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Erinnerungen Schöpfwerk ist sein „letztes Baby“

Udo Mintus hat weit über drei Jahrzehnte im Rat der Gemeinde Vehlgast-Kümmernitz beziehungsweise im Ortschaftsrat aktiv mitgearbeitet.

Von Dieter Haase 06.08.2019, 01:01

Vehlgast-Kümmernitz l An die 30 Jahre davon war Udo Mintus Bürgermeister beziehungsweise Ortsbürgermeister. „Aus gesundheitlichen Gründen bin ich in diesem Jahr nicht mehr zur Kommunalwahl angetreten“, sagt er. „Was aber natürlich nicht heißt, dass ich mich jetzt zur Ruhe setzen will. Die Entwicklung von Vehlgast-Kümmernitz liegt mir am Herzen, darum werde ich mich auch in Zukunft für die Dörfer der Ortschaft stark machen.“ Unter anderem auf Sitzungen des Ortschaftsrates, auf denen er sich als Gast so oft wie möglich sehen lassen möchte.

Seit dem 11. August 1983 kümmert sich Udo Mintus um die Geschicke „seiner“ Gemeinde. Hauptsächlich als Gemeinde-/Ortschaftsoberhaupt. Zwischendurch war er im Gemeinderat – „zu DDR-Zeiten bestand der aus bis zu 40 Mitgliedern“ – auch einmal fünf Jahre lang für die Jugendarbeit verantwortlich. Und als seine Gemeindesekretärin schwanger geworden war, musste er die komplette Verwaltungsarbeit zusätzlich meistern: „Da war ich viele Monate lang Bürgermeister und Sekretärin in einer Person.“ Hilfe vom Kreis gab es nicht.

Natürlich ging die Arbeit für den wichtigsten Mann im Dorf nicht immer leicht von der Hand. „Vor allem mit den kreislichen Behörden musste ich eine ganze Reihe von Kämpfen austragen. Bis zu dem Punkt, dass ich nicht nur einmal damit drohte, mein Amt hinzuschmeißen. Aber letztlich hat sich das alles ausgezahlt. Vor allem habe ich gelernt, dass man nie aufgeben darf, wenn man ein Ziel erreichen will. Dass man es beharrlich immer wieder von Neuem auf die Tagesordnung setzen muss.“

Was mit ein Verdienst von Udo Mintus ist, ist die Tatsache, dass in seiner Amtszeit für ordentliche Straßenverhältnisse in Vehlgast-Kümmernitz gesorgt wurde. „Die Straßen in den Dörfern waren eine einzige Katastrophe“, erinnert er sich. „Nach und nach ist es gelungen, das alles noch in DDR-Zeiten zu verändern. Vor allem in Damerow ist in dieser Beziehung sehr viel investiert worden, aber auch in Kümmernitz und in Waldfrieden haben wir den Sandstraßen ein Ende gesetzt.“

Höhen und Tiefen kennzeichneten die Bürgermeister-Tätigkeit vor und auch nach der Wende. Zum Positiven zählt Udo Mintus neben dem Straßenbau den Bau einer Kinderkombination und die Schaffung eines Jugendklubs in Damerow sowie eines Kindergartens für Waldfrieden/Kümmernitz. In Vehlgast ist ein schöner Dorfplatz entstanden und in der gesamten Ortschaft die Straßenbeleuchtung erneuert worden. Dass im kleinen Dörfchen Waldfrieden dank des großen Engagements des neuen Hausherren Roland Wierling das alte Schloss vor dem Verfall gerettet wurde und auch die dazugehörigen Teiche nun wieder hergerichtet und öffentlich zugänglich sind, freut Udo Mintus ganz besonders. Und natürlich auch, dass der Havel-Altarm in Vehlgast im Zuge der Havelrenaturierung reaktiviert worden und hier eine Bootsanlegestelle entstanden ist.

Bei der Aufzählung nicht vergessen werden darf die Eingemeindung nach Havelberg im Jahr 2002, wodurch Vehlgast-Kümmernitz seine Eigenständigkeit verlor und Udo Mintus vom Gemeinde-Bürgermeister zum Ortsbürgermeister wurde.

Schmerzlich dagegen schlugen die Schließung der Kinderkombination mangels Kindern oder die Abwicklung der LPG-Werkstatt, wodurch eine Handvoll Schlosser auf der Straße landete, zu Buche. Und ebenfalls, dass aus finanziellen Gründen so manche Feste sterben mussten. Das Wasserfallfest in Kümmernitz und das Mittsommernachtsfest in Vehlgast gehören dazu. Außerdem war die Ortschaft mehrmals schwer von Hochwassern betroffen.

Die ehemalige Kinderkombination in Damerow wurde später mit dem Dorfgemeinschaftshaus, der Feuerwehr und dem Spiel-/Sportplatz zu einem neuen dörflichen Mittelpunkt gemacht. „Damit haben wir was für die Zukunft geschaffen“, zeigt sich Udo Mintus sicher.

Worin er die derzeitigen Schwerpunkte sieht? „Priorität hat für mich der Gehweg für Kümmernitz, um den wir seit 2004 kämpfen. Und dann hatten wir uns für die Ortschaft auch mal den Bau eines Backofens vorgenommen. Die Verwirklichung dieses Vorhabens könnte das dörfliche Leben hier unheimlich aufwerten.“ Als sein „letztes großes Baby“ allerdings bezeichnet er die Sanierung des alten Schöpfwerkes in Vehlgast. Am 9. August wird hier Richtfest gefeiert, und Udo Mintus bringt zu diesem Anlass sein Schifferklavier mit.

In der nun gewonnenen freien Zeit betätigt sich der Ex-Ortsbürgermeister als Autor. Unter dem Titel „Bürgermeister in zwei Welten“ schreibt er seine Erinnerungen und Erfahrungen aus dieser Tätigkeit auf.