Abendsegler-Camp Fledermausforscher treffen sich bei Havelberg: Mückenfresser stehen dieses Jahr gut im Futter
Eine Wiese hinterm Forsthaus Rothehaus nahe Müggenbusch wird einmal im Jahr zum Campingplatz: Fledermaus-Experten schlagen hier immer im Juli ihre Zelte zum Abendsegler-Camp auf.

Müggenbusch - Seit 1998 treffen sich Fledermaus-Experten aus ganz Sachsen-Anhalt alljährlich Mitte Juli im Havelberger Stadtforst zu ihrem Abendsegler-Camp. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Normalerweise lösen sich dann die Wochenstuben auf. Ein idealer Zeitpunkt, die Tiere zu beringen.dies
Doch in diesem Jahr war es anders: Das Frühjahr war lange kalt, weshalb die Eireife bei den weiblichen Fledermäusen erst später einsetzte. So fanden die Forscher bei der Kontrolle der Wochenstuben alle Entwicklungsstadien vor – weshalb man diese nicht weiter kontrollierte, damit die Tiere ungestört ihre Jungen aufpäppeln können.
17 Camper schwärmten in diesem Jahr aus
In diesem Jahr hatten sich 17 Camper am Forsthaus Rothehaus getroffen, sie sind im Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt vereint. Dieser umfasst aktuell 90 Mitglieder und 30 Förderer, Leiter ist Bernd Ohlendorf. Zudem waren zwei Fachleute aus der Region mit dabei, welche aber zu Hause schliefen. Organisiert wurde das Camp wieder vom Sandauer Peter Busse sowie von Bernd Ohlendorf. Der Teilnehmerkreis sei wegen Corona diesmal etwas kleiner gehalten worden, erklärte der Sandauer.
Im Gegensatz zu den drei trockenen Vorjahren stehen in diesem Jahr die Mückenfresser unter den Flattertieren gut im Futter. Die nasse Witterung hatte für ordentlich Nachwuchs bei den Mücken gesorgt.
Abendsegler ist die größte heimische Fledermausart
Deshalb erstaunt es nicht, dass ausgerechnet die Mückenfledermaus mit 343 Exemplaren am meisten vorgefunden wurde. Danach folgte mit der Rauhautfledermaus ein weiterer Mückenfresser, hiervon wurden 240 Tiere gefunden. Immer gut vertreten ist zudem die Fransenfledermaus, diese Art war mit 97 Tieren dabei. Dann folgte der Namensgeber des Camps: Vom Großen Abendsegler wurden 82 Tiere gefunden – es ist die größte Art in Deutschland. Seinen Name verdankt der Abendsegler dem Umstand, dass er bereits in der Dämmerung auf Beutezug flattert. Gut vertreten waren mit 60 Tieren auch die Breitflügelfledermäuse. Gefunden wurden zudem Wasser-, Mops-, Bart- und Teichfledermäuse.
Insgesamt zwölf Arten wurden beim Camp vorgefunden. Die meisten der Tiere wurden in der Nacht mit Netzen abgefangen, in den Kästen fand man weit weniger Tiere. Zudem wollte man auch nicht bei der Jungenaufzucht stören.
Tagsüber wurden Kästen kontrolliert
Tagsüber kontrollierten die Fachleute die Kästen, reparierten diese oder säuberten sie bei Bedarf. Wird ein Tier vorgefunden, wird es gewogen und vermessen. Oder, wenn dies noch nicht geschehen ist, auch beringt. Letzteres darf man nur nach entsprechender Prüfung, weshalb beim Camp auch immer Beringer nötig sind.
Unterwegs waren fünf Teams im Havelberger Stadtforst und im Sandauer Stadtwald. Ein größeres schwärmte im Sandauer Wald aus, hier sind viele Tiere vorhanden. Drei waren zwischen Müggenbusch und Kümmernitz unterwegs.
Ein Fledermaus-Eldorado ist die Kümmernitzer Schweiz, hier wurde Samstagnacht abgefangen. Dazu wurde unter den Buchen auch ein Hochnetz aufgerichtet, was Peter Busse vor einigen Jahren konstruiert hatte. Das Besondere an der Konstruktion: Das aus feinem Garn bestehende Netz muss in Sekunden herabgelassen werden, damit die Fledermäuse das Netz nicht kaputt beißen.
Fledermaus-Nacht am 21. August in Klietz geplant
Ein großes Dankeschön geht an den Revierförster Stefan Swiderski, welcher für die Camper extra seine große Scheune ausräumt. Denn falls es gewittert, benötigen diese einen festen Unterschlupf. Zudem wird hier deren Material und die Versorgung gelagert. Im Vorjahr gab es eine große Ausnahme: Wegen der Pandemie wurde ins Grüne Haus nach Kamern ausgewichen.
In diesem Jahr ist – so die Witterung dies gestattet – wieder eine Fledermaus-Nacht in Klietz geplant. Hier wohnt mit Joachim Steinborn ein weiterer Fledermaus-Experte. Stattfinden soll diese am 21. August.