mit der Berufsbildungsakademie Altmark BBA betreut. 117 fanden Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt.

"Ich bin ein Verfechter der Bürgerarbeit, weil ich sehe, was sie aus den Menschen macht."

Iris Warnstedt

In Kooperation mit den Städten Havelberg und Sandau und weiteren Partnern etwa aus Vereinen wurden Maßnahmen für die Bürgerarbeit gezielt herausgearbeitet. Nicht ohne Stolz berichtete Iris Warnstedt, dass alle Vorhaben etwa in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, Soziales, Tourismus sowie Kinder- und Jugendarbeit vom Bundesverwaltungsamt bewilligt wurden. Bundesweit gab es da andere Erfahrungen, ergänzte Marion Emmer. Der zur Vorbereitung der Bürgerarbeit gegründete Beirat war sehr konstruktiv tätig. "Es war eine hervorragende Zusammenarbeit", schätzte Iris Warnstedt ein.

Den Erfolg der Bürgerarbeit, für die die ersten Maßnahmen im Januar 2011 starteten, sieht sie für beide Seiten. Kommunen, Vereine und Institutionen haben Beschäftigte für zusätzliche und im öffentlichen Interesse liegende Arbeiten, die Bürgerarbeiter haben eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit - fest für drei Jahre. "Wir haben viele Leute aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, sie mobil gemacht, weitergebildet und in Arbeit gebracht", berichtete die Teamleiterin. Die stärkere Suche nach qualifizierten Kräften für den ersten Arbeitsmarkt zahlte sich positiv aus. Krankenhaus und der Seniorenwohnpark am Camps etwa benötigten Fachkräfte.

Das Gros der Bürgerarbeiter zeigt eine hohe Zufriedenheit. "Das ist was anderes als ein Ein-Euro-Job für kürzere Zeit. Die Menschen sind in die Gesellschaft integriert, sie sehen, was sie schaffen. Sie treten ganz anders auf, haben ein ganz anderes Erscheinungsbild", hat Iris Warnstedt festgestellt.

Die Zahl von lediglich 23, die bislang aus dem Projekt ausgestiegen sind, spricht für sich. Auch wenn jemand etwa wegen Unpünktlichkeit oder Alkohol seine Stelle verliert, kann sofort nachbesetzt werden. Iris Warnstedt: "Ich bin ein Verfechter der Bürgerarbeit, weil ich sehe, was sie aus den Menschen macht."