Generationswechsel bei der Vorstandswahl zur Jahreshauptversammlung in Nitzow Havelberger Jagdgenossen wählen Gerd Marx zu ihrem neuen Vorsitzenden
Vorstandswahl und Rückblick auf das zurückliegende Jahr standen auf der Tagesordnung der Versammlung der Jagdgenossenschaft am Freitagabend in Nitzow.
Von Ingo Freihorst
Nitzow l Der Landwirt Gerd Marx leitet ab sofort die Jagdgenossenschaft Havelberg. Er löst damit Roland Kanzler ab, der bereits vor einiger Zeit nach Thüringen verzogen ist. Bei der regulären Vorstandswahl in der Nitzower Gaststätte erhielten zudem die alten Mitglieder Gerhard Thiemann, Sabine Jahnke und Kurt-Dieter Pagel das Vertrauen der Anwesenden, neu hinzu stießen zum Vorstand Frerk Arfsten und Sebastian Thiemann. Nicht wieder aufstellen ließen sich neben Roland Kanzler zudem die Gründungsmitglieder Friedrich-Wilhelm Block sowie Hartmut Fritze.
Hinter den Jagdgenossen und vor allem dem Vorstand liegen turbulente Zeiten. So hatte es im Vorjahr eine außerordentliche Mitgliederversammlung gegeben, um die Satzung wegen der Verpachtung eines Jagdbogens zu ändern. Nunmehr dürfen Pächter alle jene sein, die in Havelberg wohnen oder hier ihren Lebens- oder Arbeitsmittelpunkt haben. Ausgeschlossen sind weiterhin einstige Stasi-Mitarbeiter, NVA-Offiziere sowie hauptamtliche Parteifunktionäre. Zwar wurde der entsprechende Paragraf 11 in der Satzung gestrichen, doch wie Dieter Härtwig vom Ordnungsamt informierte, kann auch weiterhin bei Bedarf eine Einzelfallprüfung stattfinden.
Im Vorjahr war der Jagdbogen III - das Mühlenholz - an die Jagdpächter Karsten Gädecke und Christian Ahrens für elf Jahre verpachtet worden. Es hatte zwei Bewerber gegeben.
Die Havelberger Jagdgenossen verfügen dank der Fleißarbeit von Sebastian Thiemann - er war im Vorjahr in den Vorstand mit aufgenommen worden - endlich über ein aktuelles Jagdkataster. Dafür gab es dann auch noch eine Aufwandsentschädigung.
Aufgetretene Wildschäden seien durch den Müggenbuscher Landwirt Hark Arfsten einvernehmlich geregelt worden, berichtete Roland Kanzler. Das sei nur zu begrüßen. Das Problem wird sich wegen der ausufernden Rotwildbestände wohl künftig noch verschärfen, weshalb die Genossenschaft seit Jahren Geld für einen Wildschaden-Fonds anspart. Inzwischen sind es 4000 Euro, maximal sollen es 10000 Euro werden. Denn falls ein Jagdpächter den Schaden nicht begleichen kann, muss laut Gesetz die Genossenschaft einspringen.
Im Jagdbogen I, welcher an Adolf Winter verpachtet ist, wurden im Jagdjahr vier Stücken Rotwild, 21 Wildschweine sowie 17 Rehe erlegt. Dass davon sieben als Fallwild auf der Straße zu Tode kamen, sei alarmierend, sagte Roland Kanzler. Gute Erfahrungen gibt es mit den blauen Reflektoren an den Straßenleitpfählen, Wild sieht darin eine Gefahrfarbe. Ferner wurden in dem Jagdbogen im Norden Havelbergs 20 Waschbären und fünf Füchse zur Strecke gebacht. Insgesamt fünf Stücken Rotwild, drei Rehe und 18 Sauen wurden im Jagdbogen II erlegt. Zudem 18 Waschbären, 19 Füchse, fünf Marder und ein Marderhund.
Arg ufern die Waschbärbestände im Mühlenholz aus, wie die Abschussstatistik des Jagdbogens III beweist: Immerhin 116 der Kleinbären wurden hier zur Strecke gebracht. Weil hier eine Regulierung im Sinne des Niederwildes arg Not tat, wurde die zeitaufwändige Fallenjagd auf den Mink vorerst nach hinten gestellt, erklärte Karsten Gädecke auf Nachfrage. Ferner wurden in dem Revier sechs Füchse, ein Marderhund und fünf Minke erlegt. Hinzu kamen 29 Rehe und 21 Schweine.
Neu gewählt wurden auf der Versammlung zudem die Kassenprüfer. Dieses Amt versehen jetzt Wolfgang Wiedecke und Jens Donau. Sie lösen aus Altersgründen Erhard Brütt und Heinrich Hoppe ab, welche das Revisorenamt seit Anbeginn inne hatten. Die Kassenprüfung bei Friedrich-Wilhelm Block war ohne Beanstandungen, attestierte Hoppe.
Jagdgenosse Lothar Schnick lobte die Art der Wildschadensregulierung in der Genossenschaft. In der Nachbarschaft sei dies ein großes Problem, im Brandenburgischen etwa eskalieren wegen der Rotwildbestände die Schäden.
Gerd Schulz wies darauf hin, dass das Umweltamt bei der Jagd auf den Mink den Jägern finanziell behilflich sein wollte. Ein diesbezügliches Schreiben müsste vom Vorstand aufgesetzt werden. Die Jagdgenossenschaft zahlte im letzten Jagdjahr den Pächtern übrigens insgesamt 600 Euro Prämien für das erlegte Raubwild.
Der scheidende Vorsitzende mahnte zudem, dass sich Jäger und Landwirte endlich wieder mal zusammensetzen sollten, um sich etwa über die Fruchtfolge und die Standorte der Schläge auszutauschen - diese gute Tradition zur Verhütung von Wildschäden bereits im Vorfeld war leider wieder eingeschlafen.
Weil die Genossenschaft den Pächtern seit einiger Zeit weniger Jagdpacht abverlangt sowie weiterhin Geld für die Wildschadenskasse zurücklegt, kann in diesem Jahr nur ein Betrag von zwei Euro je Hektar an die Jagdgenossen ausgezahlt werden. Nach Abschluss der Rückstellungen sei der Reinerlös dann wieder höher, informierte Roland Kanzler.