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HeimatvereinSingegruppe bleibt bestehen

Der Heimatverein leiste einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl, lobte Bürgermeister Bernd Poloski auf der Mitgliederversammlung.

Von Ingo Freihorst 27.02.2017, 00:01

Havelberg l „Einszweidrei im Sauseschritt eilt die Zeit – wir eilen mit.“ Mit diesem Zitat von Wilhelm Busch eröffnete Vorsitzender Hans-Jürgen Nisch am Sonnabend die Wahlversammlung des Havelberger Heimatvereins. Denn die Zeit seit der letzten Zusammenkunft vor zwei Jahren war wie im Fluge vergangen, vor allem auch wegen der an Ereignissen reichen Buga 2015. Wozu auch der Verein seinen Beitrag geleistet hatte – doch dazu später.

Aktuell stehen 199 Mitglieder auf der Liste, vor vier Jahren waren es noch 231. Acht waren in der letzten Wahlperiode aus Altersgründen ausgeschieden. Leider hatte der Verein in den zwei Jahren auch zehn verstorbene Mitglieder zu beklagen, unter anderem die musikalische Leiterin der Singegruppe Margarete Bartels. Der Toten wurde in einer Schweigeminute gedacht.

Weil die Singegruppe seitdem ohne musikalische Begleitung ist, stand deren weiterer Bestand auf der Kippe. Doch informierte Heide Schumann auf der Sitzung im Rathaussaal, dass eine Weiterarbeit auch im Sinne der Verstorbenen sei: „Wir backen nun zwar kleinere Brötchen, aber wir werden sie backen!“ Zusammen mit den Plattsnakern waren sich die Sängerinnen einig: Am 25. März wird in der Kegelbahn um 14.30 Uhr der nächste der beliebten Plattdeutschnachmittage stattfinden.

Vielleicht findet sich bis dahin auch jemand, der die Singegruppe auf einem Akkordeon, dem Keyboard oder der Gitarre begleiten kann? Die Sängerinnen würden sich sehr freuen. Geübt wird jeden Dienstag ab 14.30 Uhr in der Domkurie D 8.

Die Plattdeutschtreffs, die an wechselnden Orten stattfinden, sind so etwas wie das „Aushängeschild“ des Heimatvereins. Auch kamen Orte neue hinzu, wie Kuhlhausen oder das brandenburgische Stüdenitz. Hier präsentiert sich ab und an auch der Nachwuchs, welcher von Bärbel Harmel in Sandau und Elke Joachim in Havelberg angeleitet wird. Bei Landesausscheiden belegten die jungen Plattsnaker sogar vordere Plätze – so errangen im Vorjahr Alina Janus und Jessika Zimmermann einen 2. und 3. Platz.

Viele Aktionen in 2015 erfolgten im Rahmen der Gartenschau, auch die Singegruppe hatte dabei Auftritte, zudem gab sie ihre zweite CD mit Liedern auf Platt und Hochdeutsch heraus.

Ein besonderes Ereignis war im Berichtszeitraum auch die Eiserne Hochzeit von Waltraud und Werner Schönemann in Kleindamerow, wo Singegruppe und Vorstand gratulierten. Im Heimatverein ist es schöne Tradition, zu Ehejubiläen oder hohen runden Geburtstagen zu gratulieren.

Am Herzen liegt den Heimatfreunden aber auch die Verschönerung ihrer Heimatstadt Havelberg: An der Sandauer Brücke wurde mit Hilfe von Edeka, dem Bauhof und der Tischlerei Andersch aus Schönfeld eine Sitzgruppe aufgestellt, welche gut angenommen wurde. Ein weiterer Ruhepunkt entstand ganz in der Nähe in der Genthiner Straße, dieser wurde mit Blumen und einem Fries mit Havelfischen ergänzt. Und auch um den Aussichtspunkt in der Cotheniusstraße kümmert sich das Vereinsmitglied Jürgen Gennermann.

In jener Straße befindet sich auch der Domfriedhof, welcher nach der Buga in Pflege genommen wurde. Alle drei bis sechs Wochen findet hier ein Arbeitseinsatz statt, wobei auch etliche Nichtmitglieder helfen.

Sanieren ließ der Verein auch sein Schifferdenkmal in der Bahnhofstraße, der Sockel war arg marode, Steine hatten sich gelöst. Die Baufirma HTI erledigte diese Arbeit gratis – dafür ein großes Dankeschön.

Mit Hilfe des leider ebenfalls vor kurzem verstorbenen Mitglieds Reinhold Rogge wurde der Grabstein für den Spätheimkehrer saniert und auf dem Domfriedhof aufgestellt.

Im Vorjahr wurde dank Spenden und der Familie Klose auch die Fliedertreppe mit Blumen verschönert. Der Bauhof stellte vier der original Althavelberger Bänke zur Verfügung, welche auf Betonsockeln montiert wurden. Diese sind jetzt eingelagert und werden im Frühjahr wieder aufgestellt.

Der Havelberger Heimatverein vermittelt auch Geschichtswissen, wozu die von Frank Ermer organisierte Veranstaltungsreihe im Arthotel beiträgt. Erst vor kurzem berichtete Museologin Antje Reichel hier über die Fähren auf der Elbe, im Januar informierte der Rathenower Wolfram Bleis über die Elbverläufe im 11. und 12. Jahrhundert.

Zusammen mit dem Verein „Denkmal und Leben“ wurde eine Buchlesung mit der Archäologin Dr. Rosemarie Leineweber organisiert, wobei sie über ihren Vorfahren, den Sandauer Landarzt Dr. Walther Falke, berichtete.

Ein Höhepunkt im Vorjahr war zudem die Feier zum 25-jährigen Vereinsjubiläum am 20. Mai. Margarete Bartels durfte sich hierbei ins Goldene Buch eintragen, Käthe Jankowsky wurde Ehrenmitglied. Auch im Alter von 97 Jahren wäre es ihr eine Freude, beim Plattdeutschtreff wieder mit ihren ostpreußischen Mundartbeiträgen aufzutreten, berichtete Hans-Jürgen Nisch vom jüngsten Besuch.

Eine gelungene Überraschung war im September der von der Volksstimme verliehene „Blumenstrauß des Monats“ für die engagierten Vereinsmitglieder Heide Schumann und Renate Thiemann. In jenem Monat hatte auch die alljährliche Exkursion stattgefunden, welche beim Gluthitze zum Schloss Ludwigslust führte.

Natürlich beteiligte sich der Heimatverein im Vorjahr auch an den Veranstaltungen zum 300. Jahrestag des Treffens des Preußenkönigs mit den russischen Zaren. Die Heimatfreunde ließen eine Kopie der hölzernen Seejungfrau anfertigen, welche einst der Zar auf der Werft geschnitzt haben soll. Sie ziert nun wieder den Hausgiebel in der Bahnhofstraße.

Bürgermeister und Mitglied Bernd Poloski lobte das Engagement des drittgrößten Vereins der Domstadt – er sei wichtig, um sich in Havelberg wohlzufühlen. Im Gegensatz zu anderen ist er auf vielen Feldern aktiv und greife sogar noch anderen unter die Arme. Vielleicht könne man noch mehr mit anderen kooperieren.

Das Engagement hat seinen Preis: Der Verein lebte in der letzten Zeit von seiner Substanz, erklärte Schatzmeisterin Waltraud Gennermann. Der Beitrag habe sich seit der Gründung im Jahre 1991 nicht geändert, mit Einführung des Euro wurde er sogar noch abgerundet. Sie schlug vor, den Jahresbetrag ab dem Jahr 2018 auf 20 Euro beziehungsweise 10 Euro für Nichterwerbstätige zu erhöhen, den Beschluss trugen alle Anwesenden mit.

Bei der Wahl wurde der komplette Vorstand im Amt bestätigt. Es gab allerdings einen Wechsel in der Führung: Hans-Jürgen Nisch ist wieder Stellvertreter, sein einstiger Stellvertreter Frank Ermer ist nun Vorsitzender. Mit dabei sind zudem Waltraud Gennermann, Rosemarie Fünfarek und Renate Reichert; Uta Breitmeier und Karla Martins arbeiten als Berater im Vorstand mit.