Ruhestand Für Nora Scheel beginnen lange Ferien
42,5 Arbeitsjahre liegen hinter Lehrerin Nora Scheel. Am 28. Februar nahm die 63-Jährige offiziell Abschied von der Havelberger Grundschule.
Havelberg l „Es sind so viele Gedanken, die in den letzten Tagen durch meinen Kopf gewirbelt sind. Einerseits ist da die Freude darüber, dass Arbeitsleben nun geschafft zu haben, andererseits wird mir die Schule und werden mir die Kinder aber auch sehr fehlen“, blickt Nora Scheel mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Zukunft. Die für sie nun Ferien ohne Ende bringt. An Plänen für den Ruhestand mangelt es nicht. Vor allem möchte sie sich mit Ehemann Horst, der sie auch in ihrem Beruf immer so gut es ging unterstützte, gemeinsame Reisewünsche erfüllen und dann sich ihren sportlichen Hobbys, zu denen Schwimmen, Laufen, Radfahren gehören, weiter widmen. Laufen oder Radfahren pflegte sie bislang auch an jedem Morgen vor der Schule – bei jedem Wind und Wetter.
Mitglieder des Schulchores und Mädchen und Jungen der „3 b“, ihrer letzten Klasse als Klassenlehrerin, bereiteten der Pädagogin einen würdevollen, aber auch emotionalen Abschied: mit einem Gedicht und einem Lied, extra für Nora Scheel geschrieben, und außerdem mit so einigen kleinen Geschenken. Solche hatten auch Kinder anderer Klassen bei der Schülerversammlung für die Neu-Rentnerin dabei, inklusive zahlreicher liebevoller Umarmungen und bester Wünsche für den Ruhestand natürlich.
Ein größeres Blumenpräsent überreichte standesgemäß auch Schulleiter Lothar Riemann. Für ihn war die gemeinsame Zeit im Berufsleben durchaus etwas Besonderes. „Denn uns verbindet ein langer, gemeinsamer Weg. Wir kennen uns schon seit 1971, als wir beide als ganz junge Leute in einer Seminargruppe in Staßfurt mit dem Lehrerstudium angefangen haben“, berichtete er. Nur, weil er danach noch seine Armeezeit ableisten musste, trennten sich für einige Zeit ihre Wege, „doch danach sahen wir uns dann an der Schule in Havelberg wieder“. Damals noch an der POS mit EOS-Teil. Seit 1992 ist die Grundschule „Am Eichenwald“ die Arbeitsstätte beider. Und war es bis gestern, zumindest was Nora Scheel betrifft.
In Havelberg und Umgebung ist sie seit 63 Jahren eine gute Bekannte. In Havelberg geboren, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend im Elb-Havel-Winkel, „wo ich auch zur Schule ging und diese sehr oft wechseln musste“, erzählt sie: 1. Klasse in Kuhlhausen, 2. und 3. Klasse in Warnau, 4. Klasse in Rehberg, 5. bis 8. Klasse in Warnau sowie 9. und 10. Klasse in Schollene. Schon vor dem Schulabschluss stand für Nora fest: Ich möchte mit Kindern arbeiten. Deshalb werde ich Lehrer. So wie meine Eltern. „Das hat sich letztlich auf mich vererbt. Schon damals habe ich von Mutter und Vater mitbekommen, dass der Lehrerberuf sehr abwechslungsreich ist, denn er bringt an jedem Tag etwas anderes. Zudem macht es Freude, unter Kindern zu sein, denn das hält einen jung.“
Und so ist Nora Scheel von der Pike auf mit dem Lehrerberuf verbunden, anfangs für ein Jahr in der Schule Klietz – hier gehörte 1975 unter anderem die einstige Schulleiterin der Sandauer Grundschule und jetzige Musiklehrerin an der Grundschule „Am Eichenwald“, Annette Riemann, zu den ersten Schülern, die sie unterrichtete. Weil es in Havelberg Personalmangel gab, wurde Nora Scheel dann 1976 in die damalige Kreisstadt abgeordnet.
„Unserer Grundschule konnte gar nichts besseres passieren als Nora Scheel. Sie hat uns ungemein gut getan“, würdigte Lothar Riemann gestern ihr jahrzehntelanges Engagement und ihre Einsatzbereitschaft für die Einrichtung. Dazu gehört, dass sie zusätzlich freiwillig die Lehrbefähigung für das Fach Ethik erwarb, damit die Schule dafür nicht auf Fremdkräfte angewiesen sein musste. Außerdem verfügte man mit ihr über eine qualifizierte Schwimmlehrerin für die Drittklässler – alle zwei Jahre absolvierte Nora Scheel den dafür notwendigen Rettungsschwimmerlehrgang.
Ganz zu schweigen von all den sportlichen Impulsen, die sie – lange Zeit auch als Hauptsportlehrerin – setzte und womit sie die sportliche Ausrichtung der Schule weiter förderte. „Natürlich wird sie uns auch hier sehr fehlen“, so der Schulleiter. Mit Rita Kasubek steht aber eine Nachfolgerin bereit, die Nora Scheels Arbeit genau so gut fortzusetzen vermag.
Von lauten Ja-Rufen und spontanem Beifall aller Schüler begleitet wurde die Information, dass Nora Scheel zum Sportfest am 1. Juni als Helferin beim 50-Meter-Sprint dabeisein wird. Und höchstwahrscheinlich auch noch bei anderen kommenden Sportveranstaltungen, die sie bis zu ihrem letzten Arbeitstag mit vorbereitet hat.