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Feuerwehr Ein Feuerwehr-Urgestein hinterlässt Spuren

Mit Schönhauser Karl-Heinz Pick verabschiedet sich ein Urgestein aus der aktiven Feuerwehrlaufbahn.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 06.02.2020, 14:00

Schönhausen l  Er bestimmte nicht nur in Schönhausen die Feuerwehr-geschichte mit, sondern im gesamten Elbe-Havel-Land. Denn er war als Gemeindewehrleiter auch für alle Wehren zwischen Sandau und Fischbeck zuständig – dieses Amt hatte er schon vergangenes Jahr an Uwe Engel abgegeben. Nun obliegt es in Schönhausen René Köhler, die großen Fußstapfen auszufüllen.

Nicht nur im Elbe-Havel-Land ist Karl-Heinz Pick bekannt und geachtet. Deshalb war es dem Leiter des Stendaler Feuerwehrmuseums, Michael Schneider, eine Ehre und ein Vergnügen, als Feuerlöschdirektor Carl Karmeyer, zur Jahreshauptversammlung zu erscheinen und einen Blick auf das Wirken von „Kalle“ zu werfen. Die Rolle, die er mitgebracht hatte, ist lang. Der Blick zurück beginnt mit der Geburt von Karl-Heinz 1954 in Scharlibbe. Nach dem Besuch der Schule in Klietz machte er eine Ausbildung bei der PGH Vereinte Kraft in Schönhausen zum Baufacharbeiter. Am 3. November 1969 wurde er Mitglied der Scharlibber Wehr. Nach dem Umzug nach Schönhausen verstärkte er ab 15. November 1976 die Schönhauser Wehr. Ab 1986 wirkte er in der Wehrleitung mit. Am 1. Januar 1999 übernahm er die Wehrleitung von Horst Herrmann. Dazu kam ab 1994 die Verantwortung zunächst für den Abschnitt Schönhausen und dann für das gesamte Elbe-Havel-Land. Zugführer der Kreisfeuerwehrbereitschaft und Kreisausbilder sind weitere Funktionen, die er bekleidete.

Elfmal wurde er befördert, zuletzt 2017 zum höchsten Rang Brandinspektor.

Von so viel Engagement für die Feuerwehr ließ sich auch die Familie anstecken: Ehefrau Birgitte und die Töchter Janine und Susanne, die beiden Schwiegersöhne und auch die drei Enkelsöhne Timo, Moritz und Gero sind ebenfalls engagierte Mitglieder.

Zu den Einsätzen, die sich in 50 Jahren ins Gedächtnis eingebrannt haben, zählt natürlich die Flut 2013, als Karl-Heinz und weitere Aktive im Obergeschoss des gefluteten Gerätehauses Stellung bezogen und von hier aus mit dem Schlauchboot Kontroll- und Versorgungsfahrten unternahmen. Auch das ist für Karl-Hein Pick unvergessen: „Einer meiner ersten Einsätze war im Sommer 1971, als Samstagnachts gegen 1.30 Uhr in Scharlibbe direkt vor dem Gerätehaus ein Trabant in Flammen aufgegangen ist. Eine Familie kam mit ihrem Trabi vom Ostsee-Urlaub und musste tanken.

 Da es ja Nacht war und die einzige Laterne, die im Dorf brannte, war die vor dem Gerätehaus. Also haben sie dort angehalten und aus dem Reservekanister Benzin nachgefüllt. Dabei muss etwas daneben gelaufen sein. Beim Starten des Trabis hat es im Motorraum vermutlich durch Funkenschlag des Anlassers das daneben gelaufene Benzin entzündet und den Trabi in Brand gesetzt. Wir hatten nur einen Tragkraftspritzen-Anhänger, der wie bei diesem Einsatz von Hand gezogen wurde, da der am nächsten gelegen Flachspiegelbrunnen direkt auf der anderen Straßenseite lag und wir sehr schnell die Wasserversorgung aufbauen und den Brand bekämpfen konnten.

Zum Glück kamen keine Personen zu Schaden.“ Und dann zählt er noch ein paar Einsätze auf: Der Bahnunfall 1991 auf dem Bahnhof, als ein Güterzug mit giftigen Substanzen entgleiste; der Hubschrauberabsturz 1995 kurz vor dem Ende der Flugschau in Stendal; der Fischbecker Waldbrand im Jahr 2000... „Und es ereigneten sich auch zahlreiche Unfälle mit eingeklemmten Personen, teils mit tödlichem Ausgang, die wir immer wieder erleben. Zu den angenehmeren Seiten zählen die vielen Veranstaltungen, Feiern und Jubiläen der Ortsfeuerwehren, an denen ich teilnehmen konnte.“

Der „Pieper“ ist nun nicht mehr der ständige Begleiter des Ehrenortswehrleiter. Doch Karl-Heinz Pick versicherte, weiter mit Rat und Tat in der Ehrenabteilung zur Seite zu stehen. Und die Chronik, die er schon seit vielen Jahren führt, vervollständigt er ebenfalls weiter. Abschließend sagte er an seine Kameraden gerichtet: „Nach über 50 Jahren aktiven Dienst kann ich auf eine schöne gemeinsame Zeit mit euch zurückblicken. Wenn es auch manchmal nicht einfach war, so haben wir doch gemeinsam viel erreicht und konnten auch viele Erfolge erringen. Ich wünsche Euch allen und der neuen Wehrleitung für die Zukunft alles Gute. Bleibt der Sache treu und bewahrt die Kameradschaft zum Wohle des Nächsten!“