90-jähriger Klietzer hat die halbe Welt bereist / Die Jagd war sein liebstes Hobby, das ihn auch zu seiner Christa führte Jagdhornbläser bringen Horst Wagner ein Geburtstagsständchen
Klietz (asr) l "Zum Geburtstag viel Glück..." Dieses Lied, vorgetragen von den Klietzer Jagdhornbläsern, rührte Horst Wagner. Ihm und seinem 90. Geburtstag zu Ehren waren die Bläser in den "Seeblick" gekommen, wohin der Jubilar seine Gäste eingeladen hatte. Seit 1998 lebt Horst Wagner mit seiner Christa in einem schmucken Häuschen am Ortsrand. Er fühlt sich wohl in der Seegemeinde, hat gute Bekannte, die ihn gern besuchen. Denn er selbst ist nicht mehr so mobil und auf Hilfe angewiesen, seit er nach einer Hüftoperation 2007 und anschließenden Komplikationen ein Bein verlor und im Rollstuhl sitzen muss.
Seine Lebensfreude hat er dennoch nicht verloren. Seine Frau und deren Kinder ermöglichen es ihm, weiterhin am Gemeindeleben teilzunehmen. Er interessiert sich für vieles, war einst Mitglied im Gemeinderat und bei der Volkssolidarität. Und wenn auf dem Museumshof etwas los ist oder die Jagdhornbläser in Klietz oder der Nähe spielen - Horst Wagner ist dabei und genießt diese Geselligkeit sehr.
Ausbildung zum Chiropraktiker in Schweden
Geboren in Berlin und aufgewachsen bei einer Pflegefamilie in Polen, ging er hier auch zur Schule. Sein Lehrer weckte die Liebe zur Jagd, die sein ganzes Leben prägte. Als er aus dem Krieg und der Gefangenschaft erst 1950 wiederkehrte, stand er mit 28 Jahren ganz mittellos da, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als er bei einem Fabrikanten um Arbeit bat, fragte der, ob er denn massieren könne. Konnte er! So gut, dass einer der Kunden ihm "goldene Hände" bescheinigte und riet, eine Ausbildung zum Chiropraktiker zu machen. Das tat er dann auch in Schweden und baute sich Mitte der 70-er Jahre in Gelsenkirchen eine eigene Praxis auf. Die Chiropraktik (eine alternativmedizinische, biomechanische Behandlungsmethode mit dem Ziel, die normale Beweglichkeit der Gelenke besonders an der Wirbelsäule wiederherzustellen) war zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht so verbreitet, aber nach den ersten erfolgreichen Behandlungen machte sich Horst Wagner einen Namen auf diesem Gebiet.
"Es war Liebe auf den ersten Blick!"
Nebenbei pflegte er die Jagd als intensives Hobby. Über Bekannte in Tangermünde kam er zu DDR-Zeiten schon hin und wieder in diese Region. Seinem Antrag, einen Muffel zu schießen, wurde 1996 stattgegeben - auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes konnte er auf Jagd gehen. Als er, zu diesem Zeitpunkt schon Witwer, kurz darauf ein zweites Mal nach Klietz kam, lernte er seine Christa kennen. "Es war Liebe auf den ersten Blick", gesteht die Klietzerin. Sie zieht zu ihm nach Gelsenkirchen, zwei Jahre später wird geheiratet.
Doch beide wollen zurück nach Klietz. Ein Haus wird gebaut, in das sie 1998 einziehen. Bis zur vieles verändernden Hüftoperation gehen sie auf Reisen, vor allem in die nordischen Länder. Horst Wagner hat die halbe Welt gesehen, 51 Länder hat er bereist. Heute zehrt er von diesen schönen Erinnerungen und erzählt gern davon.