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Kiebitzberg Solarenergie treibt Schiff voran

Das bisher größte auf der Havelberger Kiebitzberg-Werft gebaute Schiff, rund 62 Tonnen schwer, ist nun ausgeliefert worden.

Von Dieter Haase 30.12.2019, 18:22

Havelberg l Die Kiebitzberg-Werft in Havelberg hat sich mit außergewöhnlichen Schiffen einen Namen gemacht. Sie baute schon einen stilisierten Raddampfer oder ein Ausflugsschiff für den kasachischen Präsidenten. Auch Hausboote, Forschungsschiffe und eine schwimmende Sauna wurden bereits auf der Werft gefertigt.

Nun ist ein weiteres zukunftsweisendes Havelberger Unikat hinzugekommen. Es ist fast 37 Meter lang, sieben Meter breit und metallic glänzend: ein Katamaran mit zwei Kielen und komplett aus leichtem Aluminium. Das Besondere: Das Schiff im Wert von zwei Millionen Euro fährt völlig abgasfrei. Betrieben wird es durch ein Elektroantriebssystem: eine 550-Volt-Elektroanlage mit zwei Doppelmotoren. Dabei kommt die Energie für das Bordnetz direkt von der Sonne über eine Solaranlage. Für die Antriebe wird es dann nachts mit grünem Strom aufgeladen.

Bevor es auf seine Reise zu seinem Auftraggeber, einer Berliner Reederei, ging, wurde es auf der Havel bei zahlreichen Profefahrten einer Prüfung „auf Herz und Nieren“ unterzogen. „Was uns bei den Probefahrten auffiel: ein fast lautloses Fahren, man hörte das Wasser plätschern und ab und zu den Stellmotor, ansonsten nichts“, berichtet Kiebitzberg-Geschäftsführer Andreas Lewerken. „Unser gesamtes Mitarbeiterteam rund um den Schiffsneubau hat eine hervorragende Leistung abgegeben. Dafür sei allen Dank gesagt!“

Selbstverständlich sei es für alle Beteiligten auch eine äußerst spannende Aufgabe, immer wieder solche außergewöhnlichen Projekte zu verwirklichen. Auch der Innenausbau gehöre dazu, der von der Kiebitzberg-Tischlerei bestens umgesetzt worden sei.

Schon vor 15 Jahren hätten die Havelberger begonnen, Elektroantriebe in ihren Schiffen beziehungsweise Booten zu erproben, sagt Werftleiter An­dreas Lewerken. In dem Familienbetrieb habe man sich schon früh gesagt, dass man vom Dieselmotor weg wolle, längst bevor dies ein politisch aktuelles Thema wurde.

Nun ist in Havelberg das erste im Land Sachsen-Anhalt – wenn nicht sogar deutschlandweit – solarbetriebene Passagierschiff gebaut und ausgeliefert worden. Auch die Leichtbauweise aus Aluminium, mit der die Werft in den vergangenen Jahren bereits in vielerlei Hinsicht gute Erfahrungen gesammelt hat, ist ziemlich einmalig.

Die Auftraggeber aus Berlin, berichtet Andreas Lewerken, haben es sich zur Aufgabe gemacht, emissionsfreien Fahrgastschiffbetrieb auf die Gewässer Berlins zu bringen. Dabei bestand der Anspruch, von den klassischen Fahrgastraumaufteilungen abzuweichen, mehr Sitzplätze nach draußen zu bringen und den Schiffen ein Lounge-Feeling zu verschaffen. In der Havelberger Werft fand man dafür einen zuverlässigen Auftragnehmer.

Ein zweites Schiff gleicher Bauart ist auf der Werft übrigens derzeit in Arbeit. Im März soll der Stapellauf sein.