Vernissage Don Quichote erobert ein Hotel in Havelberg
Für Kunstliebhaber ist jetzt auch das ArtHotel in Havelberg wieder eine gute Adresse. Hier sind zwei beeindruckende Ausstellungen zu sehen.

Havelberg - Gleich drei kulturelle Höhepunkte hat das Havelberger KunstQuartier im ArtHotel erlebt: die gleichzeitigen Eröffnungen einer Skulpturausstellung von Rainer Kessel sowie von Malerei und Grafik des Künstlers Gerd Frick. Letztlich konnten Musikliebhaber im großen Saal dann später auch noch das passende Eröffnungskonzert dazu erleben. Julia Trintschuk aus Stuttgart begeisterte dabei mit ihrer „Faszination Gitarre“.
Gerd Frick ließ grüßen
Die beiden Organisatoren Renate und Andreas Lewerken eröffneten gemeinsam mit Rainer Kessel die Vernissage, wobei der Künstler in einem von beiden geführten Interview Rede und Antwort stand, was das durchaus zahlreich erschienene Publikum aus nah und fern aufmerksam verfolgte. Zuvor allerdings brachten Lewerkens ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass nach einem Jahr coronabedingter Pause – die letzte Veranstaltung in 2020 war der „Tango de Luxe“ gewesen – das KunstQuartier nun wieder belebt wird. Renate Lewerken entschuldigte für die Vernissage aber auch den Künstler Gerd Frick, der den Termin aus gesundheitlichen Gründen nicht wahrnehmen konnte. „Er lässt aber grüßen.“
Beeindruckende Bronze-Güsse
So wurde zur Ausstellungseröffnung verständlicherweise der anwesende Rainer Kessel mit seinen Arbeiten in den Fokus gerückt. Er ist ein Berliner des Jahrgangs 1955 und hat vor seinem Bildhauerstudium an der Kunsthochschule Berlin zwei ebenso praktikable wie interessante handwerkliche Grundsteine gelegt: als Stukkateur und dann als Theaterplastiker für die Deutsche Staatsoper Berlin. Seit 1985 ist er im mecklenburgischen Neu Nantrow ansässig. Seine Reiter, Pferde, Fabelwesen sind im besten Sinne klassisch: mit großem plastischen Können aufwendig und dennoch leicht geformt, elegant und heiter ausgespannt in den Raum, dass es ein Fest und eine Augenlust ist. Als Beispiel sei hier nur Don Quichote aus Bronze genannt. „Ich stehe einfach auf Don Quichote“, erklärte Rainer Kessel. Die großartige Tradition dieser ebenso beständigen wie anspruchsvollen, kostbaren wie unverwüstlichen, schwerelos formbaren Mischung aus Zinn und Kupfer wird in den Figuren lebendig.
Ebenso schön wie verletzlich
Die antiken Mythen von Macht und Begehren, Sinnenlust und Transzendenz kehren wieder im Lichterspiel der edlen patinierten Bronzeoberflächen. Kessels Kinder reiten wie zu allen Zeiten auf den muskulösen Pferderücken, die hinterm Atelierfenster in der vorpommernschen Weite grasen. Die Balance von Dynamik und Gleichgewicht gehören zum Geheimnis guter Plastik wie dieser: Abbilder Mensch und Tier, ebenso schön wie verletzlich.
Abbildungen von Helmköpfen
Aus einem zweiten Werkkomplex Rainer Kessels ist ein kleiner Ausschnitt in der Ausstellung zu sehen: Dabei handelt es sich um Darstellungen von Helmköpfen als Teil einer Familie bedrohlicher Zwitter- Häupter von Mensch und Verpanzerung, Mimik und Erstarrung. Wobei in der klassischen Form auch die aktuelle, ganz nahe Gewalt aufscheint, die Menschen Menschen antun.

