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Klietzer Ehepaar feiert goldene Hochzeit und erzählt, wie ausgefüllt ihre Tage auch im Rentenalter sind Gemeinsam gehen Steinborns ohne Langeweile durch 50 Ehejahre

18.01.2012, 04:27

Klietz (asr) l In ein Blumenmeer verwandelt hat sich das Haus von Anneliese und Joachim Steinborn in Klietz. Vor wenigen Tagen feierten sie ihre goldene Hochzeit, freuten sich über viele Glückwünsche und genossen eine Feier mit der Familie und guten Bekannten.

"Gemeinsam sind wir stark!" Das gilt schon 50 Jahre für Steinborns. Und keine Langeweile. Auch als Rentner haben sie niemals Zeit. Denn sie widmen sich ehrenamtlich verschiedenen Aufgaben, da bleibt zu Hause auch mal Arbeit liegen. Der Klietzer Naturlehrpfad beispielsweise ist nicht nur das geistige Kind von Joachim Steinborn, sondern wird seit der Eröffnung 2004 auch von ihm und seiner Frau gepflegt und Schritt für Schritt erweitert. Viele Klassen aus dem Schullandheim, dazu andere Gruppen, lassen sich von dem Naturfreund die Tier- und Pflanzenwelt erklären. Und dann wären da noch die Fledermäuse, für deren Schutz sich Steinborns im sachsen-anhaltischen Arbeitskreis einsetzen. Demnächst steht wieder die Zählung der Tiere an. Steinborns schaffen auch neue Quartiere, in denen die Abendsegler im Sommer und Winter sicheren Unterschlupf finden.

Noch ganz genau kann sich das Paar erinnern, wie es damals war, als sie sich kennenlernten. Der im Südharz geborene Joachim besucht die Ingenieursschule für Forstwirtschaft in Schwerin. Hier lebt Anneliese, die Lehrerin werden möchte und in Potsdam studiert. An einem Wochenende 1959 ist Fasching. Die als Chinesin verkleidete Anneliese ("die gelbe Bluse mit aufgenähten Schriftzeichen habe ich selbst gemacht") fällt dem Forststudenten auf, er bittet um einen Tanz. Daraus sind viele geworden. Doch oft sehen konnten sie sich nicht. Wenn Anneliese am Wochenende aus Potsdam heim kam, fuhr ihr Partner nach Hause. "Wir haben uns viele Briefe geschrieben", erzählt der 74-jährige Goldbräutigam. Im August 1961 war er nach Studienabschluss beim Militärforstbetrieb in Klietz eingesetzt worden. Hierhin folgen wollte ihm seine Verlobte. "Aber das war nicht so einfach. Ich hatte mich ja zu Studienbeginn verpflichtet, die ersten drei Jahre dorthin zu gehen, wo ich gebraucht werde. Es gab viele Optionen in Mecklenburg-Vorpommern, aber nicht im sachsen-anhaltischen Klietz. Einzige Möglichkeit: wir heiraten! Bis Ende Januar, als die Entscheidung über meinen Einsatzort fiel, musste ich verheiratet sein." Gesagt, getan! Am 13. Januar 1962 geben sich beide das Jawort - die Fahrkarte für ein gemeinsames Leben in Klietz. Hier leben sie sich schnell ein. Anneliese Steinborn unterrichtet Mathe und Physik, wird schon 1964 Stellvertreterin von Gerhard Hirschberger. Ein schöner Tag im Jahr ist die Einweihung der neuen Oberschule. Als der Direktor Mitte der 80er Jahre in Rente geht, wird sie Schulleiterin. Für bis zu 600 Schüler sowie knapp 40 Lehrer und Pädagogen hat sie die Verantwortung. "Es war eine schöne Zeit!" Auch als die Klietzer Schule schließt und Anneliese Steinborn nach Schönhausen wechselt, lebt sie sich hier schnell in ein neues Kollektiv ein, findet guten Draht zu den Schülern. Herzlich wird sie 1999 verabschiedet.

Noch heute hilft die 72-Jährige regelmäßig Schülern, die sie in Mathe um Nachhilfe bitten, um ihre Schulnote zu verbessern. Und oft klingelt das Telefon, ehemalige Kollegen rufen an, plaudern auch über alte Zeiten. Zu den schönen Erinnerungen gehören die Jugendweihen in Klietz, die unter Anneliese Steinborns Federführung organisiert worden sind.

Joachim Steinborn hat sein berufliches Leben der Natur gewidmet. Der Wald der Truppenübungsplatzes ist sein zweites Zuhause. Kurz vor der Wende wird er in die Verwaltung versetzt. Nach dem Umbruch ist er für die Flurstücksinventur von unzähligen Hektarn NVA- und Sowjetarmeeflächen in Klietz, Altengrabow und der Colbitz-Letzlinger Heide verantwortlich.

Stolz sind Steinborns auf ihre drei Jungs. Der Erstgeborene, Ralf, lebt heute in Wien, ist Gen-Forscher. Der mittlere, Torsten, ist Physiker bei Opel in Rüsselsheim. Und der 1974 geborene Frank ist Facharzt für Innere Medizin in Frankfurt und macht inzwischen seinen zweiten Facharzt für Kardiologie. Mit ihren Familien, zu denen vier Enkelkinder gehören, waren die Jungs zur Goldenen Hochzeit natürlich zu Hause in Klietz.

Gemeinsam bei guter Gesundheit alt zu werden - das ist der Wunsch von Steinborns.