Gastronomie Eis und Burger nun außer Haus
Die Gastronomie leidet unter den Corona-Einschränkungen. So zum Beispiel auch das Bilderbuchcafé in Havelberg.
Havelberg l Schicht für Schicht stapelt Kerstin Maslow die Zutaten für den Burger. Einen nach den anderen packt sie in die Thermobox. Eine Arztpraxis hat sie im Havelberger Bilderbuchcafé zum Mittag bestellt. „Es rufen etliche Leute an und fragen, wie sie uns jetzt in dieser Zeit unterstützen können“, erzählt die Gastronomin. Wehmütig wirft sie einen Blick nach draußen. Trotz herrlichstem Sonnenschein sind die Tische verwaist. Drin sieht es genauso aus. Seit einer Woche gilt die Kontaktsperre, dürfen Gaststätten keine Gäste mehr bedienen. Nur noch Außerhaus-Verkauf und Lieferservice sind möglich.
„Wir stehen in den Startlöchern, hätten bei diesem schönen Frühlingswetter bestimmt schon viele Gäste gehabt. Stattdessen sind wir komplett ausgebremst“, beschreibt Kerstin Maslow die aktuelle Situation. Noch am Sonntag vor einer Woche war das Café direkt am Markt geöffnet – nach den Maßgaben, die bis dahin galten. Als sich dann am Nachmittag die Nachricht verbreitete, dass Gaststätten wegen der Corona-Pandemie schließen müssen, wurde die noch vorhandene Ware eingefroren, alles aufgeräumt, gesäubert und die Tür geschlossen. „Da sind wir schon auf Sparflamme gefahren, die verschärften Maßnahmen waren ja abzusehen“, sagt die Gastronomin. Mit ihren acht Mitarbeitern hatte sie zuvor schon beraten, was im Fall der Fälle ansteht. Sie beschlossen, zu Hause zu bleiben und Kerstin Maslow meldete Kurzarbeit an. „Ich war so froh, dass ich alle gut über den Winter bekommen habe. Jetzt sollte das Frühjahrsgeschäft anlaufen.“
Statt leckere Eissorten selbst zu kreieren, Café zu kredenzen, Kuchen zu backen sowie Burger und andere Essen zuzubereiten, beriet sie sich mit ihrem Steuerbüro, was in dieser Situation zu tun ist, welche Unterlagen sie benötigen und nahm Kontakt mit Firmen auf, um mitzuteilen, dass sie bestimmte Zahlungen im Moment nicht tätigen kann. Denn nach den Wintermonaten sind die Konten leer. Sie sollten sich jetzt zu Saisonbeginn wieder füllen.
„Man sitzt zwischen Baum und Borke. Viele rufen an, ob sie helfen können. Wir waren bisher kein Lieferservice, haben uns jetzt aber entschieden, das zu machen“, berichtet die Gastronomin, die vor neun Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hatte und für ihre innovativen Ideen Preise bekommen hat. Am Wochenende öffnete das Café dann doch nachmittags für ein paar Stunden, Kaffee, Kuchen und Eis wurden außer Haus verkauft. „Wir wollen was machen und nicht nur zu Hause rumsitzen.“
Zu denen, die helfen wollen, gehört der Kaffeelieferant von der Kaffeerösterei aus Tangermünde. Bürger, die dort jetzt ihren Kaffee online bestellen, können ihr Lieblingscafé angeben. Das erhält dann 20 Prozent Erlös vom Einkauf. Es machen sich in diesen Zeiten viele Gedanken, wie die Wirtschaft irgendwie am Leben erhalten werden kann. „Doch wir hier im Kleinen haben nur wenige Möglichkeiten“, sagt Kerstin Maslow und spricht die gerade erst im Herbst eröffnete Ferienvermietung an, die als weiteres Standbein gedacht ist.
Zwei Doppelzimmer und eine Ferienwohnung über dem Café sind bereits fertig und waren sogar schon im Winter gut nachgefragt. Zwei weitere Ferienwohnungen sind halb fertig. „Normalerweise würden jetzt viele Gäste anreisen, stattdessen kam eine Stornierung nach der anderen. Wir haben keine Storno-Gebühren genommen, wir wollen die Leute ja behalten und hoffen, dass sie herkommen, wenn das Reisen wieder erlaubt ist.“
Doch selbst wenn irgendwann ein Reiseboom käme: Die jetzt entstehenden Verluste lassen sich nicht wieder wettmachen. „Während zum Beispiel ein Autohersteller Sonderschichten einlegen kann, um den Verlust auszugleichen, können wir jedes Bett nur einmal vermieten und auch die Plätze im Café werden nicht mehr.“
Ihre Wünsche? „Vor allem, dass wir das alle gesund und munter überstehen. Und dass wir nach dem Ende der Corona-Krise noch mehr zusammenstehen als es bisher ist und nicht jeder nur an sich denkt“, hofft die Gastronomin für die Zukunft. Aktuell wünscht sie sich, dass die vom Staat angekündigten Hilfen unkompliziert bearbeitet werden und nicht zu viele Dinge gefordert werden. Dankbar ist sie ihrem Team, das sie jetzt trotz allem unterstützt.
„Die Steuerbüros haben jetzt auch viel zu tun. Bestimmte Sachen lassen sich später nachreichen.“ In der Nacht zum Montag hat sie sich einen Wecker gestellt, um bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt im Internet die Soforthilfe zu beantragen, denn der Andrang dürfte groß sein.
Auf Außerhausverkauf und Lieferservice haben jetzt viele Gaststätten in und um Havelberg umgestellt. Gemeldet hat sich dazu auch Lefti Tioutios vom griechischen Restaurant „Akropolis“, schräg gegenüber vom Bilderbuchcafé. Innerhalb des Stadtgebietes wird das telefonisch bestellte Essen auch geliefert.