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Hochwasserschutz Rückverlegung vom Deich in Sandau

Zwei Großprojekte des Landesbetriebes für Hochwasserschutz befinden sich um Sandau: Die Deichrückverlegungen Sandau-Nord und -Süd.

Von Ingo Freihorst 16.04.2018, 18:00

Klietz/Sandau l Auf der Hochwasserschutz-Infoveranstaltung der Bürgerinitiative „Lebendiges Elbe-Havel-Land“, welche vor kurzem in Klietz stattgefunden hatte, gab es auch nähere Informationen vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) sowie dem Projektanten Jörg Priebe aus Neuruppin zu den beiden Rückverlegungsprojekten.

Die 2,8 Kilometer lange neue Deichtrasse im Nordbereich der Stadt, welche sich zwischen dem Sandauer Stadtgebiet und dem Havelberger Mühlenholz erstreckt, wurde bereits im September des Vorjahres fertiggestellt. Durch den ins Landesinnere verlegten neuen Deich werden der Elbe nach Schlitzung des Altdeiches – diese beginnt Anfang Juni – 60 Hektar zusätzliche Überschwemmungsfläche zur Verfügung stehen. Durch die breitere Ausdehnung der Fluten sinkt der Wasserspiegel – so der beabsichtigte Effekt von Rückverlegungen.

Finanziert wurde die Maßnahme aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm, informierte LHW-Direktor Burkhard Henning in Klietz. Da der LHW – auch auf Betreiben der Sandauer – bereits gute Vorarbeit geleistet hatte, wurde das Projekt an die zweite Stelle gesetzt. Seit der Flut von 2002 mahnten die Sandauer diese Rückverlegungen an.

Noch wichtiger als im Nordbereich ist für die Elbestadt die Rückverlegung im Süden – sollte hier der Deich brechen, stünde die nah an der Elbe gelegene Stadt alsbald unter Wasser. Im Norden wäre hingegen Havelbergs Südvorstadt als erstes betroffen.

Planer Jörg Priebe informierte im Anschluss über die Zeitschiene und einige beeindruckende Zahlen. So hatte die Rückverlegung im Norden im November 2014 mit Holzungen begonnen – 28 Hektar sollen als Ausgleich wieder aufgeforstet oder begrünt werden. Nach der zweijährigen Setzung des neuen Deiches kann nun der Altdeich geschlitzt werden, das dabei gewonnene Material wird wenige Kilometer weiter südwärts im zwischen Wulkau und Sandau neu entstehenden Deich eingearbeitet. Von den insgesamt 368.000 Kubikmetern Boden für den Süddeich sollen allein 133.000 Kubikmeter aus der Schlitzung gewonnen werden.

Der 3,1 Kilometer lange Altdeich wird an fünf Stellen auf fast zwei Kilometern Länge geöffnet, die Reste bleiben als Tierrettungshügel stehen. Als Baustraßen werden die auch bei der Rückverlegung genutzten Trassen verwandt.

Mit dem Beginn der Schlitzung am 4. Juni startet auch die Rückverlegung im Südbereich. Der Planungsantrag hierzu war im April 2015 eingereicht worden, der Planfeststellungsbeschluss traf im Februar 2017 ein. Nötig war ein Flurneuordnungsverfahren, da Ackerflächen von der Rückverlegung betroffen waren. Unter anderem stellte die Stadt Sandau ihre Holländerei als Austauschfläche zur Verfügung.

Die archäologischen Voruntersuchungen sind abgeschlossen, wobei nichts Spektakuläres zu Tage kam. An den Bodengewinnungsstellen waren die Kampfmittelräumer bereits im Gange, ab Ende des Monats wird die Zuwegung in der so genannten Beregnung ausgebaut.

Im Vorjahr wurde mit der Erschließung der Bodengewinnungsstelle nahe Wulkau begonnen, derzeit wird der Ton auf Halde gefahren, um an die Sande darunter zu gelangen. Diese Stelle wird später als Ausgleich für den Naturschutz zu mehreren Kleingewässern umgestaltet.

Der 3,4 Kilometer lange neue Deich erhält unter der Berme als Besonderheit ein Sickerprisma aus grobem Sand. Die Krone erhält einen 2,5 Meter breiten Asphaltweg, der Berme wird gepflastert. Die Deichlinie ist ein Viertel kürzer als der arg gewundene Altdeich, der dadurch schlecht zu verteidigen war. Um die 100 Hektar Retentionsfläche erhält die Elbe hier im Zuge der Rückverlegung hinzu. – Bedenkt man, dass dem Fluss etwa 80 Prozent seines einstigen Überschwemmungsgebietes abgezwackt wurden, ist dies nur ein Bruchteil.