Vereine Kaninchenzüchter aus Kamern hofft auf Corona-Lockerungen
Wie viele andere Vereine leiden auch die Kaninchenzüchter im Landkreis Stendal unter den Corona-Bestimmungen. Kreisvorsitzender Andreas Engel aus Kamern hofft auf Lockerungen.

Kamern - Seine schwarzen Alaska-Kaninchen sind bekannt. Er ist mit seinen Tieren auf vielen Schauen unterwegs und hat schon so manchen Pokal und manche Auszeichnung erhalten. Andreas Engel ist Züchter aus Leidenschaft. Wohl deshalb betrachtet er die Corona-Situation mit Sorge. Das Vereinsleben leidet unter den Kontaktverboten. Im zurückliegenden Jahr gab es kaum Ausstellungen und auch nur selten Treffen mit Gleichgesinnten. Dabei lebt die Kaninchenzucht vom Erfahrungsaustausch im Verein und von der Präsentation der Zuchtergebnisse bei Ausstellungen. Der Züchter aus Kamern weiß, wovon er spricht. Seit 2003 ist er Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins in der Seegemeinde. Vor vier Jahren hat er zudem den Vorsitz des Kreisverbandes „Altmark Ost“ der Kaninchenzüchter übernommen.
„Im Oktober 2020 hatten wir die letzte Mitgliederversammlung im Schiff bei uns in Kamern, da konnte ich Wolfgang Hellwig aus Sandau noch die Auszeichnung für seine 50-jährige Mitgliedschaft übergeben. Seitdem läuft der Kontakt im Verein über die WhatsApp-Gruppe. Unsere traditionelle Stallbegehung am 1. Mai zum Beispiel konnte nicht stattfinden. Im Kreisverband hatten wir Ende Oktober die letzte Sitzung. Nur noch das Nötigste wird erledigt wie das Führen von Statistiken oder das Abführen von Mitgliedsbeiträgen an den Landesverband. Das Vereinsleben liegt am Boden“, schätzt er ein.
Gerade bei den älteren Vereinsmitgliedern merke er, dass die Lust am Weitermachen schwindet, denn es zähle eben auch die Gemeinschaft. Das Interesse an der Kaninchenhaltung sei noch da. Die Frage sei aber, ob sich jedes Vereinsmitglied noch mit der Zucht befassen möchte. „Seit einem Jahr ist alles auf der Strecke geblieben. Es gab im Kreis Stendal nur eine Ausstellung in Tangerhütte. Das ist für viele aus unserem Verein schon zu weit weg. Ob alles, was für dieses Jahr geplant ist, stattfinden kann, vermag momentan noch keiner zu sagen. Wir geben die Hoffnung natürlich nicht auf und sehen einen Silberstreif am Horizont. Die Frage ist, wie die Situation im September/Oktober sein wird, wenn die meisten Schauen stattfinden. Wir hoffen alle, dass sich die Situation verbessert.“
Das jährliche Kreiszüchtertreffen, das mit dem Jerichower Land im Mai stattfindet, ist abgesagt. Im Juli treffen sich Züchter normalerweise im Jerichower Land zur Jungtierschau. Die Kamernschen Züchter würden sich freuen, wenn sie im Oktober wieder zu ihrer Elb-Havel-Schau willkommen heißen dürften. Froh ist er, dass Sponsoren bislang zur Stange gehalten haben.
Jüngere fürs Hobby begeistern
Andreas Engel rechnet damit, dass die Vereinskultur langfristig ausgedünnt wird. Schon jetzt existiert mancher Verein mehr auf dem Papier. Altersbedingt ist die Mitgliederzahl im Kreis Stendal in den vergangenen Jahren um 25 Prozent geschrumpft. „Neue Mitglieder zu gewinnen, ist schwer. Kaninchenzucht erfordert Aufwand für Futter und Pflege und auch Kosten für den Tierarzt. Wir müssen die Situation annehmen und Kindern und Jugendlichen zeigen, wie viel Spaß diese Arbeit mit den Tieren machen kann“, sagt er.Kinder sind zu begeisternDie Freude an ihrem Hobby zeigen die Kamernschen Kaninchenzüchter nicht nur bei ihren Schauen, sondern zum Beispiel auch, wenn sie bei Veranstaltungen im Dorf Kaninchen präsentieren. Doch im Jugendalter ändern sich die Interessen. Das hat Andreas Engel auch bei seinen Kindern festgestellt, die er zunächst von der Zucht begeistern konnte. Er selbst begann 1999 mit der Zucht. Dabei kennt er die Kaninchenhaltung schon von klein auf. „Zu DDR-Zeiten war das ein gutes Geschäft.“ Sein Schwiegervater in Kamern war im Zuchtverein, und so entwickelte auch Andreas Engel das Interesse. „Wenn ich Kaninchen halte, kann ich auch züchten, dachte ich mir.“ In den ersten Jahren sei er sehr preiserpicht gewesen. „Jetzt steht das Zuchtziel im Vordergrund.“
Er hat sich auf Alaska festgelegt, die als mittelgroße Rasse durch ihr tiefschwarzes glänzendes Fell und als frohmütig bekannt sind. In den gut 20 Jahren hat er um die 2000 Kaninchen gezüchtet und zirka 300 Preise auf Kreis-, Landes- und Bundesebene erhalten. „Den Alaska-Züchter G 820 kennt man in Sachsen-Anhalt“, ist er stolz auf das Erreichte. Das Prädikat „Vorzüglich“ und damit 100 Punkte hat er um die hundertmal erzielt. Von 30 Jungtieren gelingen drei bis fünf als „vorzügliche“.
Entwickelt hat sich in den vergangenen Jahren das Thema Verarbeitung des Kaninchenfleisches. Rezepte auch für Wurstsorten werden ausgetauscht. „Kaninchenzucht ist zu 95 Prozent Bio“, sagt Andreas Engel, der übrigens selbst gern kocht.
In Bezug auf die Bekämpfung des Coronavirus berichtet der 55-Jährige von der Kaninchenseuche, gegen die die Tiere seit fünf Jahren im Landkreis Stendal konsequent geimpft werden. „Seitdem treten Infektionsherde nur noch sporadisch auf. Das zeigt, wie Seuchenbekämpfung funktionieren kann."