Sagenwelt Ein Museum für Frau Harke soll in Kamern entstehen
Sie sind ein Markenzeichen der Elb-Havel-Region und erinnern an ihre einstige sagenhafte Schutzpatronin: die Frau-Harke-Wegemarken. Eine weitere wurde in Kamern eingeweiht.


Kamern - Sie stehen in Neukamern, in Hohenkamern, in Rehberg, in Wulkau und in Schönfeld. Doch in Kamern selbst wurde sie noch nicht aufgestellt: eine Frau-Harke-Wegemarke. Das hat sich nun geändert – am Kamernschen Badestrand wurde eine solche nun in aller Öffentlichkeit eingeweiht. Allerdings ist die kunstvolle hölzerne Sitzgruppe im Vergleich zu ihren „Schwestern“ etwas winziger geraten, weshalb sie von ihrem Schöpfer, dem Holzbildhauer Günter Klam, auch als „Tochter der Frau Harke“ betitelt wurde.
Auf den Weg gebracht hat die Aufstellung dieser wahrscheinlich letzten Wegemarke die Old School aus Havelberg, unterstützt von der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt und dem Institut für Caucasica, Tatarica- und Turkestan-Studien. Es ist der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen zu Frau Harke und weiteren starken Frauen, zu Natur, Regionalgeschichte und Nachhaltigkeit im Vorfeld der 700-Jahr-Feier Kamerns im kommenden Jahr.
In über 20 Orten stehen Wegemarken
Über 20 Orte in der Region sowie im Brandenburgischen weisen inzwischen solche Wegmarken auf, darunter auch die Havelland-Kreisstadt Rathenow. Sie künden von der Schutzpatronin des Elbe-Havel-Landes, welche der Sage nach einst in den Kamernschen Bergen hauste. Weil die Menschen ihren Wald für ihre Kirchenbauten rodeten, verließ sie die Region und rammte zum Abschied ihren Spinnwockenstock in die Erde – die Hedemicke am Ortsausgang nach Wulkau.
Günter Klam selbst kann künftig keine Wegmarken mehr aufstellen: Sein KulTour-Verein ist insolvent. Die Kommune Kamern sprang in die Bresche und übernahm die künftige Pflege der Sitzgruppen auf ihrem Gebiet. Insgesamt sechs dieser Wegmarken wurden aus der Konkursmasse übernommen, informierte Bürgermeister Arno Brandt. Er würdigte die Arbeit von Günter Klam, welcher auf kulturellem Gebiet viel bewirkt hatte. Die Sagengestalt der Frau Harke stehe für alles, was uns heute interessiert – also Klima-, Natur- und Artenschutz, erinnerte Wolf Guenter Thiel von der Old School aus Havelberg. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für ihre Rückkehr. Zwei Berliner Forscher hätten in der Mitte des 19. Jahrhunderts festgestellt, dass es sich bei der Sagengestalt durchaus um eine reale Figur gehandelt haben könnte. Er fand es eindrucksvoll, dass er bei der Anreise sieben solcher Skulpturen entdeckt hatte.
Günter Klam plant Neuauflage der Skulpturen
Deren Schöpfer Günter Klam braucht mehr Anerkennung, meinte der Redner. Deshalb soll eine Druckgrafik von ihm her–ausgegeben werden, deren Erlös komplett in das in Gülden Camern in der alten Windmühle geplante Harke-Museum namens Harkeum fließen soll. Geplant ist eine Neuauflage von einigen seiner Skulpturen. Zudem soll ein Buch zum Dorfjubiläum herausgegeben werden.
Mit im Boot ist die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt sowie das Institut für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien. Deren Vertreter Dr. Mieste Hotopp-Riecke möchte mit diversen Aktivitäten unterstützen. So stehen nächstes Jahr starke Frauen im Blick, wobei sich natürlich die Frau Harke anbietet. Unterstützt werden soll zudem die Kinder- und Jugendarbeit.
Natürlich durfte bei der Einweihung die Frau Harke nicht fehlen: Ans Briesenick aus Molkenberg hatte 2011 schon die erste Sitzgruppe in ihrem Wohnort mit Havelwasser getauft. Sie widmete die Wegemarke am Kamernschen Strand der kleinen Dott – diese Literaturfigur war wie Frau Harke ebenfalls sehr der Natur verbunden.