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Gartenschau Jonschkowski: "Wir sind immer noch Buga"

Vor einem Jahr war die Spannung groß: Alle fieberten der Eröffnung der Bundsgartenschau entgegen. Wie sieht es ein Jahr später aus?

Von Andrea Schröder 16.04.2016, 01:01

Havelberg l Es sind vor allem die vielen schönen Erinnerungen, die wohl jedem, der mit der Buga zu tun hatte, sofort einfallen, wenn er an das Groß­ereignis in der Havelregion zurückdenkt. Ob Bilder im Kopf, auf Kamera oder Handy, abgespeichert auf dem Computer oder schon in einem Album oder auf selbst gestalteten Kalendern festgehalten. Und die vielen Begegnungen, die sich oft ganz spontan ergaben. Noch heute schwärmen viele Havelberger von der ausgezeichneten Stimmung, die auszumachen war, und wollen sie gern bewahren.

Geblieben ist aber noch viel mehr. Nicht nur die Tulpen, Narzissen und anderen Frühblüher, die bereits ihre Blüten zeigen oder in Kürze ihre Schönheit entfalten werden. Da sind die Straßen, Wege und Plätze, die Kunstwerke, das Haus der Flüsse...

„Für mich war es in den 30 Jahren als Kämmerin das allerschönste Jahr“, sagt Petra Jonschkowski, die zudem das Bauamt leitet. Sie hat von Anfang an für die Buga gebrannt und 2015 zugleich ihr anstrengendstes Jahr erlebt. „Diese vielen schönen Erinnerungen gehen nicht verloren.“

Am Eröffnungssonnabend am 18. April 2015 hatte sie die Bürger am frühen Morgen zur „Buga-over-Türe“ durch die Stadt geführt, die sich auch außerhalb der Buga-Kulissen von ihrer schönsten Seite zeigte. Start war am neuen Slawendorf-Spielplatz auf der Stadtinsel. Weiter ging es zum Regionalmarkt am Rathaus, der an 177 Tagen öffnete, und zu den Fischskulpturen an der Uferpromenade.

Stopp wurde eingelegt an einer der roten Stelen, die in Bildern und Texten an neun Punkten über die Historie Havelbergs informieren. Dann ging es hoch zum Dom, wo sich um 9 Uhr erstmals die Buga-Tore öffnen sollten. Die Bronzefiguren von Zar Peter I. und König Friedrich Wilhelm I. auf dem Domplatz durften schon enthüllt werden. Der Künstler Anton Schumann hat sie angefertigt. Dann mussten alle noch mal raus. Warten bis zur offiziellen Öffnung. Das bronzene Stadtmodell direkt am Ausblick auf die Altstadt hat Burkard Hauck angefertigt.

Bewunderung fanden auch die Bronzereliefs des Prignitzer Künstlers Bernd Streiter, die auf dem Hof am Ostflügel das Leben der Prämonstratenser Chorherren darstellen. Auch Abbildungen von Bischof Anselm und Albrecht der Bär sind in Bronze entstanden und machen an der roten Backsteinwand ein gutes Bild.

Diese vier Kunstobjekte, für die das Land 300 000 Euro gab, bleiben. Und nicht nur sie. Auf dem Spielplatz ist bei fast jedem Wetter Trubel. Die roten Stelen werden noch ergänzt. Gern nutzen Touristen sie, um sich über Sehenswürdigkeiten zu informieren.

„Mensch, ist das alles schön geworden“, hieß es schon am Eröffnungstag aus aller Munde. „Ich erinnere mich noch gut daran, dass, nachdem wir die Buga eröffnet hatten, viele Skeptiker und Kritiker zu mir gekommen sind oder mich angerufen haben, um zu sagen, dass sie das nicht erwartet hätten. Die Tulpen blühten in großer Pracht, die Vorstellungen vieler wurden weit übertroffen“, denkt Petra Jonschkowski an die ersten Buga-Tage zurück.

„Haben enorme Vermögenswerte geschaffen.“

Viele Leute beglückwünschten die Stadt zu dem Mut, den sie gehabt hat, sich diesem Großprojekt Bundesgartenschau zu stellen. Und dass sie das alles gepackt haben. Oft kam auch die Frage, ob auch ein Ja zur Buga gekommen wäre, wenn man gewusst hätte, was alles auf die Stadt zukommt. „Im Nachhinein muss man sagen, dass, auch wenn Havelberg durch das Defizit mehr Geld aufwenden muss, enorme Vermögenswerte entstanden sind. Durch die vielen Fördermittel in Höhe von 90 Prozent hat die Stadt einen Riesenschritt gemacht. Wir haben in sechs Jahren so viel geschaffen, was normalerweise in 20 bis 25 Jahren erreicht werden kann.“ 18,2 Millionen Euro wurden investiert, davon 15,3 Millionen Euro aus Fördertöpfen.

Ihren Buga-Aufkleber hat Petra Jonschkowski noch am Auto. „Wenn er abgeht, klebe ich einen neuen auf. Wir sind immer noch Buga“, sagt sie und verweist auf 600 000 Besucher, die 2015 in Havelberg waren und von denen viele wiederkommen wollen. „Die Havelberger waren sehr zugänglich und aufgeschlossen und ich wünsche mir, dass wir auch künftig gute Gastgeber sind.“ Auf ihrem Schreibtisch steht ein selbst gestalteter Kalender mit Fotos von zahlreichen Blumen. Viele aus der Stadtkirche – die 16 Blumenschauen waren einfach wunderschön.

Zu dem, was geblieben ist, zählt sie außer dem Aspekt, dass die Straßen auf der Stadtinsel und im Dombezirk nun alle in Ordnung sind, die Punkte, die die Stadt schöner machen und die zum Verweilen einladen. Sie selbst zieht es in der Mittagspause zum Beispiel gern mal auf die „Sonnenbank“ am Havelvorland. Und jetzt erfreut sie sich an den weißen Tulpen an der Stadtkirche.

Es sind schon viele Besucher in der Stadt zu sehen. Sie schauen sich die Buga-Kulissen an, besuchen den Dom. Das Haus der Flüsse bietet jede Menge Wissen zu Flusslandschaften. Ein kleiner Wermutstropfen ist die noch geschlossene Stadtkirche. Das zu ändern, daran arbeitet die Kirchengemeinde. Das Gotteshaus soll künftig auch für Ausstellungen und Konzerte genutzt werden. Von Mai bis Oktober finden an jedem ersten Sonntag dort Familiengottesdienste statt.

In der Touristinfo hat Leiterin Marina Heinrich festgestellt: „Ob auf Messen oder vor Ort in der Touristinformation, die Frage, wo sich Gäste bei uns auf die Spuren der Buga begeben können, rangiert derzeit auf Platz 1.“ Über einen Spaziergang durch die Buga-Kulissen lesen Sie heute in der gedruckten Ausgabe.