Quempas Chöre singen die Weihnachtsgeschichte
Ohne den Quempas am Heiligen Abend wäre bei vielen aus Sandau und Umgebung das Weihnachtsfest unvollständig.
Sandau l An Heiligabend feiern Christen in aller Welt die Geburt ihres Messias Jesus Christus in einem Stall zu Bethlehem. Diese im Neuen Testament erzählte Weihnachtsgeschichte wird in der Elb-Havel-Region vielerorts in Form von Krippenspielen aufgeführt – in Sandau wird sie von drei Chören gesungen. Und das schon seit Jahrhunderten, denn die Tradition stammt wegen ihrer lateinischen Passagen noch aus vorreformatorischer Zeit. Somit muss sie älter als 500 Jahre sein.
Der Quempas beginnt mit dem Einzug des Frauen- und des Kinderchores. Hoch oben auf der erst vor einigen Jahren neu errichteten hölzernen Empore singen die Männer, aber auch unter den Gästen auf den Bänken singen viele mit.
Drei Proben hatten im Vorfeld stattgefunden, angeleitet hatte diese erstmals Pfarrerin Catharina Janus. Nach dem Quempas berichtete sie über das Buch Jesaja aus der Bibel, wonach das Volk an Weihnachten ein helles Licht erblickt. Dieses Licht solle man jetzt auch in seine Herzen lassen.
Ein Havelberger Domdekan – hier, hoch über der Havel, war der Quempas bis vor etwa 200 Jahren ebenfalls aufgeführt worden – sorgte im 16. Jahrhundert dafür, dass die Quempas-Liturgie für alle Ewigkeit erhalten bleibt: Es war der im September vor genau 500 Jahren in Wilsnack geborene Matthäus Ludecus, der 1573 vom Domkapitel zum ersten evangelischen Domdekan gewählt wurde. Er verband den Gesang aus vorreformatorischer Zeit mit den von Martin Luther eingeleiteten Reformen, welche durch ihn am Havelberger Domstift ab 1561 auch endlich umgesetzt wurden. Ludecus Beitrag war, dass beim Quempas seitdem sowohl lateinische als auch deutsche Strophen gesungen werden.