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Rettungsdienst Einsatzreich ins neue Jahr

Sieben Stunden lang Arbeit ohne Pause hatte zum Jahresbeginn der Rettungsdienst in Havelberg.

Von Dieter Haase 01.01.2020, 16:26

Havelberg l Auf der Rettungswache der Johanniter Unfall-Hilfe in Havelberg hatten sich die vom Silvester- bis zum Neujahrstag Dienst ausübenden Rettungsassistenten und Notfallsanitäter einen ruhigen Jahreswechsel gewünscht. So wie von 2018 zu 2019. Doch es kam ganz anders.

Tagsüber verlief am 31. Dezember mit drei Einsätzen alles noch „in einem ganz normalen Rahmen“. Am Neujahrstag „von 0.05 Uhr bis 7.05 Uhr gab es für uns dann aber richtig viel zu tun. Wir sind mit dem Notarzteinsatzfahrzeug und Rettungswagen ohne Pause durchgefahren“, berichtet Andreas Schulz, der Leiter der Rettungswache. Die insgesamt sechs Einsätze in dem genannten Zeitraum führten auch in brandenburgische Nachbarregionen, unter anderem nach Glöwen. Hauptsächlich handelte es sich in der Nacht um Stürze, Alkoholvergiftungen und Psychosen, bei letzeren auch unter Hinzuziehung von Polizeikräften. Eine rundum turbulente Nacht also für die Einsatzkräfte von der Rettungswache.

Andreas Schulz wirft auch einen Blick in die Statistik des Jahres 2019. Diese weist für die beiden in Havelberg stationierten Rettungswagen insgesamt 1718 Einsätze aus, wobei in dieser Gesamtzahl auch die gefahrenen Krankentransporte enthalten sind. Das Notarzteinsatzfahrzeug musste im Vorjahr insgesamt 645 Mal ausrücken. Zehn Notärzte werden dafür abwechselnd zum Dienst eingeteilt. Leitender Notarzt ist Dr. Peter Hoffmann geblieben – trotz seiner Verabschiedung aus dem Havelberger Krankenhaus in den Ruhestand. Zu diesem Anlass hatte er versprochen, die Aufgaben als Notarzt weiterhin gewissenhaft erfüllen zu wollen. Gleiches trifft für Dr. Peter Monschau zu, der ebenfalls weiterhin als Notarzt zur Verfügung steht.

Aus dem Sanitätszentrum der Havelberger Bundeswehrkaserne kann derzeit auf keinen Notarzt zurückgegriffen werden. „Aber Soldaten, die als Notfallsanitäter ausgebildet sind, nehmen bei uns als Praktikanten oftmals am Regelrettungsdienst teil. In diesem müssen sie jährlich eine nicht unbeträchtliche Stundenanzahl nachweisen, um weiterhin als Notfallsanitäter tätig sein zu können. In der Kaserne fehlen ihnen dazu die Möglichkeiten“, erklärt Andreas Schulz.

Was die Einsatzfahrzeuge der Havelberger Rettungswache betrifft, befinden sich diese übrigens auf dem derzeit modernsten Stand. „In allen dreien ist Ausrüstung der Intensivmedizin untergebracht, die einen schwerkranken Patienten beim Transport über mehrere Stunden am Leben erhalten kann“, ist zu erfahren. Das Notarzteinsatzfahrzeug ist zudem so gut wie nagelneu; der Wache ist es erst im Oktober 2019 übergeben worden. Außerdem erfolgt derzeit nach und nach die Ausstattung der Einsatzkräfte mit neuer Einsatzbekleidung.

Wohin die Fahrten für die Havelberger Retter gehen? Es ist ein ziemlich großes Gebiet. Im Elb-Havel-Winkel reicht es bis nach Neuermark-Lübars sowie nach Schollene mit allen Schollener Ortsteilen. Außerdem gehört der brandenburgische Teil von Glöwen bis zur Bundesstraße 5 dazu. Ebenfalls führen Rettungseinsätze mitunter bis nach Stüdenitz oder Quitzöbel. „Aber auch in Richtung Rathenow mussten wir schon fahren“, erzählt der Leiter der Wache. „Das ist dann nicht unter 20 Minuten zu schaffen.“

Aus diesem Grund sind An­dreas Schulz und seine Kollegen auch ganz froh darüber, dass voraussichtlich im Februar auch Klietz eine Rettungswache – als Außenwache der Havelberger Wache mit einem Rettungswagen und zwei Einsatzkräften rund um die Uhr – erhalten wird. Sie wird sich bei der Bundeswehr in der Seegemeinde befinden und die Havelberger etwas entlasten. Vor allem aber verkürzen sich dann die Wege und Fahrzeiten zu den Notfallpatienten zum Beispiel nach Schönhausen oder Schollene erheblich, so dass den Menschen schneller geholfen werden kann. „Das haben wir uns seit langem gewünscht“, sagt Andreas Schulz. Und damit meint er auch alle anderen 20 Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter, die zur Havelberger Wache gehören. Alles Männer übrigens. „Mit dieser Personalstärke befinden wir uns zwar auf einem recht guten Stand, sind aber trotzdem auf der Suche nach weiteren Rettungssanitätern beziehungsweise Notfallsanitätern, gerade auch im Hinblick auf die Außenwache in Klietz.“

Notfallsanitäter zu sein, ist übrigens die derzeit höchste Qualifikation – ein solcher kann mit seinen Kenntnissen einen Notarzt bis zu dessen Eintreffen ersetzen und auch bestimmte Medikamente verabreichen. Aus der Havelberger Wache schult gegenwärtig eine ganze Reihe von Rettungsassistenten auf den Notfallsanitäter um.

Am Silvestertag haben zusammen mit ihrem Leiter noch Michael Dittel, Stefan Skibbe, Marco Kraft und Denny Linsdorf Dienst in der Rettungswache. Hinzu kommt Andreas Hoepfner, der Fahrer für den Bereitschaftsarzt an diesem Tag ist. Auch dafür steht immer ein extra Pkw bereit.

Es ist ein besonderer Tag, und aus diesem Grund gibt es für die Schicht – übrigens immer von 7 Uhr morgens bis zum nächsten Tag 7 Uhr – auch etwas Besonderes zum Essen, nämlich Schweinebraten. „Das Mittagessen bereiten wir uns immer selbst“, heißt es. „Der eine macht das und der andere das.“ Besonders ist an diesem Tag auch noch etwas anderes: Mit alkoholfreiem Sekt soll irgendwann auf das neue Jahr angestoßen werden.