Ehrenamt Tafel sucht Nachwuchs

Wie es aktuell um die Havelberger Tafel bestellt ist, erfuhren die Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses.

Von Andrea Schröder 25.04.2019, 19:47

Havelberg l „Wir wollen nicht klagen, aber wir haben ein Problem. Wir sind fast alle über 75 Jahre alt und finden keine Nachfolger“, sagt der Vorsitzende der Havelberger Tafel Gerhard Imig, nachdem er die Arbeit des Vereins vorgestellt hat. Die Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses hatten sich für ihre letzte Sitzung in dieser Wahlperiode den Besuch der Tafel ausgesucht, um sich über die Situation zu informieren.

Es ist nicht leicht, Helfer zur Unterstützung zu finden. „Was kann ich verdienen“, ist eine Frage, die manchmal gestellt wird. Zu verdienen gibt es nichts, die rund 20 Mitglieder der Tafel arbeiten alle ehrenamtlich. In vier Gruppen eingeteilt, übernehmen sie jeweils den wöchentlichen Dienst. Das heißt, am Freitagnachmittag/-abend Treff zum Packen der haltbaren Waren in Kisten und Sonnabend ab 10 Uhr Packen der Frischwaren. Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgt von 13 bis 14.30 Uhr. Der Tafel-Vorsitzende ist im Gespräch mit Bürgermeister und Pfarrer, um möglichst auch einen Trägerverein zu finden. „Wir brauchen mittelfristig eine Nachfolgeregelung.“

Wöchentlich bis zu 250 bedürftige Personen, die aus den Bereichen bis Klietz und Schollene sowie Breddin und Glöwen im Brandenburgischen kommen, werden mit Lebensmitteln versorgt. Dafür werden regelmäßig Supermärkte angefahren. In Havelberg sind es Edeka, Aldi und der Schwarze Netto. Filialbäcker dürfen in den Filialen nichts herausgeben. In Schönhausen hat die Tafel zwei Bäcker, die Brot und Brötchen spendieren. Ansonsten geht‘s einmal in der Woche nach Wittenberge, Stendal und Tangermünde, um Nahrungsmittel zu holen. Auch von der Stendaler Tafel etwa. Eine gute Zusammenarbeit gibt es zum Beispiel auch mit der Tafel in Waren-Müritz. Sie war übrigens die erste am 1. Juli 2006, die der neu gegründeten Tafel in der Hansestadt Lebensmittel brachte.

Für eine Kiste mit Lebensmitteln, die für Singlehaushalte, Ehepaare, Erwachsene mit Kindern und für Großfami­lien gepackt werden, bezahlen die Bedürftigen 1,50 bis 3,50 Euro. Dass sie berechtigt sind, weisen die SGB-II-Empfänger regelmäßig nach. Dass es viel mehr Bedürftige gibt, ist bekannt. Viele Rentner hätten zum Beispiel ein Recht darauf, das Tafelangebot zu nutzen.

Froh ist Gerhard Imig, der zusammen mit Heidemarie Gentzsch und Irmtraud Plath die Arbeit vorstellte, über viele Spenden, durch die der Betrieb der Tafel gesichert werden kann. Er freut sich außerdem über zwei 20-Stunden-Kräfte, die übers Jobcenter und den Europäischen Sozialfonds gefördert werden. „Wir haben aber auch Feinde“, berichtete der Vorsitzende und zeigte eine derbe Krampe, die auf dem Hof unter einen Reifen des Tafel-Autos gelegt wurde. Der ging natürlich kaputt.

Den 13. Tafelgeburtstag wollen die Mitglieder am Sonnabend, 29. Juni, mit einem Fest feiern. Ein schönes Geburtstagsgeschenk wäre es, wenn sich bis dahin schon Freiwillige gefunden haben, die das Team unterstützen möchten.